Von Paschas und Pool-Grabschern
● Polen checkt Grenzverkehr |
● Elon Musk gründet Partei |
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Liebe Leserin, lieber Leser, welche Gefahren lauern diesen Sommer in deutschen Freibädern? Hautkrebs, klar! Auch ein neuer, illegaler Migrant birgt Risiken: die asiatische Tigermücke. Und dann muss natürlich dringend vor älteren weißen Damen gewarnt werden, die im Wasser Flüchtlingsjungen begrabschen. So zumindest sah es die Bürener Stadtverwaltung, die bis vor Kurzem mit diesem Comic-Plakat vor sexuellen Übergriffen warnte. Die Frau war überdies eher vollschlank, und der Junge hatte eine Unterschenkelprothese. Satte deutsche Mittelschicht missbraucht Kriegsopfer – mehr Klischee ging kaum noch. Die Empörung war groß, auch wenn ich die Motivbastler in Büren durchaus verstehe. Was glauben Sie, was es an Rassismus-Vorwürfen gehagelt hätte, wenn auf dem Warnplakat ein dunkelhäutiger Mann als potenzieller Täter gezeigt worden wäre?! Man habe „Stereotype vermeiden wollen“, verteidigte die Stadt das inzwischen zurückgezogene Motiv, das dann eben neue Stereotype schuf, womit wir kurz in ein weiteres Freibad schauen müssen. In Gelnhausen sollen jüngst acht Mädchen im Alter zwischen elf und 16 im Wasser sexuell belästigt worden sein. Korpulente weiße Frauen gehörten auch in Gelnhausen nicht zum mutmaßlichen Täterkreis. Die Rede ist stattdessen von vier jungen Syrern. Am heutigen Montag wird sich der Innenausschuss des hessischen Landtags auf AfD-Antrag mit dem Fall befassen. Die Kriminalstatistiken zeigen: Es sind fast ausnahmslos Männer, die in Bädern verhaltensauffällig werden. Und die klare Mehrheit von ihnen sind nicht deutscher Herkunft. Aber an derart harten Realitäten wird in Deutschland so lange herumgeschraubt, bis sie wie im Fall Büren eben eine andere Art von Stigmatisierung provozieren. Erinnern Sie sich, als Friedrich Merz von „kleinen Paschas“ sprach. Ihm ging es eigentlich um deren Väter, die sich oft jede Zurechtweisung ihrer Söhne verbitten. Aber es war sofort die Hölle los. Vergangene Woche stürmte so ein Pascha-Papa in den Kindergarten St. Ulrich in Neuburg an der Donau. Der Serbe schlug zwei Erzieher mit der Faust nieder und trat auf die am Boden Liegenden ein, bevor er eine dritte Angestellte mit dem Kopf gegen einen Türrahmen schleuderte. Alle drei mussten ins Krankenhaus. |
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| Dicke weiße Frau begrabscht Flüchtlingsjungen: So warnte das Freibad in Büren vor sexuellem Missbrauch (© Stadt Büren) |
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Der Pascha-Papa war offenbar nicht restlos einverstanden mit der Art, wie das Personal vorher einen Konflikt seines Sohnes mit anderen Kindern zu lösen versucht hatte. Es war genau das eingetreten, wovor Merz gewarnt hatte – und was Erzieherinnen und Lehrer längst in zig Versionen erzählen können. Wenn auch bislang nicht mit einem derart verheerenden Ende wie in Neuburg. Mal ehrlich: Wir müssen über kleine Paschas und größere Pool-Grabscher sprechen. Aber auch über den Syrer, der in einem ICE am Donnerstag vier Menschen mit Hammer und Axt verletzte. Ebenso über die Massenschlägerei in Heiligenhaus, die anfangs verdruckst zum Familienzwist erklärt wurde. Bis sich herausstellte, dass zwei deutsch-libanesische Clans eine Hochhaussiedlung zum Kriegsgebiet erklärt hatten. Weihnachtsmärkte, Parkanlagen, Kitas, Schwimmbäder, Züge – die Ausweitung der Kampfzone schreitet voran. Wer all diese Probleme immer noch umdeutet oder ignoriert – aus Angst vor Shitstorm oder AfD-Euphorie –, ist zumindest für mich ein deutlich größeres Sicherheitsrisiko als weiße Frauen mit etwas Übergewicht im Freibad. Oder wie sehen Sie das? Schreiben Sie mir an: feedback@focus-magazin.de* |
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| Ab Montag wird in beide Richtungen schärfer kontrolliert: Ausweis-Check an der deutsch-polnischen Grenze in Frankfurt an der Oder (© action press) |
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Migrationspolitik | Heute starten polnische Grenzkontrollen | Ab heute sollen 50 Grenzübergänge zu Deutschland von Polens Polizei kontrolliert werden. Betroffen ist der Personen- und Güterverkehr auf mehreren Autobahnen, unter anderem auf der A12 bei Świecko östlich von Frankfurt (Oder). Kontrolliert werden sollen aber auch Fußgänger. Die Maßnahme ist eine Reaktion auf die von CSU-Bundesinnenminister Alexander Dobrindt eingeführten deutschen Grenzkontrollen. Die Wirtschaft in Berlin und Brandenburg warnt vor finanziellen Einbußen: „Wir erwarten, dass die geplanten polnischen Grenzkontrollen zu einer noch massiveren Staubildung und zu erheblichen Beeinträchtigungen für Speditionen und Berufspendler führen werden”, sagte der Geschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg, Sven Weickert. Das Innenministerium erklärte, die Bundesregierung wolle weiter in enger Absprache mit den Verantwortlichen im Nachbarland handeln. Seit 8. Mai hat die Bundespolizei laut Innenministerium rund 1300 Zurückweisungen an der deutsch-polnischen Landesgrenze vorgenommen. Die Zahl der Asylanträge geht in Deutschland weiter drastisch zurück. |
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| Da war er noch Donald Trumps oberster Kostenkiller im Weißen Haus: Elon Musk will nun eine eigene Partei gründen (© dpa) |
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USA | Welche Chancen hat die neue Musk-Partei? | Der Unternehmer Elon Musk (Tesla, SpaceX etc.) will in den USA eine neue Partei namens „America Party“ gründen. Das kündigte er am Wochenende auf seiner Medienplattform X an. „Wenn es darum geht, unser Land mit Verschwendung und Korruption in den Bankrott zu treiben, leben wir in einem Ein-Parteien-System, nicht in einer Demokratie“, schrieb der Milliardär mit Blick auf Donald Trumps Republikaner. Der US-Präsident konterte am Sonntag, Musk sei „völlig entgleist und im Grunde zu einer Vollkatastrophe geworden“. Musk hatte sich zuletzt vehement gegen Trumps neues Gesetzespaket „Big Beautiful Bill“ gewehrt, das neue Billionen-Staatsschulden bedeute. Welche Rolle er nun bei „America“ spielen will, ist unklar. Als gebürtiger Südafrikaner kann er selbst nie US-Präsident werden. Außerdem gelten Partei-Neugründungen im De-facto-Zweiparteiensystem USA als außerordentlich schwierig. Eine Musk-Partei könnte Trumps Republikaner indes bei den Midterm-Wahlen Stimmen kosten. Im November 2026 wird das Repräsentantenhaus neu gewählt und ein Drittel der Sitze im Senat vergeben. |
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Jugendkrimininalität | Tatort Pausenhof | Die Gewalt zwischen Kindern und Jugendlichen eskaliert. Die Zahl der Tatverdächtigen unter 14 Jahren ist innerhalb eines Jahres um elf Prozent gestiegen. Vor allem Messerattacken nehmen zu. Was ist da los? | Zum FOCUS+ Artikel |
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| Mike Johnson, Sprecher des Repräsentantenhauses, wurde von republikanischen Parteifreunden umringt, als er am Freitag im Kapitol Donald Trumps Steuer- und Ausgabengesetz unterzeichnete (© dpa) |
