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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Mittwoch, 06.12.2023 | früh Schnee, bedeckt, 0 bis 1°C. | ||
+ Kinder von St. Nikolaus feiern Nikolaus + Friedensgebete in Berlin für israelische Geiseln + BVG jagt hauptberuflich Kabeldiebe + |
von Robert Ide |
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Guten Morgen, da zieht’s einem glatt die Schuhe aus. Denn heute ist schon Nikolaus. Ein wenig Heiligmorgen steckt in der traditionellen Stiefel-Überraschung schon drin: Der heilige Nikolaus – im vierten Jahrhundert Bischof der einst römischen, heute türkischen Provinzhauptstadt Myra und gestorben an einem 6. Dezember – verschenkte seinen Reichtum an Arme und Bedürftige. Gerade schmack- und nahrhafte Nüsse bringen die Menschen seitdem durch die Winter. Die Geschichte des Teilens wird heute auch in der katholischen Kita St. Nikolaus in Wittenau verbreitet. „Ein Bischof wird den Kindern vom Abgeben an die Armen erzählen“, berichtet Kitaleiterin Raphaela Anders am Checkpoint-Telefon. Ihre Einrichtung gehört zur Kirche St. Nikolaus, die mit Glockenturm und Pergola den kleinen Kiez im Berliner Nordwesten prägt. Nachdem die Kinder ein Nikolauslied gesungen haben, erhalten sie eine gefüllte Socke. Darin natürlich: ein Schoko-Nikolaus. „Und Mandarinen“, ergänzt Raphaela Anders, „ein bisschen gesund soll es ja auch sein.“ Na, Gott sei Dank! | |||
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Der Krieg im Nahen Osten, ausgelöst durch den barbarischen Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel, zeigt die Brutalität von Menschen in einem kaum zu verarbeitenden Maße. Prekär ist dabei nicht nur die humanitäre Lage von knapp zwei Millionen Palästinensern angesichts der israelischen Verteidigungs-Offensive im Gazastreifen. Ebenfalls kaum erfassen lässt sich, wie quälend das Leid der von der Hamas entführten und gefolterten Geiseln ist, deren ungewisses Schicksal ihre Familien und Freunde auch in Deutschland bewegt. Eine von ihnen ist Carmel Gat, eine 39 Jahre alte Ergotherapeutin aus Tel Aviv. Ihre ebenfalls gekidnappte Schwägerin Yarden Romann kam während der Feuerpause in der vergangenen Woche frei – die Deutsch-Israelin und Nachfahrin von Holocaust-Überlebenden bangt nach dem eigenen Martyrium nun um ihre Verwandte. Carmel Gat, die während des Hamas-Überfalls zu Besuch bei ihren Eltern im Kibbuz Be’eri war, musste die Ermordung ihrer Mutter erleben und wird seit nun 60 Tagen in Geiselhaft gehalten. Zuletzt berichteten andere freigelassene Geiseln, sie hätten Carmel Gat lebend gesehen. Immerhin diese Hoffnung bleibt für sie und für noch mehr als 100 unschuldig verschleppte Menschen. Jeden Montag wird in Berlins Synagogen bei Friedensandachten an ihr Schicksal erinnert. | |||
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Ja, in Berlin funktioniert vieles im Winter nicht – im Gegensatz zu München aber immerhin der Flughafen. Radfahrerinnen und Fußgänger müssen sich allerdings noch immer über nicht vom Schnee geräumte Wege quälen (im Gegensatz zu Autofahrern), Busse und Bahnen fahren nur stockend und sind deshalb oft von Menschen verstopft. Schuld daran sind auch vermehrt auftretende Kabeldiebstähle wie gerade bei der U-Bahn-Linie 6. „Wir haben in diesem Jahr mehr als 60 Fälle mit einer Schadenssumme von mehr als 900.000 Euro zu beklagen“, sagt BVG-Sprecher Markus Falkner auf Checkpoint-Anfrage. Nun wollen die Verkehrsbetriebe auch hauptberuflich Jagd auf Kabelklauer machen und suchen deshalb eine Expertin oder einen Experten „zur Prävention von Kabeldiebstählen bei der U-Bahn“. Laut Falkner soll die fest angestellte Person „Schäden schnellstmöglich beheben“ sowie „proaktive technische und betriebliche Maßnahmen“ ergreifen, „um Diebstähle zu minimieren“. In der Stellenausschreibung heißt es dazu so realistisch wie vorsorglich: „Du bist berlinweit unterwegs.“ Wenn es nicht gerade schneit. | |||
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In Pisa steht ein schiefer Turm. Und in Deutschland ist das Bildungssystem schon lange in Schieflage, wie die neue Pisa-Studie zeigt. Die Leistungen der Schülerinnen und Schüler in Mathe, Deutsch und den Naturwissenschaften waren noch nie so schlecht wie jetzt, die Unterschiede zwischen den sozialen Schichten in der Bildung sind hierzulande so groß wie nie. Wer zwischen beiden Befunden keinen Zusammenhang sehen will, der kann auch 1 und 1 nicht zusammenzählen. Aber würden Sie, selbst wenn Sie dem lange ausgedünnten und längst zu kleinteilig organisierten deutschen Schulsystem entwachsen sind, tatsächlich die Aufgaben des Pisa-Tests lösen können? Ach ja, wirklich? Dann darf diese Beispielaufgabe kein Problem für Sie sein: Pakistan hat 200,663 Millionen Einwohner (Rechenwert B). 23,228 Millionen nutzen hier ein Smartphone (Rechenwert C) ein Smartphone. Welche Rechenoperation ergibt nun den Anteil der Smartphone-Nutzenden an der Bevölkerung? + B:C + (B+C):C + C:B + B:(B+C) Die Lösung gibt’s unten. Ach so, Ihr Smartphone dürfen Sie dafür nicht benutzen. | |||
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Er war der erfolgreichste Schlagersänger der DDR, heute tobt er noch mit 80 Jahren über die Bühne. Sein erfolgreichstes Album spielt im Advent: Weihnachten in Familie. Wenn man Frank Schöbel in seiner Heimat in Mahlsdorf zum Interview trifft, kann man durch die Zeit reisen – aber auch viel über die ostdeutsche Seele herausfinden, die noch immer nach sich selbst sucht. Hören wir mal kurz rein: Herr Schöbel, können Sie verstehen, warum viele Menschen heute nachträglich positive Gefühle für die DDR haben, die sie damals abgeschafft haben? Ich glaube, es ist im Leben immer so: Das Schlechte vergisst man und das Gute bleibt im Gedächtnis. Außerdem hat der Westen dazu beigetragen, unsere Leben schlecht zu reden – einfach besserwisserisch. Da sagen viele zu Recht: Nein, das lassen wir nicht zu. Ostdeutsch heißt für mich, sich durchzubeißen, seinen Willen trotz aller Hindernisse durchzusetzen. Gab es keine Wiedervereinigung im deutschen Schlager? Nein, und man gibt uns das Gefühl, die will auch keiner. Roland Kaiser haben die westdeutschen Kinder schon früher bei ihren Eltern und Großeltern gehört – sie können die Melodie mitsummen, tanzen dazu heute mit ihren Kindern. Unsere Lieder kennt man eben nur bei uns. Auf einer Kreuzfahrt, auf der ich mal gespielt habe, kam nach der Show ein Lehrer aus Bayern zu mir und sagte, er fände es schade, dass er meine Lieder nicht kannte. Das war nett, aber was soll ich machen? Hatte Schlager in der DDR eine politische Funktion – als unpolitische Welt, in die sich viele Menschen flüchten? Schlager hat diese Funktion bis heute. Nehmen Sie „Weihnachten in Familie“…. …das erfolgreichste Album der DDR, das Sie 1985 mit Ihrer Familie aufgenommen haben und von dem zwei Millionen Tonträger verkauft wurden. Mit Verlaub, das war ziemlich kitschig. Aber die Menschen wollen auch mal eine heile Welt, gerade zu Weihnachten. Selbst viele Leute, die einsam sind und gerade an Weihnachten daran erinnert werden, möchten davon träumen, umsorgt zu werden. Was ist verwerflich daran? Und man kann im Schlager trotzdem politische Botschaften unterbringen. Früher habe ich gesungen: „Mit uns könn‘ses ja machen“ oder „Mensch wach auf“. Heute klatschen die Leute zu den Liedern: „Das kannste voll vergessen“. Oder: „Alles schon mal da gewesen“. Sie fühlen sich verstanden. Sie sind 80 Jahre alt. Wie lange wollen Sie eigentlich noch auf der Bühne herumturnen? Mich hält das fit. Ich spiele einmal in der Woche bei mir in Mahlsdorf Fußball, gehe ins Sportstudio. Warum soll ich mit einem Leben aufhören, das mich erfüllt? Und irgendwann fallen Sie tot auf der Bühne um? Naja, hoffentlich hinter der Bühne. Das ganze Gespräch mit Frank Schöbel, bei dem er auch erzählt, wie er als Kind auf Beerdigungen zur Musik gekommen ist und wie in der DDR zwischen den Zeilen gesungen wurde, lesen Sie hier. Und falls Sie bei „Weihnachten mit Familie“ noch freiwillig oder unfreiwillig mitsummen können, dann trauen Sie sich hier. | |||
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