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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Freitag, 09.06.2023 | sonnig mit einigen Wolken, 17 bis 28°C. | ||
+ Hilferuf des Kindernotdienstes: Gewalt sei in Einrichtung an der Tagesordnung + Holocaust-Mahnmal wird saniert – Gedenkfeld momentan gesperrt + Kühle Leckerlis: Eis für Hunde in Neukölln + |
von Robert Ide |
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Guten Morgen, bloß nicht aufregen heute! Denn das ist, was uns wirklich fehlt: Regen. Vor der Stadt brennt immer noch der Wald. Wegen der anhaltenden Trockenheit hat Friedrichshain-Kreuzberg nun das Grillen in allen Grünanlagen untersagt (mit einer kleinen Ausnahme – Infos hier). Und was macht die Berliner Regenwasseragentur ohne Regenwasser? „Unser Handeln ist eher auf die Trockenheit ausgerichtet als auf den Starkregen“, sagt Agenturchefin Darla Nickel am Checkpoint-Telefon. „Wir wollen die Stadt so umbauen, dass wir den Regen besser nutzen, wenn er denn fällt.“ Dazu sollen Abwasserrohre zu Straßenbäumen umgeleitet, Zisternen auf Dächer gebaut und mehr Betonflächen entsiegelt werden. Um das rarer werdende Wasser zu sparen, hat Nickel einige Tipps für Berlinerinnen und Berliner in trockenen Zeiten. Gärtnerinnen und Gärtner sollten auf Rasen verzichten und stattdessen mehr auf Pflanzen setzen, die nur beim Anwachsen gegossen werden müssten. Auch Straßenbäume vor der eigenen Haustür müssten nicht täglich gegossen werden, sagt Nickel. Zudem sollten Hinterhöfe begrünt werden, wofür es auch Förderung gebe. „Aber die größte Verschwendung von Trinkwasser sind private Pools.“ Zwar verbrauchen Berlinerinnen und Berliner schon jetzt weniger Wasser als im Bundesschnitt – aber Mehr vom Weniger dürfte bis zum nächsten Regen allen helfen. Jeder Tropfen auf Berlins erhitzten Steinen zählt. | |||
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Schöner unsere Stationen und Bahnhöfe! Das verlangen Stadtplanerinnen und Architekten, damit die Verkehrswende noch ein schönes Ende nimmt. „Bahnhöfe müssen behaglicher gestaltet werden“, forderte Architekt Christoph Wagner bei unserer Tagesspiegel-Debatte in der Urania (Video hier). „Es braucht eine klare Wegführung, weil jeder Meter zählt. Eine Straßenbahnhaltestelle 100 Meter vom Bahnhof entfernt, wie in Köpenick, hält vom Umsteigen ab.“ Landschaftsarchitektin Barbara Hutter will die Umgebung der Stationen besser gestalten. „Die Frage von heute lautet: Wie steinern ist ein Platz, wie kann man ihn begrünen? Will ich mich hier gerne aufhalten, weil ich einen Schattenplatz finde?“ Stephan Wilhelm von der „BahnStadt Planungsgesellschaft“ beklagt: „Es gibt immer noch Planungen, die Bäume als Straßenbegleitgrün bezeichnen und Drehtüren als Personenvereinzelungsanlagen. Da kommt der Mensch zu kurz.“ Am Bahnhof Köpenick, der gerade zum Regionalbahnhof umgebaut wird, ist die Bahn offenbar noch festgefahren in der funktionalen Denke. Die Station soll mit dem Umbau ihre traditionelle Empore verlieren und stattdessen ein gesichtsloses Bahnhofsgebäude sowie von Lärmschutzwänden zugestellte Bahnsteige bekommen (Simulationen hier). „Es kann nicht sein, dass man solche Gestaltungen der Bahn überlässt“, klagt Wagner. „Wer soll sich angezogen fühlen, zu diesem Bahnhof hinzugehen?“ Bahnhofsplaner Wilhelm verspricht, zumindest am Südkreuz nachzuarbeiten. Hier sollen die leeren Parkdecks für Fahrräder nutzbar gemacht werden. Auch am Hauptbahnhof fehlen Radanlagen und Abstellanlagen für E-Roller, wie Grünen-Politikerin Antje Kapek moniert. „Vieles ist auch nicht barrierefrei. Offenbar ist immer noch der sportliche koffertragende Mann, der von A nach B hechtet, der Prototyp für die Planungen.“ Und der Vorplatz? „Da stolpert man seit 17 Jahren blödsinnig über komische Zufahrten“, sagt Hutter. Willkommen in Berlin! We apologize for any inconvenience! | |||
