Nichts ist so beständig wie der Wandel. Das gilt nicht nur, aber vor allem an der Börse. Seit mehr als sieben Jahrzehnten investiert Warren Buffett sein Geld in Aktiengesellschaften und hat viele Wandlungen miterlebt. Dabei hat er viele Fehler gemacht und immer etwas daraus gelernt. Anfänglich war er, geprägt durch die Lehren Benjamin Grahams und dessen legendäre Buch „The Intelligent Investor“, ein klassischer Deep-Value-Investor, der es auf stark unterbewertete Buchwertschnäppchen abgesehen hatte. Und er war damit sehr erfolgreich. Später lernte er Charlie Munger kennen, der seinem Leben eine neue Richtung gab: Aus dem Deep-Value-Investor wurde ein Quality-Investor. Denn Munger überzeugte Buffett, dass es weniger risikoreich und keinesfalls renditeschwächer sei, in Qualitäts-Unternehmen zu investieren, die ihren Umsatz und den Gewinn stetig steigern und über einen schier unüberwindlichen ökonomischen Burggraben verfügen. Ein bestechend einfacher Ansatz, dem Buffett und Munger seit mehr als 50 Jahren treu geblieben sind. Allerdings unterliegen auch Qualitätsmerkmale und ökonomische Burggräben dem Wandel, denn wenn die Konkurrenz erkennt, weshalb ein Unternehmen so erfolgreich ist und vielleicht sogar die Preise diktieren kann und höhere Margen erzielt, versucht sie, dieses Konzept zu kopieren und den Burggraben zu überwinden. „Es ist vermutlich ein natürlicher Teil des modernen Wirtschaftssystems, dass klassische Burggräben nicht mehr funktionieren.“ – Charlie Munger – In unserer sich immer schneller drehenden Welt mit ihrer immer zügiger voranschreitenden Technologisierung verlieren alte und bewährte Burggäben immer schneller ihre Wirkung. Als Buffett bei IBM einstieg, seinem ersten Technologieinvestment, sah er IBMs Burggaben: Die Mehrzahl der Fortune 500-Unternehmen waren Kunden bei IBM und aufgrund der hohen Kosten, die der Wechsel zu einem anderen IT-Dienstleister mit sich gebracht hätte, schien die Marktstellung von IBM unangreifbar. Buffett lag mit seiner Einschätzung richtig. Nur dass die Welt sich innerhalb weniger Jahre veränderte. Die früher prägenden Großkonzerne aus der Energiewirtschaft, die Banken, Versicherungen, die Stahl- und Autoproduzenten, Fluglinien, Handelshäuser usw. wurden von digitalen Unternehmen einfach überholt. Ihr Marktanteil gegenüber den wachstumsstarken Technologie-Konzernen nahm ständig ab und die Googles, Apples, Amazons, Microsofts, Teslas, Facebooks dieser Welt greifen nicht auf IBM zurück, sondern wurden teilweise zu den größten Herausforderern von „Big Blue“ selbst. Die Digitalisierung und das Internet schufen einen neuen Markt und IBM bekam hier keinen Fuß in die Tür. Amazon-Gründer Jeff Bezos sagte, jedes Unternehmen werde scheitern. Auch Amazon. Und das stimmt. Irgendwann verliert jedes Unternehmen seine Antriebskraft, seine Motivation, seine Innovationskraft und wird von aggressiven neuen Wettbewerbern zur Strecke gebracht. Seit 20 Jahren ist Amazon der größte Disruptor, den die Welt jemals gesehen hat und doch tut Amazon nichts, was nicht auch andere Unternehmen tun können. Daher wird auch Amazon nur so lange führend bleiben und weiter stark wachsen, bis es zu einem stetigen Unternehmen wird, wie Peter Lynch sie bezeichnet, zu einem gut situierten wachstumsschwachen Unternehmen, das seine Gewinne in hohen Dividenden an die Aktionäre ausschüttet und mit sich selbst ganz zufrieden ist. Um erfolgreich zu werden, zu sein und zu bleiben, muss ein Unternehmen sich den neuen Gegebenheiten immer anpassen und sie am besten auch führend mit gestalten. Wenn dies die Unternehmens-DNA ist, hat man als Anleger vermutlich