Liebe Leserinnen und Leser,
 

immerhin das Wetter ist schön, zumindest hier in Berlin. Ansonsten herrscht vielerorts eine Mischung aus ungläubigem Staunen, aufkeimender Wut und wachsender Verzweiflung. Denn was den Bürgern dieses Landes in Sachen Impfstoff-Versorgung zugemutet wird, das grenzt an Staatsversagen. Da werden also in Rekordtempo (und mit viel Geld der Allgemeinheit) Corona-Impfstoffe entwickelt und produziert – darunter auch in Deutschland. Aber bei der Bevölkerung kommt einfach nichts davon an, allenfalls in kleinsten Mengen.
 

Und weil im Kompetenzgestrüpp zwischen bundesdeutschem Föderalismus, EU-Institutionen und Pharmakonzernen niemand verantwortlich sein will, wird jetzt der Schwarze Peter munter hin- und hergeschoben. Derweil stellt sich heraus, dass in der deutschen Hauptstadt vor dem 4. März mit keinen neuen Impf-Terminen zu rechnen ist. Aber das örtliche Landesamt für Arbeitsschutz schickt selbstverständlich seit heute Kontrolleure in Großraumbüros, um nachzuprüfen, ob sich auch brav an die neue Homeoffice-Verordnung gehalten wird. Da kommt wirklich Freude auf.
 

Unsere Israel-Korrespondentin Mareike Enghusen hingegen vermeldet aus ihrem Berichtsgebiet einen Erfolg, von dem die Deutschen nur träumen können: Bis Ende März will Israel fast alle erwachsenen Bürger impfen und die Rückkehr zur Routine einleiten. Trotzdem gibt es auch dort Ärger. Denn die israelische Regierung hat sich im Gegenzug für eine schnelle und umfangreiche Impfstoff-Versorgung gegenüber dem Hersteller Pfizer dazu verpflichtet, dem Konzern etliche Gesundheitsdaten zu übermitteln. Worum es genau geht, das erfahren Sie hier.
 

Fest steht in jedem Fall eines: Nach der Corona-Pandemie wird es viele Verlierer und ein paar wenige große Gewinner geben. Zu letzteren zählen mehrere Pharma-Riesen sowie die ohnehin schon marktbeherrschenden Tech-Giganten. Und natürlich sämtliche autoritären Regimes dieser Welt, für die das aktuelle Szenario eine hochwillkommene Gelegenheit ist, um die Bürger noch mehr zu durchleuchten als bisher. Ich fürchte, dass wir in ein paar Jahren mit Schrecken darauf zurückblicken werden, was das Corona-Virus aus unseren Gesellschaften gemacht hat. Und dabei wird es nicht nur um Gesundheit gehen.
 

Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur

 
 
 
 
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