Daniel Pipes

Israel und die fünf muslimischen Rivalen des Tempelbergs

von Daniel Pipes
Israel HaYom
7. Februar 2021

http://de.danielpipes.org/20234/israel-und-die-fuenf-muslimischen-rivalen-des

Englischer Originaltext: Israel and the Temple Mount's Five Muslim Rivals
Übersetzung: H.Eiteneier

Jeder weiß von dem jüdisch-muslimischen Gerangel um Ansprüche über Jerusalem zu herrschen, zu dem die palästinensischen Lüge gehört, dass Jerusalem im Judentum keine Rolle spielt sowie der proisraelischen Entkräftung, dass Jerusalem im Koran gar nicht vorkommt.

Es gibt aber einen weiteren hitzigen, wenn auch weniger öffentlichen Kampf um Jerusalem (arabisch Al-Quds): nicht um das recht über die Stadt zu herrschen, sondern um die Zuständigkeit für den Tempelberg (arabisch Al-Haram ash-Sharif), das heilige Plateau mit zwei ehrwürdig alten heiligen Gebäuden, dem Felsendom (691 gebaut) und der Al-Aqsa-Moschee (705). Dieser verschachtelte, folgenreiche Kampf wird von fünf muslimischen Parteien geführt: der palästinensischen Autonomiebehörde, dem haschemitischen Königreich Jordanien, dem Königreich Saudi-Arabien, der Republik Türkei und dem Königreich Marokko. Jede hat markante Stärken und Ziele.

Die al-Aqsa-Moschee und der Felsendom

Die palästinensische Autonomiebehörde: Den Tempelberg zu kontrollieren ist für die Mission der PA absolut zentral. Ihr mögen die wirtschaftlichen und militärischen Ressourcen eines Staates fehlen, aber sie übt auf zweifache Weise einzigartige Macht aus: die alltägliche Verwaltung (dank israelischer Fügsamkeit) und breite internationale Unterstützung für ihren Anspruch über Ostjerusalem zu herrschen. Die PA hält diese zwei Stärken eifrig aufrecht, indem sie Israel mit ihren Aufrufen nach muslimischer Empörung und linkem Antizionismus einschüchtert. Als der effektive Herrscher auf dem Tempelberg ist sie die Status-quo-Macht, die sich jeder Veränderung widersetzt.

Jordanien: Amman genießt viele formale Privilegien, hat aber vor Ort fast nichts zu sagen. Der jordanisch-palästinensische Friedensvertrag von 1994 hält fest: "Israel respektiert die gegenwärtige Sonderrolle" Jordaniens in "muslimischen heiligen Heiligtümern in Jerusalem" und gewährt "der historischen Rolle Jordaniens darin hohe Priorität". Ein Gelehrter übersetzt das fälschlich in ein angebliches Wächteramt "mit den dazugehörigen Pflichten die Heiligtümer zu unterhalten, zu schützen und den Zugang zu ihnen zu regeln". In der Tat arbeitet Israel mit den relativ freundlich gesinnten jordanischen Königen zusammen, um deren Machtlosigkeit zu verbergen, weil diese vorgetäuschte "Sonderrolle" darin besteht – mit den Worten von Nadav Shragai – "der zentrale Anker zu sein, der ihre Monarchenrolle stärkt, ihr Legitimität angesichts islamisch-extremistischer Elemente in Jordanien einräumt. Eine geschwächte Präsenz auf dem Berg, fürchtet Jordanien, wird zwangsläufig auch die Stabilität im Königreich bis zu dem Punkt untergraben, dass sie eine existenzielle Bedrohung darstellt."

Saudi-Arabien: Den Saudis fehlt Einfluss, aber sie streben im Moment nach etwas Macht, um ihr internationales Ansehen zu aufzubessern. John Jenkins, ein ehemaliger britischer Botschafter in Riyad, erklärt warum: Der Iran hat immer ihre Legitimität ihres Wächteramts für Mekka und Medina infrage gestellt. Würden sie ihrer Liste einen dritten Schrein hinzufügen, könnte das ihren Anspruch aufwerten, die absoluten [religiöser] Führer der islamischen Welt zu sein." Die Israelis könnten Riyad solche Macht übergeben, gleichzeitig einen Friedensvertrag versüßen und die palästinensische Kontrolle schmälern.

Der türkische Präsdient Erdoğan und seine Frau Emine besuchten 2005 den Tempelberg.

Türkei: Das osmanische Reich herrschte vier Jahrhunderte lang in Jerusalem, 1516 bis 1917; danach verlor die türkische Obrigkeit abrupt das Interesse daran. Recep Tayyip Erdoğan erneuerte vor kurzem Ansprüche auf seine heiligen Orte, was im Oktober 2020 in einer Äußerung gipfelte, dass "diese Stadt, die wir während des Ersten Weltkriegs unter Tränen verlassen mussten ... unsere Stadt ist, eine Stadt, die uns gehört". Ankara hat diese Worte mit Dutzenden Millionen Dollar begleitet, um Jerusalems türkisches Erbe zu propagieren, Unterstützung für die Ansprüche der Türkei auf den Tempelberg zu gewinnen und die israelische Herrschaft anzufechten. Im Verbund mit der Hamas kooperieren die Türken nicht mit dem jüdischen Staat, der im Gegenzug ihre Rolle eingrenzen will.

Marokko: Als Vorsitzender des Al-Quds-Komitees der Organisation der Islamischen Kooperation und Gastgeber ihres Hauptsitzes seit der Gründung des Komitees 1975 haben Marokkos Könige einen gewissen Einfluss auf dem Tempelberg – trotz eines Abstands von 4.000 Kilometern. Das Komitee hat zudem eine Untergruppe, die Bayt Mal Al Quds-Agentur, die islamische Interessen in Jerusalem über die Spende von Gebetsteppichen, Hausbau, Hilfe bei Renovierungen usw. finanziert. Symbolisch betete Außenminister Nasser Bourita im März 20108 an der Al-Aqsa, um "eine starke Botschaft der Unterstützung der palästinensischen Sache" zu senden. Im Allgemeinen verbünden sich Marokkos Könige in Fragen des Tempelbergs mit den saudischen Königen, um jordanische Könige kleiner zu halten. Israelischen guten Willen zu gewinnen spielte vermutlich eine Rolle bei der Entscheidung Rabats im Dezember 2020 die Beziehungen zum jüdischen Staat zu normalisieren.

Israel: Israel sieht sich auf dem Tempelberg zwei feindlichen Akteuren gegenüber (der PA und der Türkei/Hamas) sowie drei Akteuren, die quasi bereit sind mit ihm zusammenzuarbeiten (Jordanien, Saudi-Arabien, Marokko). Bisher hat israelischen Führungspolitikern die Fantasie gefehlt diese Rivalität auszunutzen, die großes Potenzial psychologischer Auswirkungen hat einen Sieg Israels zu erreichen. Ein Vorschlag: Ermutigt die Herrscher der Emirate ein Gremium zu sponsern, das Jerusalems islamische heilige Stätten beaufsichtigt.

Vielleicht sollte Israels Regierung mit den drein Königen (von links nach rechts) von Jordanien, Saudi-Arabien und Marokko zusammenarbeiten.

Der Ball ist in Israels Feld.

Daniel Pipes (DanielPipes.org, @DanielPipes) ist Präsident des Middle East Forum
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