Der tägliche FOCUS: kompakt und pointiert
 
Liebe/r Leser/in,
ein Richter bin ich nicht, aber dieses Urteil spreche ich doch: Heribert Schwan ist für mich ein Schurke – ein gefährlicher obendrein. Schwan arbeitete über Jahre als Ghostwriter für Helmut Kohl. Über 600 Stunden sprach er mit dem Altkanzler. Die Tonbandprotokolle sollten als Grundlage für die Lebenserinnerungen des großen Staatsmannes dienen. Doch Schwan hielt sich nicht an Verträge, Verschwiegenheit und Vertrauen. Er zitierte ausführlich aus diesen Tonbandprotokollen – für ein Enthüllungsbuch. Dreist kaschierte er den geistigen Diebstahl als Akt publizistischer Notwendigkeit – die Erinnerungen Kohls gehörten nicht Kohl, sondern der deutschen Öffentlichkeit.
Genau deshalb hoffe ich, dass sich Kohl gegen Schwan juristisch durchsetzt und den geforderten Schadensersatz von fünf Millionen Euro erhält. Schwan muss büßen. Er hat mit seinem Verrat das Vertrauen zerstört, das für Historiker und Publizisten bislang die entscheidende Währung war. Sie erhielten Zugang zu vertraulichen oder geheimen Akten, konnten offene und umfassende Gespräche mit Personen der Zeitgeschichte führen – weil man sich auf sie verlassen konnte. Wenn der Dieb Schwan vor Gericht gewinnt, wird der Vertragsbruch belohnt. Das Vertrauen wäre weg. Der Schaden für die historische Publizistik wäre unabsehbar. Bei diesem Streit wünsche ich Helmut Kohl viel Erfolg.

Übrigens: Auf meinen gestrigen Newsletter zu Schweinefleisch in Kantinen schrieb mir Ulrich Schmalhofer aus München: „Ich möchte Ihnen den Weg zu einer Insel der Glückseligkeit weisen. Zumindest wenn es um Schnitzel geht. Die Kantine des Oberlandesgerichtes in der Nymphenburger Straße hat am Freitag immer Schnitzeltag, immer große Lappen, auch mit Pommes (wenn man keinen Kartoffelsalat mag). Und die Schnitzel „Wiener Art“ sind lecker, fast wie die echten vom Kalb. Interessanterweise fallen freitags auch Horden von Studenten und die Hipster der umliegenden Start-ups und Kanzleien ein. Es gibt also etwas Verbindendes zwischen Generationen und Lebenswelten; es ist das Schnitzel. Machen Sie doch mal einen Ausflug an den Stiglmaierplatz! Falls Ihre Kollegen Sie nicht gehen lassen wollen, sagen Sie einfach, Sie müssten dringend zum Zschäpe-Prozess. Die Angeklagte isst, Gott sei Dank, woanders.“

Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Nachmittag!

Herzlich Ihr
Ulrich Reitz
chefredakteur-newsletter@focus-magazin.de

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Lang Lang
Restaurant „Peking Ente“, Berlin

In einem der jüngsten Plattenbauten der DDR, unweit der Mall of Berlin, kocht Mama Tang so köstlich, dass sich Stammgast Lang Lang mit den Worten zitieren lässt: „Hier ist China in Berlin. Mein Mittel gegen Heimweh.“ Noch Fragen?

Auch gesehen: Christian Thielemann, Barbra Streisand
Beliebtestes Gericht: Peking-Ente für 2 Personen, 44,90 €
Der Espresso kostet: 1,50 €
Restaurant „Peking Ente“, Voßstraße 1, 10117 Berlin
www.peking-ente-berlin.de

Lang Lang
Star-Pianist

Wer es nicht weiß, läuft an diesem Restaurant vorbei. Wäre ein Fehler
 
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