eine Firma erwischt, die den Zeitraum zwischen Start und ihrem zwangsläufigen Scheitern noch sehr lange auseinanderhalten kann. Und eine solche Firma ist KKR. KKR im Wandel der Zeit Kohlberg Kravitz Roberts wurde 1976 als Partnerschaft gegründet von Jerome Kohlberg und den beiden Cousins Henry Kravitz und George Roberts. Kohlberg leitete in den 1960ern und frühen 1970ern die Finanzabteilung der 1923 gegründeten Wall Street-Investmentbank Bear Stearns, die im Zuge der Finanzkrise 2008 von JPMorgan-Chase übernommen wurde. Zu seinen Schützlingen bei der Bear Stearns zählten unter anderem Henry Kravis und George Roberts. Nachdem Bear Stearns den Vorschlag der drei Banker ablehnte, eine firmeninterne Abteilung für Leveraged Buyouts zu bilden, verließen sie die Investmentbank und gründeten KKR. Die drei Gründer gerieten jedoch immer wieder aneinander über die Art und Weise, wie man Geschäfte macht und welche Ziele KKR verfolgen sollte. Anfangs setzte KKR ausschließlich auf „freundliche“ Management Buyouts (MBOs), bei denen sie vom Management eingeladen wurden, sie bei der Übernahme der Firma zu unterstützen. Das war in den 1970ern „en vogue“, denn viele Firmen hatten sich in den vorangegangenen Jahren durch Übernahmen geradezu „ver-diversifiziert“, wie Peter Lynch es nennt, und waren an- und schwerfällig geworden. Ihre Gewinne stiegen nicht und die Aktienkurse schleppten sich schon ein Jahrzehnt lang lustlos dahin. MBOs schienen der beste Weg, die versteckten Firmenwerte zu heben und den Aktionären viel Geld in die Tasche zu verdienen. Und dem Management noch mehr... KKR war eine der ersten Firmen am Markt, aber sie fand schnell Nachahmer. Und die gingen viel aggressiver zu Werke. Sie gingen aktiv auf das Management der Firmen zu und forderten sie zu einem MBO auf. Für den Fall, dass sie abgewiesen würden, drohten sie unverhohlen mit einer „unfreundlichen“ Übernahme. Also einem Buyout ohne Beteiligung des Managements. Viel Eigenkapital hatten die Firmenjäger damals nicht, aber durch ihre schnellen und großen Erfolge, bei denen sie Firmen zu hohen Preisen schluckten, die Aktionäre reich machten, und anschließend die Firmen filetierten und so enorme Profite einstrichen, bekamen sie bald großzügig Kredit. Und so wurden die LBOs geboren, die Leveraged Buyouts. Dabei brachten die Firmenjäger nur noch 10 Prozent des Kapitals auf und liehen sich die weiteren 90 Prozent zu üppigen Zinsen. So „gehebelt“ gingen sie auf die Jagd und bald schon konnten sie sich sogar an Großkonzerne heranwagen, die sogar im Dow Jones notierten. Spätestens ab diesem Moment war klar, dass sich die Welt gewandelt hatte, denn auch die Karpfen konnten auf einmal die Haie angreifen. Und das war nichts, was Jerome Kohlberg mit seiner Unternehmensethik vereinbaren konnte. Er wollte weiterhin ausschließlich auf die freundlichen Buyouts setzen, während die jüngeren Cousins Kravitz und Roberts sich die Chancen der LBOs keinesfalls entgehen lassen wollten. Die Übernahme von RJR Nabisco 1987 kam es zum Bruch und Kohlberg schied aus der Firma aus. Er hatte bereits gesundheitliche Probleme gehabt und war deshalb an vielen Entscheidungen der vorherigen zwei Jahre nicht mehr wirklich beteiligt worden. Und vor allem Kravitz hatte dieses Vakuum genutzt und KKR als führende LBO-Macht positioniert. Der Höhepunkt war 1988 das LBO bei RJR Nabisco, einem Tabak- und Lebensmittel-Konzern, der selbst erst kurz zuvor aus der Fusion des Tabak-Konzerns Reynolds mit Nabisco entstanden war. In einer nie dagewesenen Übernahmeschlacht, bei der alle führenden Wall Street Investmentbanken und Anwälte gegeneinander und unter wechselnden Bündnissen in die Schlacht zogen, errang am Ende KKR den Sieg – und blätterte damals unvorstellbare 31 Milliarden US-Dollar auf den Tisch, der Großteil hiervon fremdfinanziert zu üppigen zweistelligen Zinssätzen. Ausgangspunkt des Ganzen war übrigens, dass Henry Kravitz seinem Bekannten Ross Johnson, CEO von RJR Nabisco, ein MBO schmackhaft machen wollte. Nach über einem Jahr war Johnson überzeugt, weil der Aktienkurs von RJR Nabisco nicht aus dem Keller kommen wollte. Nur nahm er nicht KKR ins Boot, sondern ließ sich auf die AMEX-Tochter Shearson ein, die gerade Lehman Brothers übernommen hatten, und sich einen Namen in der M&A-Welt machen wollten (Merger & Acquisitions). Da die Investmentbanken und Private Equity-Firmen bei einem solchen Deal zwei- und dreistellige Millionenbeträge verdienen konnten an Provisionen, konnte KKR dies Johnson nicht einfach durchgehen lassen und zog in den Krieg. An der Seite von KKR stand die Investmentbank Drexel Burnham Lambert mit Junk Bond-König Michael Milken – und das wiederum war der Grund, weshalb von Anfang an und bis zum Ende das Kima zwischen allen Beteiligten vergiftet war. Milken dominierte den von ihm selbst geschaffenen Junk Bond-Markt und wollte auf keinen Fall einer anderen Investmentbank einen Anteil überlassen. Diese spektakuläre Übernahmeschlacht wurde in dem Beststeller "Barbarians at the Gate: The Fall of RJR Nabisco" verewigt. KKR gewann die Schlacht, bürdete dem Unternehmen die ganzen Schulden auf und spaltete es auf. Nabisco mit den berühmten Oreo-Keksen ist heute Teil von Mondelez. Das Unternehmen stand mit dem Rücken zur Wand und musste sich einer wahren Rosskur unterziehen, bei der viele Angestellte ihre Jobs verloren. Das mediale Echo war groß und führte auch zu großer Aufmerksamkeit in Washington. Zumal Drexel und Milken sich 1987 bereits mit Anklagen wegen Insiderhandels und Wertpapierbetrugs konfrontiert sahen, die einige Jahre später zu einer langjährigen Haftstrafe für Milken und den Untergang von Drexel führten. Der Börsen-Crash von 1987 war auf den Beginn des Zusammenbruchs des Junk Bond Markts zurückzuführen und die RJR-Nabisco-Übernahme war auch der Schlusspunkt für die Ära der feindlichen LBOs. Für KKR war es kein Schlusspunkt, sondern es erfolgte ein neuer Wandel. Anstelle der feindlichen Übernahmen wandelte sich KKR zum Asset Manager. Man sammelte fleißig Gelder vermögender Privatkunden ein und investierte sie in Firmen-Übernahmen. Wobei der „Rüpel-Ruf“ von KKR vermutlich des Öfteren Firmen dazu brachte, sich lieber zu fügen als zu kämpfen. KKR wandelte sein Business-Modell hin zu geschlossenen Themenfonds. Damit wurden zwei Ziele erreicht: Die zuvor stark schwankenden Einnahmen wurden zumindest teilweise verstetigt und man konnte noch mehr externes Kapital für Investments einsammeln. Seitdem besteht der Einnahmestrom KKRs aus 3 Komponenten: 1. KKR erhält eine Management-Provision für das betreuen der von ihm aufgelegten und verwalteten Fonds. Hieraus entsteht ein stetiger Einnahmestrom, der die eigenen Kosten deckt und eine Gewinnausschüttung an die Aktionäre ermöglicht. 2. Darüber hinaus erhält KKR eine erfolgsabhängige Performance-Fee. Spielen also die Fonds Gewinne ein, bekommt man hiervon einen Anteil. 