heute müssen wir einmal über die längst schon sprichwörtlich gewordene „German Angst“ sprechen. Nicht gerade ein einfaches Thema. Nach Meinung vieler Historiker nämlich hat die ihren Ursprung in der Inflation der 1920er-Jahre. Und da die Inflation seit über einem Jahr wieder auf dem Vormarsch ist, bekommen viele nun Angst, dass somit auch die Angst zurückkommt. Oder ist es am Ende nur die Angst vor der Angst? Zeit jedenfalls, einen Spezialisten aufzusuchen. Schließlich ist die Geschichte der Inflation eine Geschichte voller Missverständnisse. Im Cicero-Interview sprechen wir mit dem britischen Wirtschaftshistoriker Harold James über Krisen als Globalisierungstreiber und die deutsche Angst vor der Geldentwertung. Ein Gespräch, das durchaus auch Hoffnung macht. Außerdem stehen wir mit dem Dilemma nicht alleine da. Inflation, sinkender Lebensstandard und Rezessionsängste gibt es derzeit nämlich auch im Vereinigten Königreich. Eine Mehrheit der Briten spricht sich daher sogar für ein Referendum über eine Rückkehr in die Europäische Union aus. Doch London hat andere Pläne, wie unsere Autorin Ekaterina Zolotova in einem Artikel über Porteste und Optimismus zu berichten weiß. Zu einem anderen Thema: Nach dem gescheiterten Versuch, Berlin schnell in die CO2-Neutralität zu zwingen, ist die Enttäuschung der Klima-Bubble groß. Doch statt auf „fossile Zyniker“ zu schimpfen, wäre es nun an der Zeit, sich selbstkritisch mit dem eigenen Irrsinn zu beschäftigen, meint mein Kollege Ben Krischke in seinem Kommentar zum Tränenmeer der Aktivisten. Doch statt rührselig davonzuschwimmen, gucken wir lieber ein bisschen in die Glotze: In der jüngsten Folge „Magazin Royale“ etwa konnte man Jan Böhmermann beim Dieter-Nuhr-Gucken zugucken. Und was der Zuschauer da zu sehen bekam, das waren Böhmermann-Witze und Böhmermann-Vorurteile. Eine Satiresendung als telemedialer Rorschachtest. Dennoch war es irgendwie genial, wie wir in unserem heutigen Kommentar zur Sendung meinen. Denn wer beherrscht sonst schon die Punchline in die eigene Fresse? Das kann eben nur Böhmermann. Spitzenvertreter der Regierungsparteien versuchen verzweifelt, bei umstrittenen Themen zusammenzufinden. Doch der am Montag begonnene Koalitionsausschuss will und will kein Ende finden. Kein Wunder, denn die Positionen im selbsternannten Fortschritts-Bündnis stehen einander teilweise diametral gegenüber. Da hilft am Ende nur noch Beten! Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |