Kapitalisten und Kirchenfrauen
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Stimme
des Westens

Michael Bröcker

15. Mai 2019

Liebe Frau Do,

als Kapitalist hat man es in diesem Land bekanntlich nicht leicht. Reichtum wird verborgen, Wohlstand nur in privater Runde eingeräumt. Unternehmens-Erbin Verena Bahlsen sah das anders und bekannte bei einer Hamburger Online-Konferenz mutig, dass sie gerne Geld verdienen und sich Segeljachten kaufen wolle. Die ersten unrühmlichen Kommentare in den sozialen Netzwerken folgten. Nun hätte man eine fruchtbare Debatte darüber führen können, wie offensiv man eigentlich mit dem Streben nach Wohlstand und Vermögen umgehen kann. Doch dann verrannte sich die 25 Jahre alte Tochter des Keks-Unternehmers Werner Michael Bahlsen, als sie die Rolle ihres Unternehmens während der Nazi-Zeit erklären sollte. Man habe die Zwangsarbeiter „genauso bezahlt“ wie die Deutschen, erklärte sie. Und: „Bahlsen hat sich nichts zuschulden kommen lassen.“ Verharmlosung ist da noch der diplomatische Begriff, der einem einfällt. Die Reaktionen fielen entsprechend aus. Philipp Jacobs beschreibt sie.

Eine der großen Errungenschaften des europäischen Integrationswerks ist die dauerhafte deutsch-französische Aussöhnung. Damit es dazu kam, bedurfte es von Beginn an sensibler Diplomatie, feinfühliger Rücksichtnahme auf gegenseitige Befindlichkeiten und immer wieder symbolträchtiger Inszenierung einer Partnerschaft auf Augenhöhe. Dass das Europäische Parlament nicht nur in Brüssel einen Sitz hat, sondern auch im französischen Straßburg, ist einer dieser Kompromisse, der den Franzosen sehr am Herzen liegt und den Deutschland früh und immer unterstützte. Tempi passati. Nach CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer lehnt nun auch der Kandidat der Konservativen für den Posten des EU-Kommissionspräsidenten, Manfred Weber, das Doppelparlament ab. EU-Kommissar Günther Oettinger hingegen widerspricht seinen Parteifreunden - und hat ein gutes Argument. Kristina Dunz und Eva Quadbeck klären auf.

Eine kleine Revolution bahnt sich da an im heiligen Köln. Im Dom hat Dompropst Gerd Bachner die ersten vier Domschweizerinnen vorgestellt. Das hat es in der Geschichte der Jahrhunderte alten Kathedrale noch nicht gegeben. Die Männer hätten sie gut aufgenommen, haben sie Claudia Hauser gesagt.

Herzlichst,

Ihr

Michael Bröcker

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RP Online



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