seit vier Tagen diskutiert Deutschland über den Koalitionsvertrag. Und noch immer findet man Themen und Schwerpunkte, die einer genaueren Betrachtung harren. Die Kulturpolitik zum Beispiel. Was hat Schwarz-Rot mit der Stiftung-Preußischer Kulturbesitz vor? Wie sieht es mit der Kulturförderung auf dem Land aus? Und wer wird eigentlich Kulturstaatsminister? Auf die letzte Frage scheint es bereits eine Antwort zu geben. Lesen Sie hier, was die neue Regierung zum Thema Kultur und Medien denkt. Und wie sieht es mit der Finanz- und Wirtschaftspolitik aus? Cicero-Kolumnist Mathias Brodkorb hat einmal vermessen, wie breit der Graben zwischen wirtschaftspolitischer Realität und den Vorhaben der neuen Regierung ist. Sein Fazit: entweder Merz nimmt sich ein Beispiel an Gerhard Schröder oder er schaut bald schon in ein tiefes Loch. Dass historische Vergleiche und Vorbilder auch bei anderen Koalitionsthemen weiterhelfen, das beweist Hugo Müller-Vogg in seinem Beitrag über die erste GroKo von 1966. Damals wie heute wird der Erfolg der schwarz-roten Koalition nicht zuletzt davon abhängen, ob CDU/CSU und SPD ihre Politik den Wählern als gemeinschaftliche Leistung präsentieren, vor allem die vielen öffentlichen Investitionen. Die Koalition muss ihre Politik gut verkaufen. Und was sagt die internationale Presse über das neue Vertragswerk? Jan Uphoff hat nachgelesen: Die Welt, so sagt er, schaue auf Berlin – mal kopfschüttelnd, mal hoffnungsvoll, mal mit einem Schulterzucken. Denn auch im Ausland blättert man fleißig im neuen Koalitionsvertrag. Und was stellt man fest? Es ist ein Programm mit wenig mutigen Vorschlägen. Weit mutiger ist da die neue Platte von Bryan Ferry. Die hat unser Kolumnist Alexander Grau in Ruhe durchgehört. Zu Ferrys minimalistischen Melodiemotiven spricht die Lyrikern Amelia Barratt geheimnisvolle Geschichten ein. Herausgekommen ist ein ästhetischer Protest gegen den Irrsinn unserer Gegenwart, schreibt der begeisterte Kritiker. Nicht ganz so begeistert ist Genusskolumnist Rainer Balcerowiak. Denn viele Jahre, so berichtet er uns, gab es in einem Berliner Park einen Streetfood-Markt, der sich aus Picknick-Treffen thailändischer Familien entwickelt hatte. Auch unser Autor hat ihn bisweilen besucht. Doch im vergangenen Jahr wurde er in eine öde Straße verdrängt. Zurückgeblieben ist Beton statt Gras. Ins Ausland: Seit der Verhaftung des Istanbuler Oberbürgermeisters Ekrem Imamoglu (CHP) vor zwei Wochen hat das Land eine große Protestwelle erlebt. Die CDU-Politikerin Serap Güler spricht im Interview über die Wut vieler Türken und die schwindende Deutungshoheit des türkischen Präsidenten. „Selbst unter AKP-Sympathisanten bröckelt das Bild von Erdogan“, so Güler. Und unter Likud-Anhängern könnte das Bild Netanjahus bröckeln. Mitarbeitern des Premiers wird nämlich vorgeworfen, Bestechungsgelder aus Katar angenommen zu haben. Der Golfstaat vermittelt nicht nur in den Friedensgesprächen zwischen Israel und der Hamas, sondern gilt auch als Unterstützer der palästinensischen Terrororganisation. Ein Skandal erschüttert Israel. Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur |