Daniel Pipes

Jerusalem, Jordanien und die Juden

von Daniel Pipes
Israel HaYom
22. Juni 2020

http://de.danielpipes.org/19603/jerusalem-jordanien-und-die-juden

Englischer Originaltext: Jerusalem, Jordan, and the Jews
Übersetzung: H.Eiteneier

Die palästinensische Autonomiebehörde und die Hamas bestreiten bekanntlich jegliche religiöse Verbindung von Juden zu Jerusalem. Um ein Beispiel zu nennen: Ikrama Sabri, der Mufti der Stadt, verkündete 2001: "Es gibt nicht den kleinsten Hinweis auf die Existenz eines jüdischen Tempels an diesem Ort in der Vergangenheit. In der gesamten Stadt gibt es nicht einen einzigen Stein, der jüdische Geschichte andeutet." Dieser bizarre Schwindel, hat Itamar Marcus erklärt, gründet auf einem einfachen Wechsel: Man nehme authentische jüdische Geschichte, "dokumentiert von tausenden Jahren durchgehender Literatur", streiche das Wort jüdisch durch und ersetze es durch arabisch.

So viel zu den Verweigerungs-Palästinensern. Was ist mit der moderaten und nüchternen Regierung Jordaniens, Israels langjährigem verständigen Partner? Was sagt sie? Amman geht nicht so weit jegliche jüdische Verbindung zu bestreiten, aber auch dort pfuscht man in der Geschichte herum.

Der Einband des Weißbuchs

Beachten Sie das gerade veröffentlichte, 108 Seiten starke, rein englischsprachige Weißbuch The Hashemite Custodianship of Jerusalem's Islamic and Christian Holy Sites 1917 – 2020 CE,[i] veröffentlicht vom The Royal Aal Al-Bayt Institute for Islamic Thought. (Aal al-Bayt bedeutet "Familie des Hauses" oder die Familie Mohammeds, des islamischen Propheten.) Nominell zwar eine unabhängige Nichtregierungs-Organisation, wurde das Institut 1980 von König Hussein gegründet und seitdem immer von einem Mitglied der Königsfamilie geleitet. Zu seiner großzügigen Finanzierung schweigt es, diese scheint aber komplett auf der Freizügigkeit der Regierung zu gründen.

Hashemite Custodianship erklärt unverblümt:

  • "Jerusalem war immer eine arabische Stadt."
  • "Als die antiken Juden kamen, attackierten, töteten und vernichteten sie alles und jeden, was ihnen in die Hände fiel."
  • "Selbst nach der Eroberung der Stadt Jerusalem waren sie [die Juden] jedoch nie in der Lage alle ursprünglichen arabischen Einwohner zu vertreiben."
  • "Die heutigen palästinensischen Araber sind weitgehend direkte Nachfahren der indigenen kanaanitischen Araber, die vor mehr als 5.000 Jahren dort waren."

Nur gibt es mit dieser Darstellung ein paar Probleme. Die arabische Identität reicht keine 5.000 Jahre zurück; selbst 3.000 überdehnt die Geschichte. Die Kanaaniter waren keine Araber. Die antiken Juden machten etwas mehr als zu "attackieren und alles und jeden zu vernichten, was ihnen in die Hände fiel"; muss man wirklich darauf hinweisen, dass die Bibel, die sie schrieben, als Grundlage für Judentum, Christentum und Islam gilt, deren Anhänger mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung stellen?

Die Gutenberg-Bibel erinnert uns an die Leistungen der antiken Juden.

Und DNA-Beweise zeigen, dass die Nachkommen der Kanaaniter in Palästina im gesamten Nahen Osten überleben, dass aber die große Mehrheit seiner Muslime und Christen von Immigranten abstammen. 1911, vor den vielen Zuwanderungen des zwanzigsten Jahrhunderts, hielt der irische Archäologe Robert Macalister schriftlich neben den einheimischen Bauern und Juden in Palästina bereits 19 fremde Ethnien fest: Algerier, Araber, Armenier, Assyrer, Bosnier, Tscherkessen, Kreuzfahrer, Deutsche, Griechen, Italiener, Kurden, Mutāwileh, Nawar, Perser, Römer, Samaritaner, Sudanesen, Türken und Turkmenen.

Wie enttäuschend, dass das Haschemitische Königreich Jordanien, das als verantwortlich und moderat betrachtet werden will, in einer angeblich wissenschaftlichen Studie solch dummes Geschwätz veröffentlicht. Es erschreckt noch mehr, wenn man sich erinnert, dass König Abdallah II., seit 1999 Jordaniens Herrscher, mutig und offen Stellung gegen die Islamisten genommen hat, indem er sie als "religiöse Totalitäre" bezeichnete, "die durch Einschüchterung, Gewalt und Rücksichtslosigkeit die Macht anstreben". Er rief auch zu "einem dynamischen, moderaten Islam" auf, "einem Islam, der die Heiligkeit des menschlichen Lebens hoch hält, den Unterdrückten eine helfende Hand reicht, Männer und Frauen gleichermaßen respektiert und auf der Verbundenheit der gesamten Menschheit besteht". Ein Weißbuch islamistischen Stils, dem ein palästinensischer Antizionist Applaus spendet, untergräbt diese mutigen Worte erheblich.

Das Weißbuch bewirbt einen vertrauten islamischen Imperialismus. Weitere aktuelle Bespiele sind unter anderem Recep Tayyip Erdoğans türkische Regierung, die darauf besteht die Kathedrale Hagia Sophia sei ursprünglich eine Moschee gewesen; dass Muslime Druck ausüben die Kathedrale von Córdoba als Moschee nutzen zu wollen; und die sogenannte Ground-Zero-Moschee nahe des vernichteten World Trade Centers in New York City.

Ironischerweise verzerrt das englischssprachige Hashemite Custodianship, das sich an ein internationales Publikum richtet, die Geschichte stärker als arabisches Material, das für Leute vor Ort gedacht ist. Jordaniens Königliches Komitee für Jerusalem-Angelegenheiten zum Beispiel gründet Jerusalem vor 5.000 Jahren ohne den widerlichen Begleitsatz, die Juden "attackierten, töteten und vernichteten alles und jeden, was sie in die Hände bekamen".

Finden Sie den Tippfehler auf der Internetseite des jordanischen Königlichen Komitees für Jerusalem-Angelegenheiten

Die jordanische Regierung kann und sollte es besser machen. Auch wenn die Fälschung von Geschichte eine Kleinigkeit zu sein scheint, ist sie das nicht; solche Fehler formen Meinungen, bilden Regierungen und führen potenziell zu neu aufgenommenen Feindseligkeiten.

Wo sind die Historiker und Theologen, die diese Fälschungen verurteilen? Wo sind die Freunde Jordaniens, die auf einen verantwortungsvollen Kurs drängen? Wo sind die von einem allgegenwärtigen Geliebten-Syndrom gehemmten Israelis, die gegen diese Verleumdung protestieren?

Daniel Pipes (www.DanielPipes.org @DanielPipes) ist Präsident des Middle East Forum
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[i] Das haschemitische Wächteramt über Jerusalems islamische und christliche heiligen Stätten 1917 bis 2020 n.Chr.

Verwandte Themen:  Geschichte, Jerusalem, Jordanien

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