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Wir blättern zurück in die Geschichte. Am 10. Juni 1983 titelte der Tagesspiegel: „Jenaer Pazifist mit Gewalt aus der DDR abgeschoben“. Hinter der Schlagzeile verbarg sich ein deutsch-deutsches Drama, wie man es sonst nur aus fiktionalen Filmen kennt: Einem Oppositionellen, der sich weigert, sein Land zu verlassen, wird bei einem Amtstermin überraschend erklärt, ihm werde jetzt die Staatsbürgerschaft aberkannt. In seiner Wohnung soll er unter Bewachung „Reisegepäck“ packen, kann flüchten, wird verhaftet und in Handschellen zu einem Bahnhof gebracht. In einem Transitzug wird er mit Gewalt in ein Abteil gesperrt und gegen seinen Willen über die Grenze gefahren. Am eigenen Leib erfahren und mit der eigenen Seele ertragen musste das vor 40 Jahren Roland Jahn, bis dahin in der DDR-Friedensbewegung aktiv und danach in West-Berlin als Journalist tätig. Der spätere Bundesbeauftragte für Stasi-Unterlagen erinnert sich noch heute mit Schmerzen an den Bruch seines Lebens zurück. Dem Checkpoint schreibt er dazu auf Anfrage: „Meine Eltern haben bis an ihr Lebensende daran gelitten, dass man ihnen am 8. Juni 1983 ihren Sohn gestohlen hat, indem man mich einfach wie ein Stück Frachtgut abtransportierte.“ „Für mich war es keine Abschiebung aus dem Staat DDR, den ich kritisiert habe, sondern eine gewaltsame Abschiebung aus meiner Heimat Jena, weg von Familie, Freunden, Stadt und Landschaft. Diese stabsmäßig geplante und gewaltsam durchgeführte Abschiebung aus meiner Heimat zeigt, dass, wenn es darauf ankam, die DDR-Oberen bereit waren, die Menschenwürde mit Füßen zu treten – und viele haben dabei mitgemacht oder geschwiegen. Die DDR-Geschichte darf nicht verklärt werden.“ Wer Geschichte verstehen oder verständlich machen möchte, muss auch diese Geschichten weitererzählen. Nicht nur die schönen aus der heilen Welt der Diktatur. | |||
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Nichts Neues von Rammstein: Berlins peinlichste Band, vorher schon mit Nazi-Ästhetik, Gewaltfantasien und Ostalgie-Geschwurbel aufgefallen, hat sich noch immer nicht eingehend zu den vielen konkreten und schwerwiegenden Vorwürfen von jungen Frauen geäußert, die Frontmann Till Lindemann sexuelle Übergriffe im Rahmen von Partys rund um seine Konzerte vorwerfen. Von einer Entschuldigung oder auch Erklärungen aus der Musikindustrie zu den Zuständen in der Branche vernimmt man weiterhin keinen Ton. Stattdessen kündigen Lindemanns Anwälte Schertz und Bergmann nun rechtliche Schritte an und lassen in einer Erklärung verbreiten, es sei „ausnahmslos unwahr“, dass Frauen „bei Konzerten von ‚Rammstein‘ mithilfe von K.O.-Tropfen bzw. Alkohol betäubt worden“ seien, „um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können“. Ob diese Erklärung auch die Partys nach den Konzerten umfasst, ließ sich am Donnerstagabend nicht mehr herausfinden. Auf den vielfachen Vorwurf, junge Frauen seien für sexuelle Handlungen gecastet oder/und dazu gedrängt worden, sowie auf den möglichen Machtmissbrauch des alten Starsängers gegenüber seinen jungen Fans geht die Erklärung nicht ein. | |||
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Eine Frage noch: Wie viele Anfragen im Abgeordnetenhaus lenken die Berliner Verwaltung von ihren eigentlichen Aufgaben ab? Dazu drei aktuelle Antworten aus dem Zahlensalat der Stadt: + Derzeit gibt es 27.008 Papierkörbe der Stadtreinigung, davon 342 in Wäldern. (Anfrage der Linken) + Das Durchschnittsalter der Notarinnen und Notare in Berlin beträgt 56,8 Jahre. (Anfrage der SPD) + In Friedrichsfelde gab es seit 2020 genau 23 Reifendiebstähle. (Anfrage der CDU) Berlin zählt sich platt. | |||
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