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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Montag, 07.10.2019 | Den ganzen Tag über sonnig bei bis zu 12°C. | ||
+ Klima-Aktivisten wollen Berlin „nett und liebevoll“ blockieren + Rapper Fler bedroht Tagesspiegel-Journalisten + Viele Stellen für den Ausbau der Berliner Radinfrastruktur sind unbesetzt + |
von Lorenz Maroldt |
Guten Morgen, in Berlin könnte es heute heißer hergehen, als der Wetterbericht sagt – die Klima-Aktivisten von „Extinction Rebellion“ wollen „neuralgische Punkte“ der Stadt lahmlegen, und das könnte das eine oder andere sensible Gemüt zum Kochen bringen. Warum das den Zielen der Initiative „Fridays for Future“ eher schadet, hat Tagesspiegel-Kollegin Selina Bettendorf in ihrem heutigen Leitartikel beschrieben – sie meint: „Der Klimaprotest darf nicht radikaler werden, sondern muss die ganze Gesellschaft mitnehmen. Blockaden gefährden die breite Akzeptanz der Bewegung.“ Was die „neuralgischen Punkte“ betrifft, hoffe ich mal, dass mein Späti verschont bleibt (ohne den der heutige Checkpoint nicht fertig geworden wäre) – aber auf eine Meldung werden wir morgen früh sicher verzichten müssen: „Klima-Rebellen legen BER lahm“ – soweit kommt’s noch (aber nicht vor Oktober 2020)! Wie es dort gerade aussieht, haben wir gestern mit der Checkpoint-Radgruppe erkundet, mehr dazu weiter unten. Vorab nur so viel: Wir hatten viel Spaß… … und genau das empfehlen im Video „Die Bienennest-Taktik“ auch die Macher*innen von „Extinction Rebellion“ ihren Mitmacher*innen: „Es muss Spaß machen“. Außerdem wichtig (verbreitet über den „XR“-Telegramm-Kanal): 1) „Lasst uns nett und liebevoll zueinander sein, und zu allen anderen auch.“ 2) „Lasst uns Hoffnung und Positivität bewahren und verbreiten.“ 3) „Lasst uns Herzen gewinnen.“ Und so soll das gehen: Demobeginn 10 Uhr Potsdamer Platz, „symbolisch um 5 nach 12 Uhr werden wir die Straßen fluten und dort verweilen.“ Bei Vertreibung schwärmen die „Rebellen“ in Kleingruppen aus und wenden die „Bienennest-Taktik“ an, inklusive festketten und festkleben (sich selbst). Das Alternativprogramm für diejenigen, „die Tierhaltung und Ernährung als Klimakiller hervorheben wollen“: ein „ungehorsames veganes Picknick“ am Landwirtschaftsministerium. Jutta Ditfurth (Ex-Grüne, heute „ÖkoLinX“), hat gestern Abend übrigens „eindringlich“ vor „XR“ gewarnt: Sie nennt die Gruppe eine „esoterische Sekte“, die an die „Auslöschung der Menschheit“ glaubt, „Selbstaufopferung“ empfiehlt, „Emotionen schürt“, „den Verstand vernebelt“ und offen sei für Rechte, Sexisten und Rassisten. Sie rät dazu, lieber an Aktionen von „Fridays for Future“ teilzunehmen. Hinweise auf sonstige Blockaden (u.a. durch die BVG auf den Linien 1, 2 und 3) gibt‘s weiter unten in der Rubrik „Berlin heute / Verkehr“ (nur für Abonnenten). Hier geht’s erstmal weiter mit den anderen Nachrichten aus Berlin: | |||
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Neues zum Mietendeckel: 1) Landeseigene Wohnungsgesellschaften stoppen Bauvorhaben unter Hinweis auf die Politik der Koalition – ein Beispiel: Die „Stadt und Land“ hatte im Juni siebenstellige Generalplanungsleistungen im Schillerkiez ausgeschrieben (2019/S 123-300694). Vorgesehen u.a.: Balkonanbauten, neue Dachwohnungen in Holzleichtbauweise, Sanierung von Leerstand (Allerstraße, Kienitzer Straße, Lichtenrader Straße, Oderstraße). Doch daraus wird nichts: In einen Schreiben teilte das städtische Unternehmen interessierten Bietern jetzt mit, dass die Vergabe aufgehoben ist – „aus wirtschaftlichen Gründen sowie infolge der Auswirkungen politischer Entscheidungen des Gesellschafters, des Landes Berlin.“ Beginnen sollten die Arbeiten am 15.11.2019, projiziertes Ende: 01.10.2021. 2) Peter Strieder, einst Richter, Bürgermeister von Kreuzberg, SPD-Landesvorsitzender und Stadtentwicklungssenator, später Politikberater (u.a. von Immobilienfirmen), fordert von der Koalition, „geltendes Recht durchzusetzen, statt sich in radikalen Ankündigungen zu gefallen“. In einem Beitrag für den Tagesspiegel schreibt er: „Die Politik hat es versäumt, mit einer breiten Kampagne die Mieter aufzuklären und Vermieter zu sanktionieren.“ Viele Angebotsmieten seien bereits heute rechtswidrig und könnten gesenkt werden – Senat und Bezirke sollten alle anschreiben, die sich seit Inkrafttreten der Mietpreisbremse 2015 umgemeldet haben, und Hilfe bei der Überprüfung ihrer Verträge anbieten. 3) Die Wohnungs- und Immo-Unternehmen machen für 1,6 Millionen Euro Mimimi – unter dem Motto „Denken statt Deckeln“ (CDU-Chef Kai Wegner hat’s bei Twitter schon übernommen) will der Verband GdW u.a. Abgeordnete darüber aufklären, dass ihre Mitglieder nicht „als Miethaie diskreditiert“ werden möchten. Ok, es sind sicher auch ein paar Immo-Guppies darunter, die sich selbst offenbar lieber als tolle Hechte sehen – gefressen haben sie aber alle im gleichen Teich (bis die Angler kamen). Es kommentiert Wilhelm Busch: „Ach!“ ruft der Fisch und zappelt sehr, „wenn ich doch nur im Wasser wär'!“ 4) Die CG-Gruppe von Immobilien-Jongleur Christoph Gröner (u.a. Steglitzer Kreisel) gründet eine „Bewegung für den gesunden Menschenverstand“ und sucht dafür einen „Investigativ-Journalist (m/w/d)“ – die Jobbeschreibung: Es soll ein „Kontrapunkt“ gesetzt werden gegen die „post-faktisch geprägte Diskurswelt“. Das Ziel: „die Menschen in Deutschland und Europa in ihrem eigenen Diskussions- und Urteilsvermögen zu stärken und sie somit unabhängiger von den klassischen und sozialen Medien sowie parteipolitischer Kommunikation zu machen“. Aber nicht unabhängiger von CG – die Ausschreibung lief unter „Marketing / Öffentlichkeitsarbeit / PR Baugewerbe“. Auch hier hat heute Wilhelm Busch das letzte Wort: „Der Esel ist ein dummes Tier, der Elefant kann nichts dafür.“ | |||
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Mit massiven Drohungen versucht ein gewisser Patrick Losensky aus Zehlendorf, der sich als Rapper„Fler“nennt, Polizisten für „Fanboys“ hält und seinen Führerschein nicht findet, unseren Kollegen Sebastian Leber einzuschüchtern: „Einfach mehr auf die Fresse“ will er ihm hauen und „die Zähne einschlagen“, einen privaten „Hausbesuch“ hat er schon versucht (und dokumentiert), einen weiteren angekündigt (auch beim Tagesspiegel). Anlass für den Aggro-Schub ist ein Text über Flers „Beef“ mit Bushido, der im Wesentlichen aus Zitaten der beiden besteht und hier in voller Schönheit nachzulesen ist. Die Situation im Tagesspiegel kommentiert Dirk von Lowtzow: „Hier gibt es keine Angst. Für niemand. Jetzt wo der Morgen kommt.“ | |||
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Am 9. April 2016 tauschten Aktivisten an der Tramhaltestelle Mollstraße vier Plakate in „Wall“-Schaukästen aus: 1) Statt „Ikea“ war dort plötzlich zu lesen: „Nazis essen heimlich Falafel“. 2) Aus Werbung für „Marley Spoon“ wurde: „Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm, der Nazi macht es andersrum“. 3) Wo eben noch „EasyJet“ abhob, hieß es jetzt: „Lieber solidarisch als solide arisch“. 4) Und aus „Radeberger“ wurde: „Wer kein Selbstbewusstsein hat, braucht Nationalbewusstsein.“ Tja, „ein Baum, ein Strick, ein Pressegenick“ wäre wohl in Ordnung gewesen (wurde bei der Rechtsextremisten-Demo vor ein paar Tagen von der Berliner Polizei jedenfalls nicht beanstandet), ebenfalls „wenn wir wollen, schlagen wir euch tot“ (gleiche Veranstaltung) – aber Falafal? No way! Morgen wird das Amtsgericht Tiergarten der Frage nachgehen, ob Nazis sowas heimlich essen (12 Uhr, Raum 571). | |||
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