Ausgabe vom 18.02.2021

Inflation ist schon jetzt DAS Thema des Jahres!
US-Indizes: Kurzfristig mehren sich die bearishen Signale

Inflation ist schon jetzt DAS Thema des Jahres!
von Sven Weisenhaus

Der Chef der Fed-Filiale von Boston, Eric Rosengren, sagte gestern auf einem Online-Symposium, die Fed strebe an, dass die Teuerungsrate auf breiter Basis nachhaltig bei 2 % liegt. Und: „Ich glaube nicht, dass wir das in diesem Jahr sehen werden. Ich wäre überrascht, falls wir das vor Ende des  nächsten Jahres sehen werden". Mit anderen Worten: Rosengren geht davon aus, dass die US-Notenbank (Fed) bis Ende 2022 ihr Inflationsziel von 2 % verfehlen wird.

US-Inflation wird aus allen Richtungen befeuert

Angesichts einer aktuellen US-Inflation von zuletzt bereits 1,4 % (siehe Börse-Intern vom 10. Februar) und der Tatsache, dass Basiseffekte die Teuerung im Frühling weiter treiben werden, ist dies eine durchaus gewagte Aussage. Zumal neben den jüngst stark gestiegenen Erzeugerpreisen (siehe gestrige Börse-Intern) auch noch die Importpreise deutlich zugelegt haben, um +1,4 % gegenüber dem Vormonat, nach +0,9 % im Dezember und sogar nur +0,1 % im November.

Veränderung der Importpreise in den USA

Durch steigende Preise bei Gütern, die in die USA geliefert werden, wird Inflation quasi importiert. Die Teuerung in den USA wird also derzeit aus allen Richtungen befeuert.

Sollten sich daher derartige Aussagen aus Richtung der Notenbank in naher Zukunft häufen, dann sind diese eher als verbale Interventionsmaßnahmen der Währungshüter zu sehen. Die Notenbank muss der Erwartung entgegentreten, dass die expansive Geldpolitik früher als bislang angedeutet zurückgeschraubt werden muss. Denn dies würde den die Anleiherenditen weiter nach oben treiben und die Niedrigzinspolitik der Notenbank konterkarieren. Aber ob sich der Markt davon nachhaltig beeindrucken lässt, muss abgewartet werden.

Inflation ist schon jetzt DAS Thema 2021

Es wird jedenfalls sehr interessant zu beobachten, wie sich die Dinge in den kommenden Monaten entwickeln. Eines ist jedenfalls schon jetzt klar: Inflation ist DAS Thema des Jahres. Aber das war abzusehen. Schon zur Börse-Intern vom 13. August 2020 lautete der Titel „Das könnte das große Thema für 2021 werden“. Inzwischen wird immer mehr darüber berichtet. Und mit jedem Inflationsanstieg wird dem Thema eine größere Brisanz beigemessen werden.



US-Indizes: Kurzfristig mehren sich die bearishen Signale
von Sven Weisenhaus

Bei den US-Indizes ist es heute zu weiteren Kursrückgängen gekommen. Dabei wurden im kurzfristigen Bereich neue Korrekturtiefs markiert. Und inzwischen muten die Abwärtsbewegungen schon etwas dramatisch an, wenn man sich zum Beispiel wieder exemplarisch den Chart des S&P 500 aus dem CFD-Handel anschaut.

S&P 500 - kurzfristige Chartanalyse
(erstellt mit: comdirect.de)

Dabei sah das gestern Abend noch anders aus. Denn die US-Indizes konnten sich von ihren Tiefs deutlich erholen. Der S&P 500 arbeitete sich dabei bis an das Hoch vom 10. Januar zurück und eroberte diese Marke heute Nacht sogar wieder. Fast 61,80 % der zweitägigen Kursverluste wurden damit aufholen. Aber letztlich prallten die Kurse von dieser Marke ab (siehe roter Pfeil im Chart) und fielen auf das besagte neue Korrekturtief.

Dem Dow Jones war es sogar gelungen, weit mehr als 61,80 % der Kursverluste aufzuholen.

Dow Jones - kurzfristige Chartanalyse
(erstellt mit: comdirect.de)

Eine derartige Rückkehr der Bullen erschwert natürlich das Trading ungemein. Denn sämtliche Short-Signale wurden damit im Dow Jones egalisiert. Dass es dann heute doch wieder kräftig abwärts ging, damit war so einfach nicht zu rechnen. Und das erhöht natürlich den Frust eines Traders umso mehr. Ich erinnere dazu an meine Ausführungen in der Börse-Intern von vorgestern (Stichwort: „Ja, was denn nun?“).

Im Nasdaq 100 sind die bearishen Signale dagegen klarer. Der Technologieindex konnte nur knapp 50 % der Kursverluste aufholen (siehe roter Pfeil im folgenden Chart) und fiel insgesamt deutlich stärker zurück. Hier wurde schon das Niveau vom 5. Februar erreicht.

Nasdaq 100 - kurzfristige Chartanalyse
(erstellt mit: comdirect.de)

Wenn sich aber die US-Indizes so unterschiedlich entwickeln, dann traut man dem Braten natürlich nicht so recht. Short-Trades erscheinen dann mit Blick auf den Dow Jones auch im Nasdaq 100 riskant, obwohl der Technologieindex inzwischen einige ehemalige Hochpunkte der Aufwärtsbewegung (rote horizontale Linien) unterschritten und damit eine ganze Reihe an bearishen Signalen gesendet hat.

Nur eine kleine Gegenbewegung im steilen Aufwärtstrend?

Man muss zudem auch berücksichtigen, dass die Abwärtsbewegungen mit Blick auf diese Charts zwar schon etwas dramatisch anmuten – im Vergleich zum vorangegangenen Anstieg und insbesondere im Nasdaq 100 – aber sie zeigen auch nur einen extrem kurzfristigen Chartausschnitt.

Im Chart des S&P 50 ganz oben ist ein grüner Aufwärtstrendkanal eingezeichnet. Und schaut man sich diesen im längerfristigen Chart des S&P 500 an, dann erkennt man, dass die bisherigen Kursverluste noch absolut nicht der Rede wert sind.

S&P 500 - langfristige Chartanalyse

Der Index ist gerade erst ein kleines Stückchen von der oberen Linie dieses engen Aufwärtstrendkanals abgeprallt. Deutlich bearishe Signale werden hier erst gesendet, wenn dieser Trendkanal nach unten gebrochen wird und der S&P 500 damit nach langer Zeit mal wieder unter den 50-Tage-Durchschnitt (blaue Linie) fällt.

Zwischen kurz- und langfristigen Entwicklungen unterscheiden

Man muss hier also klar zwischen kurz- und langfristigen Entwicklungen unterscheiden. Ein Anstieg der Inflation, der den Märkten gefährlich werden könnte, wird sich erst in einigen Monaten zeigen, vielleicht im Mai oder Juni. Die Märkte antizipieren allerdings solche Entwicklungen. Und so könnte es natürlich sein, dass im S&P 500 nun die blaue Welle 5 zu Ende gegangen ist und damit eine größere Korrektur ansteht. Aber dazu müssen die kurzfristigen bearishen Signale erst durch längerfristige bestätigt weden.


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de


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