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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 16.12.2021 | Ein wenig Sonne unterbricht den grauen Berliner Winter bei milden 9 °C. | ||
+ Fehlstart bei Kinderimpfungen in Schulen und Zoo + Müller über Verwaltungsversagen in der Hauptstadt: Fahren Sie mal nach Wuppertal + Sechs Millionen Besucher in der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen + |
von Stefan Jacobs |
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Guten Morgen, nach dem gestrigen Start der Kinderimpfkampagne gab’s in den Nachrichten glückliche Familien zu sehen – etwa im ICC-Impfzentrum, wo auch Dilek Kalayci an einem ihrer letzten Arbeitstage als Gesundheitssenatorin vorbeischaute. Wohltuende Bilder. Aber einer, der tief im Thema steckt und als vertrauenswürdig gelten darf, hält es nicht für Zufall, dass Kalayci im ICC war und nicht an einer der zwölf Impf-Schulen. „Ein einziges Desaster“ sei der Start dort gewesen, berichtet er. An acht von zwölf Schulen habe das zu kurzfristig eingespannte THW nicht mal die Hardware installieren können. Auch an Impfstoff habe es gefehlt, und wo es ihn gab, sei er teils aus dem Kontingent für die Arztpraxen abgeknapst worden. „Die Hilfsorganisationen kochen vor Wut“, weil sie „hin und her geschubst“ würden von Kalayci, die die Verantwortung für die Impfaktion erst am Vorabend auf ihren Staatssekretär abgewälzt habe. Detailliert prüfen ließen sich diese spätabends eingegangenen Schilderungen noch nicht, aber der Neuköllner Amtsarzt Nicolai Savaskan hält sie für glaubwürdig, wie er auf CP-Anfrage sagt. Er betont, „die gesamte Planung lag bei der Senatorin“; die eigentlich (z.B. für die hygienische Abnahme der Impfstationen) zuständigen Gesundheitsämter seien nicht involviert. Eine Ausnahme habe es in Charlottenburg-Wilmersdorf gegeben, wo die Amtsärztin die geplante Impfaktion im Nilpferdhaus – also in hygienisch problematischer, da allergieträchtiger Umgebung – unterbunden habe. Der Amtsarzt hütet sich vor Polemik und betont den symbolischen Wert der Impfaktion, aber er hat konkrete Einwände gegen den gewählten Weg: Die Schulen seien eine bequeme „Abkürzung“, die aber nicht zum wesentlich wichtigeren Ziel führe, nämlich zu jenen zehn Prozent der Erwachsenen, die keine Impfgegner seien, sondern wegen Sprachbarrieren oder ihrer sozialen Situation nicht erreicht würden. „Bei den Bildungsbürgern können Sie die Information über die klassischen Kanäle rüberbringen“, sagt Savaskan. „Aber bei diesen zehn Prozent läuft das über den persönlichen Kontakt, über aufsuchende Arbeit.“ Also über Quartiersmanagement, Stadtteilmütter und Vätercafés – etablierte Institutionen, die zurzeit ohnehin auf kleiner Flamme köcheln. Gesundheitsvorsorge auf diesem Weg böte die Chance, die Zielgruppe auch für andere Prävention wie Krebsvorsorge zu erreichen. Eine Gruppe, die die bekannten Defizite statistisch acht Lebensjahre kosten. Die Probleme bei diesen Eltern setzen sich nach Savaskans Schilderung bei den Kindern fort: Für deren Kinder bucht niemand einen nachmittäglichen Schul-Impftermin. Und überhaupt: Kinder gehörten nicht in Mensen und Mehrzweckhallen geimpft, sondern in möglichst vertraulicher Umgebung wie beim Kinderarzt. Deshalb bräuchten eher andere als die von der Senatorin Erkorenen maximale Unterstützung. Es wäre nur mühsamer als der gewählte Weg. | |||
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Wer sich über Michael Müllers selbstkritische Bilanz gewundert hat (CP von gestern), findet in der neuen „Zeit“ (Abo) eine mögliche Erklärung: Die Kolleg/innen haben drei frustrierte Bürger/innen auf Müller losgelassen. Heraus kam Süffiges: Ein Oberstaatsanwalt gibt dem Funktionieren Berlins für seine Branche 1,5 von zehn möglichen Punkten, ein Ebay-Beschäftigter vier, die Chefin einer Autohauskette einen – und fragt „Wie bitte?“, als Müller sechs Punkte vergibt. Es folgen Geschichten über ein (weil Freitagabend) in Eigenregie gedichtetes Leck, das eine Rechnung der Wasserbetriebe über 180.000 Euro nach sich zog und für die sich nun kein Verantwortlicher finde. Oder über zwei halbe Urlaubstage wegen zweier Halteverbotsschilder für einen Umzug. Müller kontert, dass der Murks hier wegen der vielen Medien nur mehr auffalle: „Wer über das Versagen der Bürokratie berichten will, fährt doch nicht nach Wuppertal.“ Auch Müller fährt vorerst lieber nicht nach Wuppertal. | |||
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In manchen Berliner Nebenstraßen und vor allem auf Gehwegen scheint neuerdings 2G zu gelten, nämlich beidseitige Gummistiefelpflicht. Während auf Privatgrundstücken noch immer Männer mit höllisch lauten Discount-Laubbläsern hinter jedem Blatt her sind wie der Teufel hinter der armen Seele, hat die BSR noch nicht mal das inzwischen zu Moorpackungsschlick gewalkte Laub beseitigt. Nach Auskunft eines Sprechers musste der Herbstputz vergangene Woche zwecks Winterdienst unterbrochen werden und läuft nun wieder bis zum nächsten Reif. Laubbläser – die BSR betreibe rund 680 Verbrenner und 250 elektrische – seien nicht nur sehr effektiv, sondern auch die einzige Chance, z.B. unter geparkten Autos zu putzen. | |||
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Post von der Johanna-Eck-Schule (anlässlich der Senatstorte mit Schreibfehler, CP von gestern): Die von der Bildungsverwaltung verhängte Haushaltssperre gehe zum Jahreswechsel nahtlos über in ähnlich restriktive „vorläufige Haushaltswirtschaft“. Geld für bauliche Unterhaltung dürfe nur bei „unaufschiebbaren Gefährdungssituationen“ ausgegeben werden. Trost spendete das Bezirksamt in Gestalt folgender Rundmail: „Als krönenden Abschluss dieses Haushaltsjahres möchte ich gerne den direkten Blick zu Ihnen in die Schulen, speziell auf die Außenbereiche der Schule, richten. Der liegenschaftsverwaltende Bereich FM OM 2 hat für das Schul- und Sportamt Streugutkisten mit einer Befüllung für die Schulen beschafft, auf deren Auslieferung sehnlichst gewartet wird (leider liegt mir aktuell kein neuer Sachstand vor, wann die Auslieferung abgeschlossen sein wird). Die hierfür erforderlichen Haushaltsmittel konnte ich in diesem Jahr bereitstellen.“ (Hervohebungen durch Übermittler) | |||
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