Kein Vergnügen
Liebe Frau Do, bevor ich Ihnen die Beiträge aus unserer aktuellen Ausgabe ans Herz lege, muss ich leider noch einmal auf den gestrigen Newsletter eingehen. Ich hatte an dieser Stelle einen Text meines Kollegen Philipp Jacobs empfohlen. Er war dabei, als ein syrischer Flüchtling auf dem Düsseldorfer Flughafen seine Familie in Empfang nahm. Nun kann man durchaus
szmtag

18. Juli 2017

Liebe Frau Do,

bevor ich Ihnen die Beiträge aus unserer aktuellen Ausgabe ans Herz lege, muss ich leider noch einmal auf den gestrigen Newsletter eingehen. Ich hatte an dieser Stelle einen Text meines Kollegen Philipp Jacobs empfohlen. Er war dabei, als ein syrischer Flüchtling auf dem Düsseldorfer Flughafen seine Familie in Empfang nahm. Nun kann man durchaus unterschiedlicher Meinung darüber sein, wie die deutsche Politik mit Flüchtlingen umgehen sollte; man kann sich Sorgen machen über Kosten und die innere Sicherheit; man kann die Haltung der Bundeskanzlerin kritisieren und das Vorgehen der großen Koalition ablehnen. Man kann sogar bei der Bundestagswahl sein Kreuz ganz woanders machen und denen da oben mal so richtig den Stinkefinger zeigen. Meinetwegen. Wenn’s hilft. Alles vollkommen legitim. Aber wie man es schafft, die Geschichte eines Vaters, der nach drei Jahren Trennung seine Frau und seine kleinen Kinder wieder in den Arm nehmen kann, mit so viel Hartherzigkeit, Kälte und Verachtung zu kommentieren, wie das gestern auf unserer Website geschehen ist – das will mir nicht in den Kopf. „Angesichts der erklärten Absicht dieses Artikels bitte ich der Printausgabe demnächst je eine Packung Taschentücher für die unbedarfteren unter den Lesern beizulegen. Schnief – heul“, heißt es dort. Oder: „Ein stolzer Mann, der seine Familie zurück lässt. Mutig wirklich. Und so was wird auch noch belohnt“, „Die Frau mit ihren Kindern sieht wie eine gut erholte Familie aus“, schreibt ein Leser. „Erste-Klasse-Flug oder schönes Business-Class-Ticket?“, fragt einer. Und ein anderer rät: „Am besten die Koffer erst gar nicht auspacken. Im Herbst geht es schon wieder zurück!“  Und das gehört noch zu den harmloseren Beiträgen. Es gibt schlimmere; auffällig oft von Menschen verfasst, die Deutsch in schriftlicher Form nicht sonderlich gut beherrschen. Ich finde die Geisteshaltung nicht gut, die dort zum Vorschein kommt. Ehrlich gesagt: Sie widert mich an und lässt mich übellaunig werden. Zum Glück habe ich aber beim Streifzug durch unsere Kommentarspalte auch etwas entdeckt, das mich hoffen lässt. Denn es gibt Menschen, die dagegen halten und sich freuen, zwischen all den negativen Nachrichten eine positive Flüchtlingsgeschichte zu lesen über jemanden, der gut ausgebildet ist, einen qualifizierten Job gefunden hat und nach drei Jahren wieder mit seiner Familie zusammen sein kann.

So. Das musste mal raus. Und nun zu etwas komplett anderem: zum Beispiel Wuppertal. Seit Sonntagabend ist die siebtgrößte Stadt in NRW vom Bahnverkehr abgeschnitten. Komplett. Mehr als sechs Wochen lang. Für 32 Millionen Euro wird ein neues Stellwerk eingerichtet, das alte Bahnanlagen aus den 60er-Jahren ersetzen soll. Zehntausende Pendler müssen nun sehr viel Zeit in sehr vollen Bussen verbringen und ausbaden, dass Investitionen jahrzehntelang verschleppt wurden. Kein Vergnügen, selbst wenn Busfahrer und Servicepersonal der Bahn versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Jörg Isringhaus und Sebastian Fuhrmann berichten.

Am ersten August beginnt das neue Ausbildungsjahr, und noch immer sind 40.000 Lehrstellen in Nordrhein-Westfalen unbesetzt. Engpässe gibt es der Industrie- und Handelskammer zufolge vor allem in technischen Berufen und in der Dienstleistungsbranche. Beliebt seien hingegen Stellen im kaufmännischen Bereich und in der Medienbranche. Auch die Handwerksbetriebe in NRW suchen noch dringend nach Nachwuchskräften. Mein Kollege Max Plück hat sich umgehört und beschreibt, wie Arbeitgeber und Politik auf den Bewerbermangel reagieren.

Heute vor 200 Jahren starb die britische Autorin Jane Austen; wie so viele berühmte Schriftsteller zu früh: mit nur 41 Jahren. „Es ist nicht grundverkehrt, in den Büchern von Jane Austen frühe Anklänge einer feministischen Literatur zu sehen“, schreibt unser Feuilleton-Chef Lothar Schröder und empfiehlt den Jahrestag als einen Anlass, Klassiker wie „Emma“ oder „Stolz und Vorurteil“ wiederzuentdecken. Austens Bücher seien zwar an der Oberfläche ein Sittengemälde der Zeit um 1800, doch die Modernität ihres Schreibens mache die Romane zeitlos.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen

Ihr

Stefan Weigel

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