gestern die feierliche Inauguration, seit heute mühsame Tagespolitik: Für Joe Biden haben die wahrscheinlich schwierigsten vier Jahre seines Lebens begonnen. Daran wird auch die Tatsache nichts ändern, dass mit seinem Amtsantritt allerorten ein Neubeginn (und vor allem das Ende der Ära Trump) beschworen wird. Wäre Social Media ein Abbild der Realität, dann hätte der 46. Präsident der Vereinigten Staaten überall auf dem Globus fast nur Freunde, Fans und Unterstützer. Dem ist aber nicht so: Insbesondere die chinesische und die russische Regierung dürften Biden schon recht bald einem außenpolitischen Härtetest unterziehen. Unser geopolitischer Kolumnist George Friedman beschreibt einige Szenarien, mit denen jetzt zu rechnen ist. Und leider lautet Friedmans Fazit, dass auch mit der neuen Führung in Amerika die Welt keineswegs sicherer geworden ist – im Gegenteil. Die politische Quadratur des Kreises Thomas Jäger, Professor für Internationale Politik an der Universität Köln und regelmäßiger Cicero-Autor, beschäftigt sich ebenfalls mit der Situation in den Vereinigten Staaten. Die Pandemie, der wirtschaftliche Einbruch und der Verlust von Arbeitsplätzen, der strukturelle Rassismus, der Klimawandel, die Extremisten, die weiße Vorherrschaft anstreben, inländischer Terrorismus: Alles das sind Baustellen, die Joe Biden von seinem Vorgänger übernommen hat. „Die Arbeit am Wiederaufbau der amerikanischen Demokratie hat gerade erst begonnen“, konstatiert Jäger. „Und der neue Präsident wird nicht erwarten können, dass ihm dabei niemand in die Parade fährt.“ Sein Vorgänger warte nur darauf, dass die tausenden Migranten aus Honduras an der amerikanischen Südgrenze ankommen, um die Wut seiner Anhänger erneut anzustacheln. Die amerikanische Demokratie hat ihre Feierstunde gestern würdig begangen. Wichtig ist nun, die hehren Ziele in konkrete politische Maßnahmen zu übersetzen, die nicht auf einer Seite gefeiert und auf der anderen verdammt werden. „Das“, so Jäger, „ist nicht weniger als die politische Quadratur des Kreises.“ Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur |