19. Juni 2017
Liebe Frau Do,
den Abend des 3. Oktober 1990 verbrachte ich als 13-Jähriger mit dem Sohn eines früheren Bundespräsidenten auf dem Bonner Marktplatz. Seine Eltern waren hochpolitisch, sie nahmen uns mit zur Feier der Wiedervereinigung. Auf einer Leinwand sahen wir Kohl, Weizsäcker und vor dem Reichstag Hunderte Deutschland-Fahnen. Mein Kumpel und ich hatten anderes im Sinn, wir versuchten vergeblich, zwei Red-Bull-Dosen aus einem Getränkeanhänger zu stehlen. Verstanden haben wir nicht, was da passierte. Ich wuchs mit Helmut Kohl auf, aber auf meinem linksliberalen Gymnasium war er selbst bei Lehrern eher Gegenstand von Spott und Scherzen als von politischen Würdigungen. Heute wissen es meine damaligen Lehrer und ich besser. Helmut Kohl war ein großer Staatsmann. Wer die Aussagen früherer Präsidenten und Regierungschefs über ihn liest (Bill Clinton: „In allem, was ich tat, musste ich nur Kohl folgen“ oder Michail Gorbatschow: „Er überwand Misstrauen und stellte Vertrauen her“), wundert sich, wie unerbittlich auch nach seinem Tod noch viele über ihn reden. Meine Gedanken zu den Reaktionen auf Kohls Tod lesen Sie hier.
Der Mensch Helmut Kohl war einer mit tiefen Schatten. Er versöhnte sich mit seinen politischen Widersachern, aber bekämpfte seine eigenen Söhne bis zuletzt. „Bei Helmut Kohl lag das familiäre Desaster ausgebreitet wie ein rissiges Laken seit Jahren zur allgemeinen Besichtigung vor uns“, schreibt Reinhold Michels.
In einem berührenden Gastkommentar schreibt für uns der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, was er an Kohl schätzte und wie er ihn erlebte.
In Mönchengladbach hat mal wieder ein Halbstarker sein Auto oder seine Fahrkünste maßlos überschätzt und bei einem illegalen Rennen einen Menschen totgefahren. Wann beendet der Staat endlich diese irrsinnige Raserei, bei der regelmäßig Unschuldige Opfer von jugendlicher Aufschneiderei werden? Andreas Gruhn berichtet.
Herzlichst,
Ihr