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Bankenbrief

Wichtiges vom 2. August 2019

Das Thema

Johnsons Parlaments-Mehrheit auf eine Stimme geschrumpft

Die Konservative Partei des neuen britischen Premierministers Boris Johnson hat bei einer Nachwahl einen Sitz im Parlament verloren. Dadurch schrumpft Johnsons Mehrheit auf eine Stimme: Seinem Lager von 320 Abgeordneten stehen 319 der Opposition gegenüber. Der bisher von den Tories gehaltene Sitz für die Grafschaft Brecon und Radnorshire im Osten von Wales fiel Medienberichten von heute zufolge an die Liberaldemokratin Jane Dodds. Für Johnson, der auch einen No-Deal-Brexit riskieren würde, war die Nachwahl der erste Test nach seiner Amtseinführung in der vergangenen Woche. Derweil hat Mark Carney, Chef der Bank of England (BoE), vor möglichen Folgen eines vertragslosen Austritts aus der Europäischen Union (EU) gewarnt. Briten müssten sich in dem Fall auf einen Anstieg der Lebensmittelpreise und höhere Kosten für Treibstoff und damit eine steigende Inflation einstellen, sagte er heute in einem Interview. Die Ungewissheit über den Brexit hat auch in Deutschland Spuren hinterlassen: Nie zuvor haben die Deutschen Großbritannien als Partnerland weniger vertraut als derzeit. Das ist das Ergebnis des aktuellen ARD-DeutschlandTrends. Nur noch gut jeder dritte Wahlberechtigte hält die Briten für einen vertrauenswürdigen Partner (37 Prozent). Das seien 17 Prozentpunkte weniger als noch im Februar dieses Jahres. Gut zwei Drittel (67 Prozent) der Umfrageteilnehmer erwarteten zudem, dass sich das Verhältnis zwischen der EU und Großbritannien durch den neuen britischen Premierminister Boris Johnson eher verschlechtern werde. 

Meldungen

IfW: Warnsignale für Wirtschaft werden deutlicher

Die deutsche Wirtschaft hat im zweiten Quartal stagniert. Das teilten heute die Forscher des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) mit. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei von April bis Juni "gegenüber dem Vorquartal praktisch unverändert geblieben", hieß es. Das lege die in dieser Woche veröffentlichte Schnellschätzung des europäischen Statistikamts Eurostat nahe, der zufolge die Wirtschaftsleistung in der Eurozone insgesamt um 0,2 Prozent gestiegen ist. Darin sind auch bislang unveröffentlichte Daten zum deutschen BIP eingeflossen. "Damit setzt sich die konjunkturelle Abkühlung fort", sagte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. "Die Warnsignale werden deutlicher."


Scalable Capital sammelt weitere 25 Millionen Euro ein

Die Unternehmen BlackRock, HV Holtzbrinck Ventures und Tengelmann Ventures haben erneut in den Robo-Advisor Scalable Capital investiert. Insgesamt zahlten sie 25 Millionen Euro, gab das Fintech-Unternehmen heute bekannt. Scalable Capital verwaltet nach eigenen Angaben inzwischen mehr als 1,5 Milliarden Euro und betreut mehr als 50.000 Portfolios.


Crédit Agricole verdient weniger

Der Nachsteuergewinn der französischen Großbank Crédit Agricole ist im zweiten Quartal dieses Jahres auf 1,22 Milliarden Euro gefallen. Das ist ein Minus in Höhe von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Geldhaus heute mitteilte. Vor allem das schwache Ergebnis im Investmentbanking (minus 22 Prozent) belastete den Gewinn, hieß es.


Royal Bank of Scotland profitiert von Beteiligungsverkauf

Die Royal Bank of Scotland (RBS) hat ihr Vorsteuerergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in den ersten sechs Monaten 2019 um 48 Prozent auf 2,7 Milliarden Pfund (2,95 Milliarden Euro) gesteigert. Ein Grund dafür war der Verkauf eines Anteils an der saudi-arabischen Bank Alawwal, der 700 Millionen (765,6 Millionen Euro) brachte. Allerdings revidierte das Geldhaus seine Ziele. Wegen des schwierigen Wirtschaftsumfelds werde die Bank die angestrebte Eigenkapitalrendite von 12 Prozent im Jahr 2020 wohl nicht erreichen, auch wenn dies das Mittelfristziel bleibe, hieß es.


Morgan Stanley will Mehrheit bei chinesischem Wertpapierhaus

Die US-Investmentbank Morgan Stanley steht vor dem Erwerb eines weiteren Anteils am Wertpapierhaus Morgan Stanley Huaxin Securities, einem Joint Venture in China. Das teilte das Geldhaus heute mit. Morgan Stanley hält bislang 49 Prozent und will weitere 2 Prozent erwerben. Allerdings muss die Aufsicht in China dem Deal noch zustimmen.


Gegen Geldwäsche: Krypto-Firmen setzen auf Gütesiegel

Immer mehr Unternehmen aus der Krypto-Währungsbranche lassen sich in der Schweiz von einer Selbstregulierungsorganisation auf die Einhaltung des Geldwäschegesetzes hin überwachen. Wie heute berichtet wurde, stammen beim Verein zur Qualitätssicherung von Finanzdienstleistungen (VQF) bereits 7 Prozent der Firmen aus der Krypto-Szene. Das Gütesiegel des VQF wird auch von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) anerkannt.  


Insider: Griechenland will Kapitalkontrollen abschaffen

Die griechische Notenbank hat dem neuen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis empfohlen, die während der Schuldenkrise eingeführten Kapitalkontrollen aufzuheben. Das wurde heute unter Berufung auf einen Insider berichtet. Dies könnte im September oder Oktober geschehen. Derzeit würden noch die Folgen eines solchen Schrittes untersucht, hieß es. Die Regierung von Alexis Tsipras hatte mit den Einschränkungen einen weiteren Geldabfluss bei den kriselnden Banken verhindern wollen.

Die Köpfe

Conte will EU-Wirtschaftskommissar benennen

Beim Antrittsbesuch von Ursula von der Leyen hat der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte den Anspruch seines Landes auf die Besetzung des Wirtschaftsressorts in der EU-Kommission hervorgehoben. "Das entspricht der Verantwortung, die Italien in dieser EU-Legislaturperiode übernehmen will", sagte er laut eines Medienberichts von heute. Die designierte Kommissionspräsidentin betonte, "mein politisches Hauptziel ist die Überwindung von Spaltungen zwischen Nord- und Südeuropa, zwischen Westen und Osten, zwischen kleinen und großen EU-Ländern".


Krämer: Schaukelbörse wird weitergehen

Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, hat vor den möglichen Folgen des Handelskriegs zwischen den USA und China gewarnt. Der Konflikt "könnte die kommenden Jahrzehnte prägen, wie der Kalte Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion die vierzig Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmt hat", sagte er in einem heute veröffentlichten Interview. Zudem würden Aktien weiter unter negativen Meldungen vom Welthandel leiden und von der Zementierung der EZB-Negativzinspolitik profitieren. "Bei dieser Schaukelbörse dürfte es bis auf Weiteres bleiben."


IWH-Präsident Gropp: Einige Ost-Regionen werden sterben

Reint Gropp, Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), hat sich für neue Wege bei der Förderung in Ostdeutschland ausgesprochen. "Einige ländliche Regionen werden wegen der Demografie und ausbleibender Migration sterben", sagte er in einem heute veröffentlichten Interview. Die Politik solle daher Mittel und Infrastrukturinvestitionen künftig auf Großstädte und auf die Anbindung des Umlands an die urbanen Zentren konzentrieren. 

Die Tweets des Tages

Börse – was ist das? Über 60 Prozent der Deutschen wissen nicht, was dort eigentlich geschieht. Trotzdem meinen ebenso viele, sie würden sich in #Finanzfragen gut auskennen. Mehr zu diesem und anderen Widersprüchen in unserer aktuellen #Umfragego.bdb.de/x3Kvb


2,3 Milliarden Euro #Negativzinsen zahlen die deutschen Banken jährlich an die #EZB. Der negative Einlagezins war als Kriseninstrument gedacht. Er darf nicht zur Dauereinrichtung werden.

Am Vortag meistgeklickt

Finanz-Tipps für Eltern – Wieviel Taschengeld ist angemessen?

Icon Top NewsMit der Einschulung lernen Kinder nicht nur Lesen und Rechnen, viele bekommen auch zum ersten Mal Taschengeld von ihren Eltern. Doch wieviel ist angemessen und was sollten Eltern dabei beachten? In einem heute veröffentlichten Blogeintrag hat der Bankenverband Finanz-Tipps rund um das Taschengeld zusammengestellt. Sollte das Kind etwa Schwierigkeiten haben, sich sein Geld einzuteilen, hilft ein kleines Haushaltsbuch, in dem es alle Ausgaben notieren kann. Nach einem Monat können Sie dieses zusammen durchgehen und besprechen, welche Ausgaben sinnvoll waren und wo man sparen könnte. Weitere Ratschläge, wie Kinder den Umgang mit Geld lernen können sowie eine Tabelle des Finanzministeriums mit Empfehlungen zur Taschengeld-Höhe für Kinder und Jugendliche lesen Sie hier:

Was die nächsten Tage wichtig wird

Mit dem Finale im Supercup am Samstag in Dortmund starten die Fußball-Erstliga-Mannschaften von Dortmund und München in die neue Saison. – Am Montag gibt die britische Großbank HSBC ihre Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2019 bekannt.

Der Nachschlag

Wie Banker ein höheres Gehalt aushandeln können

Trotz Krisenstimmung bei manchen Geldhäusern: Stimmt die Leistung, können Banker auch aktuell ein höheres Gehalt erfolgreich verhandeln. Headhunter Raphael Rosenfeld hält das Gespräch über die jährliche Zielvereinbarung für die passende Gelegenheit. Karrierecoach Gunnar Belden rät: "In Gehaltsverhandlungen muss der Mitarbeiter seine Rolle als Untergebener ablegen." Verhandelt werde auf Augenhöhe. Warum das Drohen mit einem Firmenwechsel problematisch ist und weitere Tipps, lesen Sie hier:

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