3. Und dann investiert KKR an der Seite seiner Fonds oftmals noch eigenes Geld des Unternehmens, so dass man direkt an den Erfolgen teilhat. Bis zur Finanzkrise hat KKR dabei weiter auch auf Leverage gesetzt und Firmen mit enormen Fremdkapitalanteilen übernommen. So griff man 2007 für knapp 30 Milliarden US-Dollar beim Zahlungsdienstleister First Data zu und für sogar 44 Milliarden US-Dollar beim texanischen Stromversorger TXU. Quasi am Vorabend der Finanzkrise, als erst die Immobilienmärkte und dann die Banken zusammenbrachen. KKR geriet an den Rand des Abgrunds, denn man hatte viele Milliarden in teilweise kurzfristigen Überbrückungskrediten aufgenommen, die aus den Einnahmen von Teilverkäufen der übernommenen Unternehmen getilgt werden sollten. 2008 gab es für diese Unternehmen keine Kaufinteressenten mehr und die Banken waren damit beschäftigt, keine Kredite mehr zu vergeben und jeden ausgeliehenen Cent einzutreiben. Für KKR und seine Partner war es eine schwere Zeit. Es erfolgten hohe Abschreibungen auf Beteiligungen, neustrukturierte Kreditverbindlichkeiten, Pleiten von Töchtern. Am Ende konnte KKR den Kopf aus der Schlinge ziehen – auch weil ihnen ihr Eigenkapital und das Investitionskapital vertraglich für eine feste Zeit zur Verfügung stand und ihre Investoren an diese Gelder nicht herankamen. Aus dieser schwierigen Phase zog KKR neue Lehren. Man wandelte sich mit der Zeit vom Private Equity Investor zum Alternativen Asset Manager und wollte unbedingt die Eigenkapitalbasis erhöhen. Ein erfolgreicher Schritt auf diesem Weg war der Börsengang 2014, bei dem aus Partnern nun Aktionäre wurden. 2018 erfolgte dann eine weitere Umstellung, denn durch die Senkung der Unternehmenssteuern durch Präsident Donald Trump war es für Firmen wie KKR nicht länger attraktiver, sich als Limited Partnership zu organisieren anstelle einer „normalen“ Corporation. Seit der Umfirmierung in eine C-Corp sind die Aktien auch im S&P 500 enthalten und fanden Aufnahme in viele Indexfonds. Der Alternative Asset Manager Alternative Asset Manager investieren nicht nur in Aktiengesellschaften und Unternehmen, sondern auch in Rohstoffe, Währungen, Kredite, Anleihen oder Kunst. Im Prinzip in alles, was irgendwie Rendite verspricht. Vor allem investieren sie in Sektoren, die abgestürzt und aus der Mode gekommen sind. Sie kauften für schmales Geld notleidende Immobilienkredite auf oder Beteiligungen an europäischen Banken, als diese nach der Finanzkrise am Boden lagen. Und sie kauften Schiffsbeteiligungen, als reihenweise Reeder Bankrott gingen. Und als die Öl-Preise abstürzten und viele US-Fracking-Unternehmen vor dem Exodus standen, griffen ihnen die Alternativen Asset Manager unter die Arme. Sie investieren dort, wo Druck und Not herrscht und kaufen billig ein. Sie agieren antizyklisch und sie haben damit großen Erfolg. Nachdem die Zinsen seit mehr als 30 Jahren fallen, verlieren zinsbasierte Anlageformen zunehmend an Reiz. Zum Bedauern jener, die darauf angewiesen sind. Aus dieser Not heraus haben sich immer mehr Pensionsfonds, Family Offices, aber auch Versicherungen an die private Equity-Firmen gewandt, damit diese Geld für sie anlegen und Renditen erzielen, die sie selbst an den Anleihe-Märkten nicht mehr einfahren konnten. Diesem Ruf folgend bezeichnete der damalige Vizekanzler Franz Müntefering im Jahr 2004 Private Equity-Unternehmen als „Heuschrecken“. Diese öffentliche Schmähung bekam im Zuge der Finanzkrise und den damit einhergehenden Firmenpleiten und dem Aufkaufen von notleidenden Immobiliendarlehen und Schiffskrediten weiter Nahrung, doch die Private Equity-Firmen halfen auch dabei, dass die Banken ihre Bücher überhaupt bereinigen konnten und mit der Zeit wieder solidere Bilanzen aufweisen konnten. Bei den Unternehmen und in der Wirtschaft haben KKR und andere inzwischen einen deutlich besseren Ruf und werden oft als Partner betrachtet. In Deutschland war und ist KKR an vielen freundlichen Buyouts beteiligt, das reicht von Tenovis über Wincor Nixdorf, Demag, MTU, ATU, Versatel, KION, WMF, Hertha BSC Berlin und ProSiebenSat1 bis hin zu Axel Springer und Hensoldt. KKR – Die neue (und bessere?) Berkshire Hathaway!? KKR bleibt wandlungsreich und gerade jetzt vollzieht sich ein weiterer Wandlungsschub, der die Firma nochmals nachhaltig verändern wird. Bisher sammelt KKR Investorengelder über geschlossene Investmentfonds ein und dieses Kapital steht KKR dann für durchschnittlich 8 Jahre zur Verfügung. Nicht immer kann ein neuer Fonds seine Gelder sofort und komplett investieren und je länger er hierfür benötigt, desto kürzer ist der restliche Zeitraum bis zur Rückzahlung, in dem die Gelder noch Rendite erwirtschaften können. Des Weiteren investiert KKR auch antizyklisch in Branchen und Sektoren, die gerade verschmäht werden und wo es deshalb attraktive Kaufpreise gibt. Allerdings kann eine solche Phase auch wieder herrschen, wenn der Fonds vor der Auflösung steht und die Investoren ihr Geld zurückerhalten sollen. Für KKR wäre es also von großem Interesse, das Kapital lieber längerfristig zur Verfügung zu haben, um so alleine aufgrund von Markteinschätzungen und unter Chance-Risiko-Abwägungen Käufe und Verkäufe von Assets vorzunehmen. Und man hat einen Weg gefunden, sich solch langfristiges Kapital zu sichern. Denn KKR hat die Global Atlantic Financial Group übernommen und die betreut mit ihren Altersvorsorge- und Lebensversicherungsprodukten mehr als 2 Millionen Versicherungsnehmer. Das Unternehmen ist einer der größten Anbieter von festverzinslichen und fest indexierten Rentenversicherungen in den Vereinigten Staaten und bietet über ein Netzwerk von Banken, Broker-Dealern und Versicherungs-Agenturen Rentenversicherungen für Privatpersonen sowie Lebensversicherungen für Privatpersonen und Unternehmen an. Darüber hinaus bietet Global Atlantic seinen Kunden aus der Lebens- und Rentenversicherungsbranche maßgeschneiderte Rückversicherungslösungen an. Für KKR ist diese Übernahme wegweisend, denn die Anlagegelder bei Global Atlantic stehen teilweise bis zu 30 Jahre zur Verfügung. Durch die Übernahme konnte KKR den Anteil seines permanent verfügbaren Kapitals verdreifachen, was ihm noch mehr finanziellen Spielraum bietet. Dabei unterliegen Finanzinvestoren als alternative Asset-Manager deutlich geringeren regulatorischen Vorschriften als Banken und haben diesen gegenüber somit geschäftliche Vorteile. Sie können mehr wagen als Banken und sich auch in Geschäftsfelder tummeln, bei denen Banken zurückschrecken (müssen). Das ist mit überdurchschnittlichen Chancen verbunden, birgt aber natürlich auch Risiken. Im Dezember hatte Jamie Dimon, CEO von JPMorgan Chase, die strangulierende Regulierung des Bankensektors als dessen Sargnagel öffentlich angeprangert. „Das Bankensystem als Größe im Verhältnis zur Weltwirtschaft wird immer kleiner und kleiner (...) Inzwischen hat man 80% des Hypothekengeschäfts außerhalb des Bankgeschäfts und es gibt eine immer größere Menge an Privatkrediten außerhalb des Bankwesens (...) und es werden immer mehr Bereiche, einer nach dem anderen, die das Bankgeschäft verlassen, weil sie draußen günstiger behandelt werden. Und die Aufsichtsbehörden (...) irgendwann werden sie die Banken aus dem Bankgeschäft herausreguliert haben.“ – Jamie Dimon – Die neue dauerhafte und höhere Kapitalbasis und die unregulierten größeren Möglichkeiten im Vergleich mit klassischen Banken sind starke Treiber für das Business und die Gewinne von KKR. Die Übernahme von Global Atlantic birgt aber noch einen weiteren wesentlichen Vorteil: Es ist ein klassisches Versicherungsbusiness, bei dem die Versicherten über viele Jahre Prämien einzahlen und irgendwann einmal die zugesicherten Leistungen ausgezahlt bekommen. Diese Prämien bezeichnet man als „Float“ und dieser Float ist die treibende Kraft hinter Warren Buffetts großem Anlageerfolg. Denn der Float stellt ein zinsloses Darlehen dar, eine immer sprudelnde Quelle an frischer Liquidität, die bis zum Tag der Leistungserbringung zur Verfügung steht. Klassische Versicherungen legen dieses Geld in Anleihen und Zinspapieren an. Sie versprechen ihren Kunden Ablaufrenditen von 4 oder 5 Prozent. Buffett erzielte mit diesem Geld für Berkshire Hathaway über 50 Jahre hinweg durchschnittlich 20 Prozent pro Jahr. Nicht nur, dass das Geld bei Auszahlung nach vielen Jahren durch die Inflation viel weniger wert ist („Kaufkraftverlust“), die in der Zwischenzeit erzielte Überrendite konnte Buffett einbehalten und wieder in weitere Investments stecken. Der Float hat durch seine erfolgreichen Investments also einen eigenen Zinseszinseffekt erwirtschaftet. Und das alle fast ohne Fremdkapitalkosten! Auf Sicht von Jahrzehnten macht dieser Unterschied Milliardensummen aus. Und nun steht KKR der Float von General Atlantic zur Verfügung…KKR muss damit „nur“ noch Überrenditen erwirtschaften. Und das ist ihnen über die letzten 35 Jahre gelungen. Seit 2004 konnte KKR die Assets under Management (AuM) mit einer jährlichen Wachstumsrate von 22 Prozent steigern und damit doppelt so stark, wie die Branche der alternativen Asset Manager insgesamt. 44 Prozent dieser AuM stehen KKR dauerhaft oder mindestens für eine Dekade zur Verfügung, 86 Prozent für mindestens 8 Jahre. Dadurch stehen die damit getätigten Investments nicht unter zu großem Druck, schnell Ergebnisse einspielen zu müssen, sondern KKR hat genügend Zeit, sich die Assets zu entwickeln, um am Ende eine möglichst hohe Rendite für seine Investoren und sich selbst einzufahren. Darüber hinaus bietet diese langfristige AuM-Basis für KKR eine zusätzliche Sicherheit, weil man so auch heftige wirtschaftliche Schwankungen besser überstehen kann. Das zeigte sich in der Corona-Pandemie, in der KKR sehr aktiv Geld investiert hat, während man in der Finanzkrise 2008/09 noch mit dem Rücken zur Wand stand und mehr oder weniger nur versucht hat, die überall auflodernden Brände zu löschen. Und dank der schellen Erholung der Märkte nach dem starken Einbruch im 1. Quartal und der nun immer stärker anziehenden Konjunktur, lag KKR mit seinem beherzten Vorgehen als "most aggressive buyer" goldrichtig. Ende März verfügte KKR über 69 Milliarden US-Dollar an unverbrauchtem Kapital und hat somit genügend "dry powder", um auch weiterhin die vielen sich bietenden Opportunitäten zu nutzen. Gleichzeitig verpasst KKR es nicht, auch Kasse zu machen, wenn sich ein Investment frühzeitig ausgezahlt hat. So wie kürzlich beim deutschen Rüstungs-Konzern Hensoldt. Anfang Mai wurde bekannt, dass KKRs neuester und bisher größter Flaggschiff-Private-Equity-Fonds für Nordamerika ein Gewicht von 18,5 Milliarden US-Dollar hat und in weniger als 5 Monaten durchfinanziert werden konnte. Er hat damit seinen Vorgänger, der es 2017 auf 13,9 US-Milliarden brachte, deutlich übertroffen. Eingesammeltes Geld alleine bringt noch keine Rendite und auch keine Provisionen. Daher ist KKR bemüht, die Gelder schnell renditeträchtig zu investieren. Und der Deal-Flow ist atemberaubend; fast kein Tag vergeht, an dem KKR nicht mindestens ein neues Investment bekannt gibt. Am 6. Mai gab KKR bekannt, in Charter Next Generation zu investieren, einen Anbieter von Kunststoff-Folien, die in der Verpackungs-, Gesundheits-, Industrie- und Konsumgüter-Industrie eingesetzt werden. Als Teil der Vereinbarung wird KKR zusammen mit Leonard Green & Partners als gleichberechtigter Miteigentümer auftreten. LGP hat Berichten zufolge Charter NEX Films im Jahr 2017 für 1,5 Milliarden US-Dollar, einschließlich Schulden, erworben und später mit Next Generation Films fusioniert. Am selben Tag bestätigte Infrastruktur-Investor John Laing, er stehe mit KKR in Verhandlungen bezüglich einer Übernahme. Am 13. Mai verkündete der Anbieter von Cloudspeicherplatz Box den Abschluss einer 500-Millionen-Dollar-Investition unter Führung von KKR. Box plant, im Wesentlichen den gesamten Erlös für einen Aktien-Rückkauf zu verwenden, der kurz nach der Veröffentlichung der Ergebnisse des 1. Quartals am 27. Mai begann. Am 16. Mai gab KKR bekannt, man werde 95 Millionen US-Dollar in Lenskart investieren, einen Omni-Channel-Brillenhändler in Indien. Als Teil der Transaktion werden die bestehenden Investoren TPG Growth und TR Capital jeweils einen Teil ihrer Beteiligung an dem Unternehmen abgeben. KKR tätigt die Investition aus seinem asiatischen Private-Equity-Fonds. Am 18. Mai erklärte KKR man übernehme die Nachhaltigkeitsberatungsfirma ERM für 3 Milliarden US-Dollar. ERM, das steht für Environmental Resources Management, hat 5.500 Berater in 150 Büros in über 40 Ländern und hilft Unternehmen in Bereichen wie der Widerstandsfähigkeit von Unternehmen, der Unterstützung des Übergangs zu einem kohlenstoffarmen Betrieb oder bei ESG-Fortschritten. Zu ERMs Kunden gehören Ford, Johnson & Johnson, BASF, DuPont, Oracle und Unilever. Am 20. Mai hat KKR den Kauf von Therapy Brands für 1,2 Milliarden US-Dollar abgeschlossen, einem in Alabama ansässigen Anbieter von Software für Kliniken für psychische Gesundheit. Am 27. Mai hat KKR 55 Millionen US-Dollar in Essential Accessibility investiert, einen Anbieter von Software und Dienstleistungen, die Unternehmen dabei helfen, ADA-Konformität auf ihren Websites, mobilen Apps und anderen digitalen Assets zu erreichen und zu erhalten. Die Mittel für die Investition stammen aus dem Next Generation Technology Growth Fund II. Am 28. Mai hat KKR ein Angebot zur Übernahme von Property Exchange Australia abgegeben, das den australischen Online-Immobilienspezialisten mit über 3 Milliarden AUD bzw. rund 2,3 Milliarden US-Dollar bewertet. Die Plattform von PEXA ermöglicht es Nutzern, Hausverkaufspreise und Immobilienabrechnungen zu verfolgen und bedient über 20.000 Familien pro Woche. PEXA war 2019 für 1,64 Milliarden AUD von der Commonwealth Bank of Australia, der Link Group und Morgan Stanley Infrastructure Partners übernommen worden. Am 2. Juni erklärten KKR und Clayton Dubilier & Rice, sie würden das Software-Unternehmen Cloudera für 16 US-Dollar je Aktie übernehmen wollen, um es anschließend von der Börse zu nehmen („Going Private“). Das Angebot bewertet Cloudera mit 5,2 Milliarden US-Dollar, liegt aber noch knapp unter dem IPO-Preis von 18 US-Dollar aus 2017. Nach anfänglichen Erfolgen hatte man die ebenfalls aufstrebende Hortonworks übernommen, aber die Kulturen beider Unternehmen erwiesen sich als weitgehend inkompatibel. Man könnte sagen, aus eins und eins wurde 0,5. Der aktivistische Investor Carl Icahn hält 18 Prozent an Cloudera und bedrängt das Management seit längerem, endlich den wahren Wert des Unternehmens zu heben. Dass Unternehmen mit Problemen von der Börse genommen werden, um sie aus dem Fokus der Öffentlichkeit zu nehmen, während sie sich neu ausrichten und wiedererstarken, ist nicht üblich. Der Computer-Produzent Dell hatte dies gemacht und auch Axel Springer ging diesen Weg – mit Hilfe von KKR, die nun Mehrheitseigentümer bei BILD-Herausgeber Springer sind. Jüngste Meldung ist die vom 4. Juni, nach der KKR eine Minderheitsbeteiligung an Cegid übernimmt, einem führenden Anbieter von Business-Management-Softwarelösungen. Dabei wird Cigid mit einem Enterprise Value von 5,5 Milliarden Euro bewertet. Silver Lake, ein im Bereich Technologie-Investitionen weltweit führendes Unternehmen, bleibt Mehrheitsaktionär und verpflichtet sich, die vom Managementteam von Cegid eingeschlagene Wachstumsstrategie gemeinsam mit KKR und dem bestehenden Aktionär AltaOne in den kommenden Jahren weiter zu unterstützen. KKR & Co Inc. (ISIN: US48251W1045) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 21e/22e/23e | Kurs | A2LQV6 / KKR | 32 Mrd. USD | 11 / 16 / 14 | 55,20 USD | Mein Fazit Das Bild von KKR in der Öffentlichkeit ist noch geprägt von den Wildwest-Manieren aus ihrer Anfangszeit. Inzwischen hat sich das Unternehmen zu einem erfolgreichen Manager Alternativer Assets gewandelt und ist einer der führenden globalen Player auf diesem Gebiet. KKR agiert als Partner der Unternehmen, die man übernimmt und dann gemeinsam mit dem Management weiterentwickelt. Das ist Lichtjahre vom Vorgehen früherer Jahre entfernt, als man feindliche Übernahmen durchzog, um anschließend die Unternehmen in Stücken meistbietend zu verkaufen. KKR hat es verstanden, immer erfolgreicher Investorengelder einzuwerben und war in der Corona-Krise als „most aggressive Buyer“ aktiv. Und wie der Deal-Flow zeigt, gehen KKR die guten Ideen nicht aus. Durch den Zugriff auf den Float von General Atlantic steigert KKR seine Finanzkraft enorm und dies wird sich in einem deutlich steigenden Provisionsaufkommen niederschlagen. Die Co-Gründer Henry Kravitz und George Roberts sind inzwischen beide Mitte 70 und haben das operative Geschäft vor einigen Jahren in jüngere Hände gelegt. Die Vision von Henry Kravis für KKR ist übrigens, dass KKR seine Gründer überlebt und eine Finanzinstitution wird, wie es Goldman Sachs ist. Und am Ende schließt sich der Kreis. KKR ist heute weitgehend wieder das Unternehmen, dass sich Jerome Kohlberg bei der Gründung 1976 vorgestellt hat: Ein finanzstarker Partner für Firmen, die mit dem frischen Geld Werte für ihre Aktionäre und Mitarbeiter schaffen. Der Name KKR steht für Kohlberg, Kravitz, Roberts und das heute mehr denn je. Und das Unternehmen ist heute erfolgreicher als jemals zuvor. Dabei wird es niedriger bewertet als seine Peergroup, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass der enorme Boost aus dem General Atlantic-Deal für die Gewinne noch nicht wirklich auf dem Schirm der Anleger aufgetaucht ist. Aber das wird er, denn die Quartalsmeldungen dürften kaum zu ignorieren sein. Und so finde ich es nicht vermessen, KKR als die nächste und vielleicht sogar bessere Berkshire Hathaway einzustufen... Wie Anfangs geschrieben, gibt es noch eine weitere Aktie die als „die bessere Berkshire“ eingestuft werden kann. Welche Aktie ich ins Depot kaufe, verrate ich Dir in Kürze. Schau morgen in Dein E-Mail-Postfach.
Die heutige Ausgabe entstand wieder in Zusammenarbeit mit Michael C. Kissig, Value Investor und Betreiber des Blogs „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“. | | Hinweispflicht nach §34b WpHG: Der/die Verfasser ist/sind in ein oder mehreren der oben genannten Wertpapieren/Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels investiert: Berkshire Hathaway & KKR. Es können daher Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
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