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Commerzbank-Chefvolkswirt | Top-Ökonom sieht USA vor schweren Zeiten | Die Commerzbank erwartet angesichts des am Freitag beschlossenen Steuer- und Ausgabenpakets von US-Präsident Donald Trump eine deutliche Abkühlung der US-Wirtschaft: Mit Blick auf das Bevölkerungswachstum und den Produktivitätsfortschritt sei im Schnitt der kommenden Jahre noch ein Wirtschaftswachstum „von nur knapp zwei Prozent wahrscheinlich“, sagte Chef-Volkswirt Jörg Krämer dem FOCUS. Er warnte vor einem drastischen Anstieg des US-Haushaltsdefizits. In den kommenden Jahren könnten die US-Schulden im Vergleich zur Wirtschaftsleistung auf den höchsten Stand seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs steigen. Um die Finanzierung zu sichern und die Zinsen „rasch deutlich zu senken“, übe Trump Druck auf die US-Notenbank aus. Dies verunsichere die Kapitalmärkte, belaste den Dollar und stelle „mittelfristig ein klares Inflationsrisiko dar“, monierte der Volkswirt. (utz) |
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| SPD-Verteidigungsminister Boris Pistorius will das deutsche Militär personell drastisch erweitern (© imago) |
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Arbeitsmarkt | Soldaten-Suche bedroht Wirtschaft | Deutsche Arbeitgeber befürchten angesichts des steigenden Personalbedarfs bei der Bundeswehr weitere Engpässe am Arbeitsmarkt. Zwar begrüße er angesichts der „dramatischen Sicherheitslage“ die Stärkung der Streitkräfte, sagte der Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeber-Vereinigung BDA, Steffen Kampeter, dem FOCUS. Doch konkurrierten die Unternehmen damit künftig auch mit der Bundeswehr um Arbeitskräfte. „Wenn uns das notwendige Personal weggenommen wird, bedeutet das, dass Themen wie Wochenarbeitszeit, Dauer des Arbeitslebens, bessere Integration von Teilzeitbeschäftigten in den Arbeitsmarkt noch wichtiger werden“, warnte Kampeter. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will die Streitkräfte in den kommenden Jahren von aktuell rund 180.000 auf 260.000 Soldaten aufstocken. (utz) |
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| Zu teuer, zu ineffizient – so nimmt ein Großteil der Republik das Gesundheitswesen wahr (© imago) |
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Umfrage | Bundesbürger misstrauen Gesundheitswesen | Nur noch 22 Prozent der Deutschen vertrauen dem hiesigen Gesundheitssystem – und nur 14 Prozent der Gesundheitspolitik. Das ergab eine repräsentative Befragung von 2000 Personen des Vermarkters BCN, der auch FOCUS und andere Publikationen des Medienhauses Burda betreut. Auffällig ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern: Nur noch 16 Prozent der Frauen sind mit dem System zufrieden, aber immerhin 24 Prozent der Männer. Möglicherweise spielt hier die „Gender Health Gap“ eine Rolle, also die strukturelle Benachteiligung von Frauen in der Medizin. 45 Prozent der Befragten meinen, das deutsche Gesundheitssystem verursache zu hohe Kosten, 55 Prozent befürchten steigende Krankenkassenbeiträge. Eine schnellere Terminvergabe bei Fachärzten wünschen sich 84 Prozent, mehr Prävention und Gesundheitsförderung 64 Prozent. Beigetragen zur großen Skepsis hat offenbar die Corona-Pandemie. Nur 55 Prozent der Menschen vertrauen den Impfstoffen in Deutschland. Lediglich 51 Prozent nennen die Impfungen im Nachhinein richtig und wichtig. |
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Sie sind endlich wieder da: 16 Jahre nach der Trennung ihrer Britpop-Band Oasis haben die Brüder Liam, 52, und Noel Gallagher, 58, am Wochenende in Cardiff die ersten Konzerte ihrer großen Welttournee absolviert. Laut Augen- und Ohrenzeugen des Comebacks war es, als seien sie nie weg gewesen. Die Kräche der Brüder waren einst ebenso legendär wie ihre zahlreichen Superhits, von denen sie sich wohl einen besonders zu Herzen genommen haben: „Don’t Look Back in Anger“. |
| Arme Giulia Gwinn! Ausgerechnet für die 26-jährige Kapitänin der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist die Europameisterschaft in der Schweiz schon wieder zu Ende. Am Wochenende wurde bei ihr ein Innenbandriss im linken Knie diagnostiziert. Gwinn hatte sich beim Auftaktspiel gegen Polen verletzt, das Deutschland 2:0 gewann. Erwischt hat es auch Bayern-Star Jamal Musiala. Der 22-Jährige erlitt bei der Klub-WM einen Wadenbeinbruch und wird monatelang ausfallen. |
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Statistik: Am Vivantes Klinikum in Berlin werden neue Analysen zur Zahl der Drogentoten vorgestellt Gesundheit: Die Bund-Länder-Gruppe zur Reform der Pflegeversicherung konstituiert sich |
Bundestag: Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) bringt den Bundeshaushalt für 2025 und den Finanzplan bis 2029 im Bundestag ein Corona-Aufarbeitung: Die Sonderermittlerin zu den Maskenbeschaffungen, Margaretha Sudhof, steht dem Haushaltsausschuss im Bundestag Rede und Antwort |
Handelskrieg: Die von US-Präsident Donald Trump verkündete 90-tägige Pause für Sonderzölle läuft aus. Sämtliche Strafgebühren gegen die EU könnten damit wieder in Kraft treten Verteidigung: Kanzler Friedrich Merz empfängt in Berlin Nato-Generalsekretär Mark Rutte |
Prozess: In Hamburg beginnt die Verhandlung gegen die Unternehmenserbin Christina Block (Block House) und ihren Lebensgefährten Gerhard Delling. Sie sollen zwei von Blocks Kindern von ihrem leiblichen Vater aus Dänemark entführt haben |
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| Jedem das Seine, ihnen die Seine: Nach über hundert Jahren ist Baden in der Seine in Paris wieder erlaubt (© dpa) |
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... noch mal das Thema Freibad: Am Samstag wurden in Paris an drei Seine-Stellen kostenlos zugängliche Freibäder eröffnet – inklusive Umkleiden und Duschen. Davor war das Baden seit 1923 verboten, weil das Wasser in Frankreichs Hauptstadt schlicht zu dreckig war. Als Olympia dann näher rückte, investierte der Staat rund 1,4 Milliarden Euro in die nachhaltige Reinigung des Flusses. Mir persönlich wäre es trotzdem noch zu riskant – nicht wegen potenzieller Grabscher, sondern weil selbst nach den Schwimmwettbewerben einige Sportler über Infektionen klagten. Apropos: Am Sonntag wurde der neue Spaß kurzfristig wieder gestoppt – wegen Regens, der die Kanalisation überlaufen zu lassen drohte. Bleibt alles im Fluss – in jeder Hinsicht. Starten Sie gut in die Woche! Herzlichst | | Thomas Tuma |
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Dieser Newsletter wurde erstellt von Host: Tanit Koch, Thomas Tuma; Chefredaktion: Georg Meck, Franziska Reich; Chef vom Dienst: Thomas Schmidtutz; Redaktion: Ruben Giuliano, Bernhard Borgeest, Janna Claudia Wolf; Produktion: Petra Vogt, Daniela Wiesemann |
*Wir behalten uns vor, die eine oder andere Leser-Mail, unter Umständen gekürzt, zeitnah auch im FOCUS Magazin zu publizieren. |
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