Sehr geehrter Herr Do,
der italienische Mode-Papst Giorgio Armani trägt am liebsten kurzärmelige Shirts zur Leinenhose. Schlichte, schwarze, unbedruckte T-Shirts. Ein echter Klassiker. Längst sind aber auch T-Shirts en vogue, die eine Message transportieren. Sei es nur, um die Liebe zu einer Stadt zur Schau zu tragen, wie es einst John Lennon mit seinem legendären ärmellosen „New York City“-Shirt tat, oder auch um mit einem lustigen Sprüchlein aller Welt zu zeigen, welch irrsinnig großer Witzbold unter dem knappen Baumwollleibchen steckt („Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Umgang mit Idioten“): Kaum ein T-Shirt scheint inzwischen ohne (mehr oder minder) originelle Textbotschaft auszukommen.
Credit: Bob Gruen
Doch heute reicht es nicht mehr, nur witzig zu sein – die Textilphilosophen haben das T-Shirt längst als politische Plattform entdeckt. Feminismus-Slogans („The Future is Female“) auf der Kleidung sind vielerorts ein Renner. Aber auch die Weltpolitik nehmen sich die engagierten T-Shirt-Träger gerne zur Brust. Ob US-Wahlen („Make America great again“) oder Ukraine-Unterstützung („FCK PTN“) – das T-Shirt hat sich längst zum analogen Pendant des Twitter-Accounts entwickelt. #Message.
Welche Botschaft der milliardenschwere US-Sänger Kanye West jetzt auf der Pariser Fashion Week senden wollte, darüber wird seit Tagen heftig spekuliert. Der 45-Jährige, der mit Kim Kardashian vier Kinder zeugte, gehört mit über 100 Millionen verkauften Tonträgern zu den erfolgreichsten Musikern und Musikproduzenten weltweit. Aber auch als Modedesigner machte sich der auch als Ye bekannte Pop-Künstler einen Namen.

Nach Paris kam West jetzt in (neuer) Begleitung und mit einer brisanten Message auf dem Shirt. Bei seinem Auftritt auf der diesjährigen Modewoche trug der Musiker, der auch schon in der Vergangenheit mit kruden politischen Statements für Aufsehen gesorgt hatte, ein schwarzes Langarm-Shirt mit dem Aufdruck „White Lives Matter“, einer offensichtlichen Replik auf die „Black Lives Matter“-Bewegung. Natürlich waren die Reaktionen auf den Auftritt entsprechend groß, zumal auch die Begleitung des US-Musikers keine Unbekannte ist und ebenfalls ein Shirt mit „White Lives Matter“-Aufdruck trug. Kanye West posierte händchenhaltend vor den Fotografen mit der ebenfalls schwarzen und ebenso streng rechtskonservativen Polit-Kommentatorin Candace Owens. Die US-amerikanische Aktivistin wurde durch ihre Kritik an der „Black Lives Matter“-Bewegung und ihre prominente Unterstützung Donald Trumps einer breiten Öffentlichkeit bekannt.
Was Kanye West der Welt nun tatsächlich mit seinem Auftritt sagen wollte? Hat er nicht verraten. Und doch reiht sich die Aktion ein in eine lange Reihe skurriler politischer Aussagen des Trump-Fans und verhinderten Präsidentschaftskandidaten. Funfact: 2020 bewarb sich West tatsächlich selbst für das Amt des US-Präsidenten. Wegen verpasster Anmeldefristen schaffte er es jedoch in den meisten Staaten nicht auf den Wahlzettel.

Bei aller Kritik, die man auch an der „Black Lives Matter“-Bewegung üben darf: Der Slogan „White Lives Matter“ wird – und das sollte dem schwarzen Musiker durchaus bekannt sein – weltweit von einschlägigen Neonazi-Gruppierungen verwendet. Seit 2015 werben unter anderem die „Arische Renaissance Gesellschaft“ und der Ku-Klux-Klan mit „White Lives Matter“. Natürlich werden in den USA auch Weiße Opfer von Polizeigewalt. So erschießen US-Polizisten zwar relativ zur Bevölkerungsdichte mehr Afro-Amerikaner, quantitativ aber ist die Mehrzahl der Getöteten weiß. Dennoch: Die durch den Slogan offen zur Schau getragene Solidarität mit einer vermeintlichen Opfergruppe ist eine fatale Botschaft und im Kern vollkommen falsch. Wird dadurch doch eine angeblich benachteiligte Gruppe legitimiert, die es gar nicht gibt. Denn auch wenn Weiße ebenfalls in vielen Gegenden unter prekären Verhältnissen, schlechter Gesundheitsversorgung oder brutaler Polizeigewalt leiden: Ihre Hautfarbe hat damit nichts zu tun. Ganz im Gegenteil zum schwarzen Teil der Bevölkerung.

Mein Vorschlag: Schluss mit dem ewigen Schwarz-Weiß-Denken! Und um modisch auch mal ganz vorne zu sein, werde ich mir deshalb gleich ein T-Shirt mit folgendem Slogan bedrucken lassen: „Every Life Matters“. Fände es mal schön, wenn wir uns weniger auf das fokussieren, was uns trennt – sondern viel mehr auf das, was uns eint.

Herzlichst,
Ihr
Florian Boitin, Chefredakteur
boitin@playboy.de
 
 

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