Liebe Frau Do, Karneval und Corona sind in NRW eng verknüpft. Die Pandemie nahm in NRW ihren Anfang auf einer Kappensitzung in Gangelt, und dass der Rosenmontag landesweit wie gewohnt gefeiert wurde, mutet heute surreal an. Aber wie geht es weiter? Wenn es nach Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geht, muss der Karneval diesen Winter komplett ausfallen. So hat er es in einer Telefonschalt-Konferenz des Gesundheitsausschusses des Bundestags gesagt – und darauf verwiesen, dass er aus einer Karnevalshochburg kommt und selbst Kinderprinz war. Marlen Keß, Martina Stöcker und Eva Quadbeck haben seine Äußerungen und erste Reaktionen recherchiert. Karneval und Politik unterscheidet vieles, aber feste Rituale und choreografierte Inszenierungen gehören hier wie da dazu. Lange hatte die Düsseldorfer Staatskanzlei auf einen Moment hingearbeitet, der gestern gekommen war: Erstmals nahm die Bundeskanzlerin an einer Kabinettssitzung der Landesregierung teil. Kleiner Schönheitsfehler: Genau das hatte Angela Merkel jüngst in Bayern getan. Zeche Zollverein gegen Schloss Herrenchiemsee, Armin Laschet gegen Markus Söder: Das war die heimliche Agenda. Kirsten Bialdiga und Reinhard Kowalewsky schildern, wie die Inszenierung in Düsseldorf und Essen verlief. Eva Quadbeck bewertet sie in ihrem Leitartikel. Ihr Fazit: Armin Laschet ist zurück im Rennen um die Kanzlerkandidatur. Um die Macht der Bilder geht es auch in einem Leitartikel von mir. Eine am Wochenende veröffentlichte Video-Sequenz zeigt, wie ein Düsseldorfer Polizist einen jungen Deutsch-Marokkaner mit dem Knie auf dem Boden fixiert. So ähnlich sah es aus, als der schwarze Amerikaner George Floyd vor drei Monaten starb. Ich hatte Ihnen schon gestern geschrieben, dass wir uns bewusst mit der Kommentierung zurückhalten. Das gilt auch weiterhin. Der Anwalt des Polizisten spricht übrigens von "einem vorbildlichen Ablauf". Warum in diesem Fall ein Bild nicht mehr als 1000 Worte sagt, versuche ich deutlich zu machen. Bilder von Großveranstaltungen sind selten geworden. Morgen will Ben Becker im Sparkassenpark in Mönchengladbach auftreten, aber die Sitzplätze bleiben leer. Stattdessen sitzt das Publikum in Strandkörben. Wie das funktionieren soll und was dabei in ihm vorgeht, erzählt der Schauspieler und Entertainer in einem Interview, das Lothar Schröder geführt hat. Die Idee ist charmant, finde ich, und funktioniert so ähnlich wie im Autokino, aber mit mehr Ferienfeeling. Das dürfte beim geplanten Großkonzert in Düsseldorf Anfang September mit seinem strengen Corona-Regeln weniger gegeben sein. Zum Schluss komme ich mit einem Thema, das überhaupt nichts mit Corona zu tun hat, sondern mit der Trockenheit. Falls Sie sich gedacht haben, dass es in diesem Sommer wirklich viele Wespen gibt: Sie haben recht. Was dahintersteckt und was Ärzte raten, hat Christian Schwerdtfeger recherchiert. Lassen Sie sich heute weder stechen noch ärgern! Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |