Gartenbrief vom 26.06.2020 - Lustvoll gärtnern mit Markus Kobelt.
konsequent inkonsequent
Sehr geehrter Herr Do,
In diesem Newsletter und in unseren Garten- und Pflanzentexten schliessen wir gerne mit einer Liste. Wie das genau ist, und was genau zu tun ist. Erstens bis fünftens. Denn alles soll logisch und konsequent sein. Widersprüche sehen wir nur ungerne in solchen Erklär- und Hilfetexten. Und wenn wir sie sehen, werden sie ausgemerzt. Schliesslich wissen wir ja, wovon wir reden und schreiben. Und neben uns Menschen soll uns auch Google verstehen.
Das macht natürlich vieles einfacher. Für uns bei Lubera, für die Schreiber und die Redaktion und auch für den Leser. Erstens bis fünftens. Und dann funktioniert es!
Wissen Sie was? So funktioniert es eben nicht. Die Natur und der Mensch und beide zusammen erst recht sind nicht eindimensional und konsequent, sondern kompliziert und inkonsequent. Ja, Chaos ist vielleicht die beste Beschreibung dessen, was sich uns in der Natur und im Leben zeigt, und Inkonsequenz ist die richtige Antwort darauf. Wer das nicht sieht, wird zum Dogmatiker, zum Ideologen. Darum habe ich in den ersten 1000 Videos auf Youtube immer mit dem gleichen Satz geschlossen: Glauben Sie nicht alles, was ich Ihnen erzähle… Nicht alle haben das verstanden.
Das Lob der Inkonsequenz: Das haben Andere und Berufenere vor mir schon erkannt und besungen. Lescek Kolakowski und nach ihm 1981 auch Hans Magnus Enzensberger haben darüber geschrieben. Als ich mit 18, mitten im jugendlichen Wahrheitsglauben (der schnell in Ideologie umkippt) seinen Essay zum Lob der Inkonsequenz gelesen habe, war es für mich eine richtige Offenbarung. Alles ist etwas komplizierter als gedacht, und man tut gut daran, das zu akzeptieren. Der liberale Pragmatiker des Einzelfalls ist der wirkliche Held, und der gesunde Menschenverstand ist seine einzige Richtschnur, auch und weil sie nie eine gerade Linie hält.
Pardon, sind wir jetzt noch bei der Pflanze und im Garten? Ja! Das Lob der Inkonsequenz gilt auch hier. Es kommt halt immer drauf an. Ausgeizen kann bei einer Stabtomate sinnvoll sein, aber wenn man sie dreitriebig erziehen will, ist das frühe Ausgeizen gerade falsch. Und Reben wiederum sollte man unter Umständen in der Traubenzone trotzdem ausgeizen, auch wenn man weiss, dass Geiztriebe eine positive Energiebilanz haben… (Mehr dazu lesen Sie in den Artikeln im Newsletter zum Ausgeizen von Weinreben und Tomaten – und wehe, wenn Sie uns alles glauben😉).
Aktuell beantworte ich auf Lubera.com auch viele Kundenfragen: Auch da ertappe ich mich häufig beim Gedanken, dass ich mir – jetzt gerade! – widerspreche. Sie können düngen oder schneiden oder auch nicht oder beides zusammen. Vieles lässt sich mit Sinn vertreten und verargumentieren – und nicht selten tönt das Gegenteil ebenso überzeugend. Überhaupt sind Sinn und Stimmigkeit reine Erfindungen des Homo sapiens.
Das Lob der Inkonsequenz hat noch eine andere Dimension: Die Dimension der Selbstironie. Der immer Konsequente nimmt sich selber und sein Tun zu ernst. Sooo wichtig bin ich ganz einfach nicht und auch nicht das, was ich tue. Auch Gärtner sollten sich und ihr Tun nicht so ernst nehmen.
Es gibt Wichtigeres!
Oder vielleicht doch nicht?
Herzliche Grüsse
Markus Kobelt |
GartenDeal: Oleander im Doppelpack mit über 30% Rabatt! 
Aufgepasst: Diese Woche bieten wir Ihnen in unserem Deal zwei mediterrane Schönheiten mit über 30% Rabatt an.
Der Oleander selber, hat mit dem "dolce far niente" nichts am Hut, denn er blüht und blüht von Anfang Juni bis Anfang Oktober unermüdlich. Aber Sie, liebe Kunden, können sich zurücklehnen und das süsse Nichtstun geniessen - wenn Sie in Ihrem Garten, auf Ihrer Terrasse oder Ihrem Balkon sitzen und die Blüten von diesem mediterranen Klassiker bestaunen. Nerium oleander (wir bezeichnen ihn meist kürzer als Oleander), gehört hierzulande zu den beliebetsten Kübelpflanzen. Lassen Sie sich dieses einmalige Angebot nicht entgehen und geniessen Sie das Mittelmeerfeeling bei Ihnen zuhause!
Im Deal sind folgende Pflanzen enthalten, jeweils im grossen 7 L Topf:
- Weisser Oleander 'Mont Blanc' mit einer Gesamthöhe inkl. Topf von ca. 90/120cm.
- Roter Oleander 'Jannoch' mit einer Gesamthöhe inkl. Topf von ca. 60/80cm.
Der Deal ist eine Woche gültig und nur solange der Vorrat reicht.
Unser Tipp: Oleander bevorzugen nasse Füsse. Achten Sie aber dennoch darauf, dass das Wasser im Topf gut abfliessen kann - denn bei aller Liebe zur Feuchtigkeit mögen auch Oleander keine Staunässe. Geben Sie 1x pro Woche Dünger, um das Blühen zu unterstützen – am besten unseren Frutilizer Instant Bloom.
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Doppelte Tells für jede Bestellung (Sommeraktion!) 
Ab sofort läuft unsere Spezialaktion für Stammkunden:
Alle Kunden, die für das Tells-Vorteilsprogramm angemeldet sind, erhalten jetzt nicht nur einen Tells-Apfel pro 25 Euro/sFr. Umsatz, sondern gleich deren zwei!
Was sind Tells-Äpfel und was nützen sie?
…fragen Sie sich jetzt sicher. Ganz einfach: Wenn man bei einer nachfolgenden Bestellung Tells-Äpfel einlöst, bekommt man pro Tells-Apfel 1% Rabatt, bis zu 20 Tells-Äpfel können gleichzeitig eingelöst werden. Und wie gesagt: Wenn Sie jetzt bestellen, dann erhalten Sie schon bei einer Bestellung von 50 Euro/sFr. 4 Tells (anstatt nur zwei…)
Wie kann man zusätzlich vom Tells-Programm profitieren
Ganz einfach, indem Sie sich
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bevor Sie bestellen. Und dann gibt’s wie gesagt die doppelten Tells…
Und gibt es noch weitere Vorteile, wenn man im Tells-Programm mitmacht?
Ja, die gibt es. Aktuell werden Sie als Tells-Kunde vor allen anderen Kunden informiert, wenn ein ausverkaufter Artikel wieder lieferbar ist (wenn Sie sich für diesen Artikel eingetragen haben). Darüber hinaus können Tells-Clubmitglieder sogenannte Gartenstories (hier geht’s zu den Gartenstories) verfassen und bei uns auf der Seite veröffentlichen. Für jede solche Gartenstory gibt’s natürlich wieder – einen Tells-Apfel, und jetzt in der aktuellen sagenhaften Tells-Aktion sogar deren zwei.
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Mini-Apfelbäumchen Maloni® 'Winzling'® - das Zwerg-Apfelbäumchen mit den saftigen Früchtchen 
Text: Markus Kobelt
Das Zwergapfelbäumchen Maloni® 'Winzling'® wird nur ca.120-130cm hoch, und bildet ohne Schnitt- und Erziehungseingriffe eine wunderschön verzweigte Apfelbaumkrone im Miniaturformat. Insgesamt erreicht Maloni® 'Winzling'® ca. 30-40% des Volumens eines normalen Apfelbaums. Dabei bieten die wunderschön pink gefärbten kleinen bis mittelgrossen, leicht hoch gebauten und zur Fliege hin konisch zulaufenden Früchtchen ein ausgezeichnetes Aroma, das die dominierende erfrischende Säure mit genügend Zucker paart. Die Früchte sind Mitte bis Ende September reif, können auch bis in den Oktober hinein am Baum gelassen und eine nach der anderen genossen werden. Maloni® 'Winzling'® ist perfekt für die Kübelkultur auf Balkon oder Terrasse geeignet, aber macht sich auch gut in einem Mixed Border, gepaart mit ganz anderen, auf den ersten Blick fremden Pflanzen, mit Stauden und Kleingehölzen. Auch im kleinsten Garten findet dieses Bäumchen sein Plätzchen.
Die Vorteile des Apfelbäumchens Maloni® 'Winzling'®
- superkompakter, buschiger Wuchs, natürlich verzweigend
- aromatische erfrischende Früchte, von keiner Krankheit angefochten, schorfresistent
- für Kübelkultur und Mischpflanzungen
Der Unterschied zwischen Maloni® und Malini®
Was macht jetzt den Unterschied zwischen Malini® und Maloni® aus? Malini® wachsen säulenförmig hoch, bilden (fast) keine Seitentriebe und erreichen je nach Sorte nach 8 bis 10 Jahren eine Höhe von 150 cm (Malini® 'Gracilis'® und 350cm (Malini® 'Topmodel'®). Dagegen wachsen die Maloni® buschig kompakt, ihr reduzierter Wuchs ist in den kurzen Blattabständen begründet, aber auch in einem langsamen, früh abgeschlossenen Wuchs. Im Gegensatz zu den Malini® verzweigen die Maloni® von Natur aus gerne, und bilden auch ohne Erziehung und Schnitteingriffe ein Apfelbäumchen im Miniformat. Maloni® 'Winzling' im Maloni-Sortiment
Nach der ersten Generation der Maloni®, 'Sally'® und 'Lilly'®, folgt nun mit Winzling® und 'Gullivers'® die zweite Generation dieser exklusiven Zwergäpfelchen. Die neuen Sorten sind noch kompakter wachsend als 'Sally'® und 'Lilly'®: 'Gullivers'® bleibt bei ca. 1m, Winzling wird 110-130cm hoch, während Sally® und 'Lilly'® ca. 150-170cm erreichen (veredelt auf M9). Die beiden neueren Sorten, die auf eine Kreuzung von 'Sally'® und 'Lilly'® zurückgehen, wachsen auch etwas buschiger als die Elternsorten und sind wie diese schorfresistent und mehltautolerant. 'Sally'® und 'Lilly'® eigenen sich auch als Einzelpflanzen im Garten, Maloni® 'Gullivers'® und 'Winzling'® sind aufgrund des noch kompakteren Wuchses eher für die Kübelkultur und für gemischte Pflanzungen geeignet.

Woher der kompakte Zwergwuchs kommt?
Der kompakte, aber buschige Zwergwuchs wurde in der Lubera® Züchtung entdeckt und geht auf eine in der schorfresistenten Sorte Resi verstecke rezessive Zwergwuchseigenschaft zurück, die durch Selbstung herausgezüchtet wurde. Diese Wuchseigenschaft hängt also nicht etwa von einer superschwachen Unterlage oder von einer besonderen Kulturmethode ab, sondern liegt in den genetisch fixierten Eigenschaften der Sorte selber begründet. Verwendung und Pflege
Maloni® 'Winzling'® kann wie seine Schwester- und Elternsorten sehr gut im Kübel auf Balkon oder Terrasse kultiviert werden. Dank des natürlich verzweigenden Zwergwuchses macht sich die Sorte auch überraschend gut in Mischpflanzungen, z.B. zunächst blühend und dann leuchtende Äpfelchen tragend in einem Mixed Border zusammen mit Stauden und Kleingehölzen. Aufgrund der Schorfresistenz und der Robustheit reifen auch ohne Gärtnerschweiss und -Mühen köstliche Früchte heran, die beim Gartenrundgang oder als Belohnung bei der Gartenarbeit vom Bäumchen gepflückt und genascht werden können. Und wenn Sie doch noch etwas für Ihren 'Winzling'® tun möchten, dann dünnen Sie nach einer vollen Blüte die vielen Äpfelchen im Juni etwas aus und lassen pro Blütenbüschel nur 1-2 Früchte stehen. Dies hilft dem Bäumchen, parallel zur Fruchtentwicklung auch dieses Jahr wieder genügend Blütenknospen für den nächstjährige Ernte zu entwickeln. Kurbeschreibung des Zwergapfelbäumchens Maloni® 'Winzling'®
Früchte: Kleine bis mittelgrosse, leicht hoch gebaute Früchte, mit einer wunderschönen, hellroten bis pinken Färbung. Am Baum und noch knapp reif sind die Früchte leicht bereift, in der Reifezeit und auch nach der Ernte werden sie leuchtend Pink. Die Früchte sind bis ca. Weihnachten lagerfähig (deutlich besser als die Schwestersorte Maloni® 'Gullivers'®), aber meist sind sie lange vorher schon weggenascht… Ernte: Mitte bis Ende September, die Äpfel können gut auch in den Oktober hinein für die Gärtnererfrischung hängengelassen werden. Geschmack: Das feinzellige Fruchtfleisch ist sehr knackig und saftig; während die Schwestersorte 'Gullivers'® eher süss geprägt ist, zeichnet 'Winzling'® ein erfrischend säuerlicher Geschmack aus, der aber mit genügend Zucker für einen vollen Genuss gepaart ist. Wuchs: Superkompakt, das Bäumchen wird ca. 130cm hoch; typisch für Maloni® 'Winzling'® wie auch für die Schwestersorte Malini® 'Gullivers'® ist die natürliche gute Verzweigung. Resistenzen: Resistent gegen Schorf, wenig anfällig für Mehltau.
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Die schönsten Stauden um den längsten Tag Der längste Tag des Jahres ist bereits wieder vorbei aber die Blütezeit der schönsten Stauden um den längsten Tag geht natürlich noch weiter. Unsere Staudengärtnerin Doris Pöppel hat ein paar auserlesene Stauden für Sie ausgesucht, die wir Ihnen in diesem Artikel präsentieren. Für diese Stauden gibt es keine Stundenbegrenzung, denn sie blühen einfach weiter – je nach Art sogar bis in den September hinein.

Bild: Lychnis coronaria 'Alba' – Kronen-Lichtnelke mit silbrig wirkenden Trieben und Blättern. Die weissen Blüten zeigen sich von Anfang Juni bis Ende Juli.

Bild: Achillea millefolium 'Terracotta' – die Garten- oder Wiesenschafgarbe blüht in einem kräftigen aber warmen Orangebraunton, der während der Blüte ins Gelborange verblasst. 'Terracotta' blüht den ganzen Hochsommer lang.

Bild: Delphinium x elatum 'Augenweide' – die stattliche Prachtstaude mit den leuchtend hellblauen Blüten und einem rosa Hauch kann bis 160cm hoch werden und blüht ab Anfang Juni bis Anfang August und nach einem Rückschnitt im September nochmal.

Bild: Heuchera x micrantha 'Plum Pudding'(S) – das Silberglöckchen hat wunderschönes weinrotes Laub, das als ganzjähriger Blattschmuck dient. 'Plum Pudding' hat weisse Blüten von Anfang Juni bis Anfang August.

Bild: Astilbe x japonica 'Deutschland' – wunderschöne Prachtspiere mit fedrig wirkenden reinweissen, leicht überhängenden Blütenrispen – eine Augenweide für den halbschattigen Standort. Die Astilbe 'Deutschland' blüht von Anfang Juni bis Ende Juli.

Bild: Liatris spicata – ästige Prachtscharte mit auffälligen rosa-violetten Blütenähren, die sich von Juli bis September zeigen.

Bild: Gillenia trifoliata – die Dreiblattspiere überzeugt mit zauberhaften sternförmigen Blüten und einer feurigen Herbstfärbung. Gillenia trifoliata blüht den ganzen Hochsommer lang.

Bild: Hemerocallis x cultorum 'Lucretius' – die duftende Taglilie ist starkwüchsig und vital. Freuen Sie sich an wunderschönen leuchtend orangefarbenen Blüten von Anfang Juli bis Ende August.

Bild: Scabiosa columbaria 'Butterfly Blue' – die Tauben-Skabiose aus der Familie der Dipsacaceae, zeigt ihre violetten Blüten von Anfang Juli bis Anfang September.

Bild: Thalictrum delavayi 'Splendid White' (S) – die Garten-Wiesenraute hat weisse rundliche, herzförmige Blüten, die Sie von Anfang Juli bis Anfang August bestaunen können.
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Knoblauch raus, Baumkohl rein Text: Ranka Tessin
Ranka legt den Grundstein für ihre Mini-Micro-Rosenfarm, pflanzt Baumkohl und hat Hummeln unter’m Beet.
Ich bin die Erste, die zugibt, dass sie eine faule Gärtnerin ist. "Lazy Gardening" ist wie für mich gemacht, ich finde, es ist eine sehr intelligente Form des Gärtnerns. Deswegen fing ich am Anfang meiner Gärtnerkarriere auch mit Apfelbäumen und Unmengen Johannisbeeren, Brombeeren und Stachelbeeren an. Immer wieder ernten, ohne was dafür zu tun (ausser Kompost auf die Beete schütten und ab und zu mal ein paar Äste wegschneiden, einfach perfekt).
Der Garten ist voll – oder doch nicht?
Aber wie das so ist im Leben, man kriegt nie genug. Der eine wird süchtig danach, Briefmarken zu sammeln, der andere sammelt Bierdeckel, Comics, Münzen, Muscheln, Weihnachtskarten, Autos oder Millionenvillas – je nach Geschmack und Geldbeutel. Ehrlich, wir alle haben doch so einen kleinen Hang zum Sammeln, oder? Wahrscheinlich genetisch bedingt. Die einen haben das im Griff, die anderen nicht. Ich gehöre definitiv zur zweiten Gruppe.
Aber bevor ich eine Selbsthilfegruppe brauche (oder eine gründe, was eigentlich eine ziemlich gute Idee wäre und auch Not täte), tue ich lieber das, was mir Spass macht und fröne vollkommen hemmungslos meiner Sucht, nämlich dem Sammeln von Neuigkeiten aus der Pflanzenwelt, besonders denen, die man essen kann. Und da bin ich ja bei Lubera in guten Händen (böse, angeheiratete Zungen behaupten, Lubera wäre schon fast so was wie mein Drogendealer und ich der Pflanzenjunkie, ständig auf Entzug und auf der Suche nach dem neuesten, grünen Pflanzen-Schuss). Ich habe mir selbst auch Anfang Juni Stein und Bein geschworen, dass es mit dem Bestellen vorbei ist, denn nun kann es ja nichts Neues mehr geben, die Hauptpflanzzeit ist vorbei und mein Garten ist voll.

Bild: Der Lecker-Schmecker-Container vom letzten Gartenbericht: Die Lubera Süsskartoffel hält sich wacker und bringt Schönheit und Struktur in den Topf aus Rotkohl, Salat und Blumen.
Gute Vorsätze, aber leider Schall und Rauch, wie jetzt Ende Juni deutlich wurde. Als wieder mal, uuups, wie von Zauberhand, ein Paket von Lubera vor der Tür stand, hat besagte angeheiratete (Läster-) Zunge (an der ein eigentlich sehr netter Mann dran hängt) nur noch gemurmelt: Schon wieder eine Drogenlieferung! Und ist ergeben dran gegangen, den Karton nach hinten, in den umzäunten, rehsicheren Teil des Gartens zu tragen und die Paketbänder aufzuschneiden.
Baumkohl ist das neue Superfood für beengte Gartenverhältnisse
Aber ganz ehrlich, wie kann man(-n) etwas gegen gesunden Kohl haben, der nur einmal bezahlt wird und dann jahrelange Ernten liefert? In Amerika ist dieser "Ewige Kohl", der dort "Tree Collard" genannt wird, schon lange ein Hit, besonders unter den Permakulturgärtnern in den Vorstädten und Inner-Cities, denn dieser Kohl ist super platzsparend, da er schmal in die Höhe wächst. Ich hatte schon seit einigen Jahren ein Auge auf diese knackige "Palme" geworfen, aber bisher nie Setzlinge hier in Deutschland bekommen können. Und nun hatte Lubera sie endlich (nachdem es letztes Jahr ja nichts mit dem Meerkohl wurde, auf den ich auch scharf war, aber der lässt sich wohl nicht so einfach vermehren wie gedacht, wenn ich das recht erinnere). Baumkohl ist ein würdiger Ersatz, mehr als das. Denn ganz ehrlich, wer will schon jeden Tag Kohl kochen und essen? Die gekochten Versionen sind definitiv nichts für jeden Tag, und das sage ich als Norddeutsche, wo unsere "Nationalspeise" doch Grünkohl mit Bratkartoffeln und Kohlwurst ist. Aber eben nur im Herbst, was auch gut ist, denn gesund ist dieses Gericht nun wirklich nicht.
Die neue Variante, der Baumkohl, wird dahingegen nur Einzelblätter-weise geerntet. Ab und zu wird ein unteres Blatt abgeknipst und kommt dann kleingeschnippelt in den Salat, in den Smoothie oder wird mit entsaftet. Baumkohl ist also definitiv etwas für GESUNDE Gerichte. Etwas grüne Rohkost muss ja sein, das weiss unsere innere Stimme, unser gutes Gewissen doch schon lange, nicht wahr? Es hapert nur manchmal mit der Umsetzung. Der Baumkohl ist – allein durch seine unübersehbare Höhe – eine gute Erinnerung, täglich in den Garten zu gehen und ein Blatt zu knabbern. Also wird der Knoblauch nun aus den Beeten gezogen und der – bei Lieferung schon erstaunlich hohe – Baumkohl gepflanzt.

Bild: In Reih' und Glied: der Baumkohl marschiert auf.
Wie sich die Rose in den Einkaufskorb schlich
Und als ich das neue Objekt meiner Begierde bestellen wollte, kam wie so oft noch etwas anderes mit in den Einkaufskorb, nämlich eine Rose (ist doch ein Abwasch, der Versand soll sich ja auch lohnen, säuselt meine innere, grüne Junkiestimme dann immer in mein Ohr). Und auf Rosen kam ich, muss ich zu meiner Schande gestehen, allein aus dem Grund, dass sie im Newsletter erwähnt worden sind! Im muss gestehen, dass dieser wöchentliche Newsletter von Markus Kobelt ein zweischneidiges Schwert für eine Pflanzensüchtige wie mich ist. Man liest ihn voller guter Vorsätze (weil man ja nichts mehr kaufen will, man will nur lesen, weil er immer so pointiert und schmissig geschrieben wird, mit Witz und Pep), und dann – BÄM! – wird etwas erwähnt, nur am Rande erwähnt, und man denkt, DAS brauche ich auch, DAS wollte ich schon immer (seufz) mal ausprobieren, DAS ist das nächste Gartenprojekt, das mich glücklich machen wird! Und sobald besagte, angeheiratete Stimme der Vernunft nicht hinschaut, wird auf den Kauf-Button gedrückt. Er weiss es noch nicht, aber er wird eine kleine Ecke des Gartens umgraben müssen für meine 2021 Mini-Micro-Rosenfarm, denn mein grosses Projekt für nächstes Jahr ist ein kleiner "Cut-Flower-Garden", wie die englischen Gartenladies es früher nannten. Ein Beet extra nur für Schnittblumen, ausserhalb der Sichtweite des vorzeigbaren Gartenteils, wo man ungestört Blumen schneiden und pflücken kann (so dass das Beet eigentlich immer ziemlich zerrupft aussieht), um dann damit kleine, hübsche Sträusse fürs Wohnzimmer zu gestalten. Und eine duftende Rose gehört dazu! Schöne Düfte machen glücklich, beflügeln uns und stärken somit unser Immunsystem. Dann noch den Kohl für die innere Reinigung (da wollen wir lieber nicht von den damit verbundenen Düften reden) und fertig ist das Wohlfühlpaket für den inneren und äusseren Menschen. Da kann die eheliche Stimme der Vernunft nun wirklich nichts mehr gegen sagen, oder?

Bild: Die Austin Rose 'Princess Alexandra of Kent' wurde mit einer duftenden, schon geöffneten Blüte geliefert.

Bild: 'Princess Alexandra of Kent' frisch eingepflanzt vor blühendem Hummelliebling, dem lila Gartenziest.
Gärtnerin und Hummel sind sich einig: Blumen machen glücklich
Und was die eingangs erwähnten Hummeln betrifft: Die "brüten" zum ersten Mal so, dass ich ihren Einflug ins Nest sehen kann! Eine Jungkönigin hat Anfang des Jahres, nach dem Winterschlaf, einen leeren Wühlmausgang in meinem Hochbeet vor dem Stubenfenster für sich entdeckt und ist nun eifrig dabei, einen Staat zu bilden. Und ich sitze entspannt und vollkommen im Einklang mit Natur und Hummel im Gartenstuhl daneben und beobachte, wie sie Pollen von meinen Gartenblumen zu ihren unterirdischen Larvenbabies bringt. Summa summarum: Blumen braucht nicht nur der Mensch, sondern auch die Hummel. Und somit kann es nie ein "genug" geben. Meine Hummelfreundin stimmt mir 100%-ig zu, ich habe es genau gehört beim abendlichen Zwiegespräch unter uns Gartenköniginnen! 😊

Bild: Kurz bevor meine Hummelfreundin unter'm Beet verschwand, ist mir noch ein Schnappschuss gelungen.
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Weinreben ausgeizen Text: Fred Lübke
Das Weinreben ausgeizen gehört im Weinbau zu den sogenannten Laubarbeiten und besteht im Wesentlichen darin, dass vorzeitige Seitentriebe der diesjährigen Haupt- und Fruchttriebe frühzeitig entfernt werden. Dieser Job, der im Übrigen rasch erledigt ist, braucht kein grossartiges gärtnerisches Fachwissen und wird ab Mitte Juni bis zur Reife der Tafeltrauben wesentlich dazu beitragen, dass die wertvollen Pflanzen gesund bleiben und höchstmögliche Erträge in sehr hoher Qualität liefern.
Unterschiedliche Meinungen zum Ausgeizen der Weinreben
Pro und kontra der unterschiedlichen Meinungen, wie es im Übrigen nicht nur beim Weinreben ausgeizen, sondern auch bei den Tomatenpflanzen allgegenwärtig ist, liegen hierbei weit auseinander, wie ein kurzer Blick in die Fachliteratur offenbart: "In alten Weinbaufachbüchern wird noch das Entgeizen empfohlen. Die moderne Weinwissenschaft hat bewiesen, dass die Geize wesentlich zur Ernährung der Traube und damit zur Zuckerbildung beitragen. Geize gehören zum botanischen Bild der Rebe" (Zitat aus "Tafeltrauben für den Hausgarten" von Gerd Ulrich, erschienen 1994 im Ulmer Verlag).
Weinreben ausgeizen – wie geht das praktisch?
Wie gesagt: Geiztriebe sind bei der Weinrebe (wie z.B. auch bei der Tomate) vorzeitige Seitentriebe, die aus den Blattachselknospen der diesjährigen Haupt- und Fruchttriebe während der Vegetationsperiode (meist ab Mitte bis Ende Juni) entstehen. Da sie – vermeintlich, wie wir weiter unten zeigen – zu nichts nütze sind, eben geizig und nur auf den eigenen Vorteil bedacht, und da sie später auch noch zu fruchten beginnen und damit den Hauptertrag konkurrenzieren, werden sie traditionellerweise entfernt. Dabei wird der noch sehr junge Geiztrieb von wenigen cm Länge zwischen Zeigfinger-Nagel und Daumen an der Basis abgeklemmt und entfernt. Ein etwas grösserer, 10-20cm grosser Geiztrieb wird einfach seitlich abgerissen, wobei aber die Gefahr bestehen kann, dass auch der Haupttrieb beschädigt wird. Grössere Geiztriebe müssen dann schon mit der Schere (im Rebbau mit der sogenannten Laubschere) entfernt werden.

Bild: Drei Geiztriebe an einer Weinrebe
Warum die Reben Geiztriebe ausbilden – und wir nicht immer glücklich darüber sind
Es gibt gute Gründe, warum das Ausgeizen der Weintrauben bis heute ziemlich kontrovers ist: Warum sollten wir der Weintraube etwas wegnehmen, was sie selber über Millionen von Jahren als Überlebensstrategie entwickelt hat? Nicht nur zeigen moderne Untersuchungen, dass die Geiztriebe einen deutlich positiven Energiesaldo aufweisen (also entgegen dem alten und landläufigen Vorurteil mehr Energie produzieren als sie verbrauchen), sie produzieren ja auch später im Jahr noch Blüten und (meist kleine) Trauben, die man ab und zu im Spätherbst noch gerne vom Rebstock nascht. Genau hier kommt nun der Geiz ins Spiel, dieses Mal eben nicht der Geiz der Geiztriebe und der Weinrebe, sondern der Geiz des menschlichen Kultivateurs: Er will eben nicht möglichst viele Trauben (wie die Rebe selber, die unter allen Umständen überleben und Samen produzieren will), er will möglichst gesunde und süsse Tafeltrauben, mit Vorteil in einer Grösse, wo die einzelnen Beeren in einem positiven Grössenverhältnis zu den Kernen stehen.
Weinreben ausgeizen: Die zwei Hauptregeln
Und genau deshalb halten wir das Weinreben Ausgeizen bei solchen ertragreichen Tafeltraubensorten wie unserer weissen Seyval blanc, der dunklen Dirju Campbell Early oder der neuen kernlosen White Dream durchaus für angemessen und sinnvoll. Dennoch hängt diese Verjüngungskur für den Weinstock eng mit den klimatischen Besonderheiten und der konkreten Wettersituation bei Ihnen vor Ort ab. Dabei gelten folgende zwei Grundregeln:
- In einem normalen Jahr sollen die Geiztriebe entfernt werden, damit nicht zu viel Kraft in den Wuchs der Reben verloren geht, die von den Pflanzen viel effektiver für die Traubenbildung und das Aroma ihrer Früchte benötigt und verwendet wird.
- Handelt es sich dagegen um ein Frostjahr, entfällt das Weinreben ausgeizen, da sich an diesen Trieben später neue Trauben, sogenannte Geiztrauben entwickeln werden, die den Ertragsausfall zu einem Teil ausgleichen können.
Hier genau trifft sich der Geiz des Rebenkultivateurs mit dem Geiz der Reben selber: Auch die Weinstöcke haben ja vor allem darum gelernt, Geiztriebe mit Blüten und Früchten auszubilden, damit sie auch in Frostjahren ihr Überleben und Weiterleben sichern können (über die Ausbildung von Samen). Davon profitiert nun auch der Gärtner, der spät in der Vegetationsperiode doch noch einige Früchte geniessen kann.

Bild: Auch kleine Gärtner freuen sich über die geschmackvollen Trauben
Nochmals: Warum auch Geiztriebe wertvoll sind
Hier ist vielleicht ein kleiner Exkurs in die Physiologie, in das grundsätzliche Funktionieren der Weinrebe angebracht. Innerhalb des bereits fertigen Weinblatts wandelt die Rebe Wasser und Kohlendioxid unter Einwirkung des Sonnenlichts in organische Verbindungen, also Saccharose und Stärke um – die Fotosynthese. Saccharose als Grundlage für das Wachstum der Rebe transportiert sich die Pflanze selbst in ihre einzelnen Bestandteile hinein, also in Blätter, Ranken und Trauben. Die Stärke in den Blättern dient als Kurzzeitspeicher und kann als Energiereserve für gerade unterversorgte Pflanzenteile (hauptsächlich zugunsten der Grösse der Trauben und deren Aroma) über Nacht abgebaut werden. Insofern ist es wichtig, dass beim Weinreben schneiden auch Rücksicht auf die Erhaltung der Funktionsfähigkeit des biochemischen Reaktors "Weinblatt" genommen werden wird. Und konkret zu den Geiztrieben: Auch sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Gesamtwachstum der Triebe, Blüten und Früchte der Weinrebe!
Also doch nicht ausgeizen?
Warum dem Gärtner die Geiztriebe doch nicht gefallen?
Was aber (neben dem geizigen Konkurrenzdenken) haben wir Gärtner gegen die Geiztriebe einzuwenden? Sie treten ja vor allem im oberen Pflanzenteil, also in- und oberhalb der Laub Zone auf. Sie verdichten sich zu einem fast undurchdringlichen Dickicht und erreichen damit nicht selten eine Schattierung, ja Überwucherung der bereits fruchtenden unteren Rutenteile. Sie verdichten damit zwar die Laubwand, was am Spalier einer Südmauer oder für die Nutzung als Sichtschutz durchaus seine optischen Reize haben kann, erhöhen aber damit zugleich den Wasserbedarf und den Nährstoffbedarf der Pflanzen beträchtlich. Dazu kommt, dass so dichte Pflanzen am Morgen schlechter abtrocknen, die Blätter der Weinrebe bleiben im Spätsommer und Herbst nach Regen oder auch nach der nächtlichen Taubildung länger nass, was wiederum die Ansiedlung und Vermehrung von Pilzkrankheiten, unter anderem auch der gefürchteten Botrytis-Traubenfäule fördert.
Also Weinreben doch konsequent ausgeizen, auch wenn der Pflanze damit Energiepotential verloren geht?
Die fünf wichtigsten Tipps zum Ausgeizen der Weinreben
Die Vorteile und Nachteile der Geiztriebe für die Pflanze selber, aber auch für den Gärtner liegen damit auf der Hand. Daraus ergeben sich ganz natürlich die wichtigsten Tipps für die Ausführung dieser viel diskutierten Kulturarbeit:
- Erstens: Ausgeizen in der Traubenzone. Es soll vor allem innerhalb der Traubenzone entgeizt oder eben ausgegeizt werden, wobei immer noch die ersten zwei Blätter des Geiztriebs stehen gelassen werden. Dieses sind ja automatisch auch die ältesten Blätter, die auch zuerst die grösste Energieleistung haben. Man verhindert mit dem Entfernen der Geiztriebverlängerung das gegenseitige Schattieren der Blätter und das spätere Blühen und Fruchten der Geiztriebe.
- Zweitens: Pinzieren oberhalb der Traubenzone. Im Bereich oberhalb der Traubenzone beschränkt man sich dagegen lediglich auf ein leichtes Ausgipfeln oder Pinzieren der vorhandenen Geiztriebe und stutzt sie bestenfalls ein wenig.
- Drittens: Unfruchtbare Wasserschosse aus altem Holz entfernen. Werden Geiztriebe (oder Wasserschosse) gesichtet, die aus dem älteren Holz der Reben stammen und keine erkennbaren Blütenansätze aufweisen, sollten Sie diese in möglichst regelmässigen Zeitabständen rigoros entfernen. Auch hier gilt natürlich die Ausnahme eines Frostjahrs, wo man über solch späte Austriebe auch mal froh ist.
- Viertens: Im oberen Pflanzenbereich nur Pinzieren oder zurückschneiden. Das Ausgeizen der eigentlichen Traubenzone soll ab Mitte/Ende Juni mit Vorteil 2 bis 3 mal wiederholt werden. Das Ausgeizen er oberen Triebteile ist nicht ganz so wichtig. Hier reicht meist ein Pinzier-Durchgang Ende Juli oder im August. Vielfach werden dann die schon überhängenden Haupttriebe um ca. 20-30% zurückgeschnitten, damit sie mit ihrem Schattenwurf die Gefahr von Botrytis im Endspurt der Reife nicht zu stark erhöhen.
- Fünftens: Bei Frost ist alles anders! Das alles gilt natürlich nur in normalen Ertragsjahren ohne Frost. Nach einem Totalausfall durch Blütenfrost ist man natürlich über alle gesunden Triebe und vor allem auch über die späten Trauben, die sogenannten Geiztrauben, die an den Geiztrieben entstehen, mehr als nur froh. Mit ihrer Hilfe kann man im besten Fall trotz des Blütenfrosts 10 bis 30% eines normalen Ertrags erreichen. Dazu bedarf es aber unbedingt einer langen Vegetationsperiode mit einem sehr schönen Hebst. Und auch hier kann es dann spät im August oder sogar September noch sinnvoll sein, die allerspätesten Geiztrauben zu entfernen (und damit die Abreife der verbleibenden Trauben zu fördern) und im Bereich der reifenden Geiztrauben die Laubwand etwas auszulichten, um der Botrytis vorzubeugen.
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Tomaten ausgeizen - wie geht das und was muss man beachten? Text: Markus Kobelt
Über das Ausgeizen der Tomaten (und der Weinrebe) sind schon Hunderte von Artikeln geschrieben worden – da kann das Lubera Gartenbuch wohl nicht abseits stehen. Es scheint sich ja um etwas Wichtiges zu handeln... Es scheint? Na ja, ganz so ernst sollte man das Thema Tomaten ausgeizen vielleicht doch nicht nehmen, auch mit dem einen oder anderen sich entwickelnden Geiztrieb wird die Tomatenernte nicht ausfallen. Dennoch macht es Sinn zu wissen, was ein Geiztrieb ist, woher der Name wahrscheinlich kommt, wie sich die Beurteilung dieser Triebe bei Weinreben geändert hat und wo man schlussendlich die Geiztriebe an den Tomatenpflanzen entfernen soll, und wo nicht. Tipps zum Entfernen der seitlichen Fruchttriebe und eine Anleitung finden Sie am Ende des Beitrags.
Was ist ein Geiztrieb?
Ein Geiztrieb ist ein Seitentrieb, der aus einer Blattachselknospe wächst:

Von Geiztrieben wird meist in Zusammenhang mit Reben, Tabakpflanzen und eben auch Tomatenpflanzen gesprochen. Das Wort hat eine eher abschätzige Bedeutung: Der Geiztrieb ist ein unnützer Trieb, sozusagen ein Fehler der Natur, der augegeizt werden muss. Häufig liest man auch, dass diese Triebe unfruchtbare Seitentriebe seien, was aber nicht den Tatsachen entspricht. Lässt man diese Triebe bei Reben und Tomaten weiterwachsen, so entwickeln sie Fruchttriebe mit allen normalen Organen - Triebachse, Knospen, Blätter, Blüten und schlussendlich auch Früchte – nur eben später als der Hauptfruchttrieb.
Woher kommt der Begriff Geiztrieb?
Das Wort Geiztrieb ist seit über 200 Jahren belegt und wohl schon viel älter. Aber wie muss man sich die Begriffs- und Bedeutungsübertragung vom Geiz oder vom Geizigen auf einen unschuldigen Seitentrieb vorstellen? Wie kann man einem weichen Schössling vorwerfen, geizig, selbstisch nur auf sich selber bezogen zu sein? Der Name Geiztrieb impliziert den Vorwurf, dass der "unnütze" Trieb nur an sich selber denke, unverantwortlich ins Leben hineinwachse, ohne das Schicksal des Haupttriebs zu bedenken, den er doch konkurrenziere. Der eigentlich Geizige ist damit aber der Worterfinder und -benutzer selber, der Gärtner und Bauer, der dem neuen Seitentrieb das Leben nicht gönnen mag, weil er eventuell den zu erwartenden Ertrag vom Haupttrieb beschränkt oder mindert. Die Geizigen sind wir :-)
Wie werden die Geiztriebe bei den Weinreben heute beurteilt?
Ursprünglich wurden Name und Konzept des zu entfernenden Geiztriebs, der nur den Haupttrieb schwächt, im Weinanbau entwickelt und verwendet. Seit ca. 40 Jahren weiss man aber, dass auch die Geiztriebe eine positive assimilatorische Bilanz haben, also mehr Energie produzieren, als sie selber brauchen, und somit auch zum Gesamtertrag und zur Qualität der Weintraube beitragen. Heute werden deshalb Geiztriebe im Weinbau nicht mehr so konsequent entfernt wie noch vor 70 oder 100 Jahren. Ihr möglicher negativer Einfluss besteht weniger in der Konkurrenzierung der Früchte des Hauptriebs als darin, dass die Laubwand mit allzu vielen Geiztrieben einfach zu dicht werden kann. Als Folge davon trocknet die Blattmasse weniger gut ab, und Pilzkrankheiten können sich leichter etablieren. Dies ist letztlich der einzige Grund, bei Weinreben einen Teil der zu einem Dickicht heranwachsenden Geiztriebe weiterhin zu entfernen. Und vielleicht ist es gar nicht schlecht, einige dieser relativierenden Gedanken auch auf die Tomate zu übertragen: Das Ausgeizen von Stabtomaten verbessert eindeutig die Architektur und auch die Durchlüftung der Pflanze, was Braunfäule vorbeugen kann. Etwas später aber im Jahr kann durchaus auch der eine oder andere Geiztrieb stehengelassen werden, um die Assimilationsfläche zu vergrössern und bei der Ausreifung der Tomaten zu helfen.
Bei welchen Tomatensorten soll ausgegeizt werden?
Aber schauen wir jetzt bei den Tomaten doch noch etwas genauer auf die sogenannten Geiztriebe. Sie entstehen wie bei der Weinrebe und bei der Tabakpflanze aus den Achselknospen der Blätter (Blattachseln) und können dazu führen, dass sich eine schmale Tomatenjungpflanze schnell zu einem dichten und überhängenden Busch entwickelt, dass insgesamt sehr viel mehr Blüten und Früchte entstehen als nur an einem oder zwei Haupttrieben und dass schlussendlich entsprechend Fruchtgrösse und auch Qualität abnehmen. Wenn man also grosse, voll entwickelte und superaromatische Früchte von indeterminiert wachsenden Stabtomaten ernten will (z.B. von den Freilandtomaten, die wir im Lubera Shop zum Kaufen anbieten), dann ist das Tomaten Ausgeizen weiterhin eine gute und grundsätzliche positive Kulturmassnahme: Tendenziell werden bei einer ausgegeizten Pflanze wohl weniger Tomaten angesetzt, aber sie werden grösser und meist auch besser.

Bild: Freiland- und Stabtomate Sunviva: Hier lohnt es sich, den Spaliertrieb vor allem zu Kulturbeginn laufend auszugeizen, also von Seitentrieben zu befreien
Beim determinierten Wuchstyp der Tomatensorten auf Ausgeizen verzichten
Bei einer determiniert (begrenzt) wachsenden Tomatensorte, die kompakt und buschig wachsen will und soll, macht das Ausgeizen allerdings keinen Sinn, weil diese Kulturmassnahme dem Wuchshabitus entgegenläuft und letztlich den Ertrag schmälert. Nun könnte man einwenden, dass man ja auch bei Sorten wie der determiniert wachsenden Balkontomaten oder Buschtomate eine bessere Qualität möchte: Aber hier ist ja der mögliche Ertrag schon von vornherein durch den Wuchstyp beschränkt, der die Triebe nicht einfach unendlich weiterwachsen lässt, sondern sie immer gleich mit Blüten enden lässt. Mehr Wachstum, mehr Blattmasse und ein angemessener Ertrag entstehen also nur durch weitere Triebe neben den Haupttrieben. Eben deshalb ist Ausgeizen bei determiniert wachsenden Tomatenpflanzen wie z.B. bei Fuzzy Wuzzy oder bei der Silbertanne wenig erfolgsversprechend, meist sogar kontraproduktiv.

Bild: Fuzzy Wuzzy - kompakt wachsende und determinierte Balkontomaten nicht ausgeizen. Sie brauchen jede Verzweigung
Auch bei indeterminiert, aber buschig-verzweigt wachsenden Strauchtomaten wie bei unseren Wildtomaten braucht es kein systematisches Ausgeizen, weil man ja den buschigen Wuchs mit den kleinen kirschgrossen Früchten will! Wildtomaten wie Golden Currant oder Rote Murmel kann man als freiwachsenden Busch mit bis zu 2m Durchmesser, aber auch mit vielen liegenden Trieben ziehen, alternativ an einem grossen Spaliergerüst oder auch an einem Zaun... An der Chelsea Flower Show habe ich gerade ein wunderbares Exemplar von Golden Currant als Säule gesehen.
Fazit zum Tomaten Ausgeizen
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Ausgeizen nur bei Stabtomaten grundsätzlich sinnvoll ist, also zum Beispiel bei allen Freilandtomaten im Lubera Shop. Bei sehr starkwachsenden Sorten wie Primabella kann auch mal ein tief angesiedelter Seitentrieb stehengelassen werden, so dass die Pflanze insgesamt zwei- oder dreitriebig gezogen werden kann. Umgekehrt kann auch bei Balkontomaten oder bei Wildtomaten bei Gelegenheit der eine oder andere Seitentrieb oder Triebansatz entfernt werden, wenn der Tomatenbusch dann doch zu dicht wird.

Video: Tomaten ausgeizen – ja oder nein?
Die wichtigsten Tipps zum Ausgeizen der Tomaten
- Tomaten ausgeizen lohnt sich grundsätzlich bei indeterminiert wachsenden Stabtomaten, nicht bei Strauchtomaten und Wildtomaten und nicht bei determiniert wachsenden Balkontomaten.
- Tomaten ausgeizen nur bei schönem Wetter, jeder entfernte Trieb führt zu einer Wunde an den Blattachseln und damit zu Eintrittspforten für Krankheiten. Bei trockenem Wetter verheilen und schliessen die Wunden schneller.
- Geiztriebe sollten so jung wie möglich entfernt werden, damit die Wunden nicht zu gross werden.
- Aber: Erst Tomaten ausgeizen, wenn Blütentriebe und Geiztriebe klar erkennbar sind. So laufen Sie weniger Gefahr, dass Sie anstelle der Geiztriebe gleich systematisch die Blüten entfernen…
- Beim Entfernen der Geiztriebe darf nicht einfach gerissen werden. Der Haupttrieb darf nicht verletzt werden.
- Geiztriebe werden nahe bei der Ansatzstelle mit Daumen und Zeigefingernagel entfernt, aber natürlich kann das bei älteren Geiztrieben auch mit entsprechendem Schneidewerkzeug geschehen.
- Nie Messer, Scheren oder auch Hände benutzen, die vorher gerade mit kranken Tomatenblättern in Berührung gekommen sind, das könnte zu Infektionen führen. Schneidewerkzeuge, die früher schon bei Tomatenpflanzen gebraucht wurden, vor dem Einsatz mit Alkohol reinigen und desinfizieren.
- Geiztriebe sind eben keine unnützen und unfruchtbaren Triebe und können sehr leicht bewurzelt werden. Stellen Sie die kleinen Schosse nach dem Schnitt in ein Glas Wasser, nach ca. einer Woche bis 10 Tagen haben sie genug Wurzeln ausgebildet und können in Jungpflanzentöpfe (9 bis 12cm Durchmesser) umgepflanzt werden. So machen Sie schnell aus einer Pflanze 10 Pflanzen und können dann spät in der Saison von der zusätzlichen Ernte profitieren. Einziger Nachteil der selber vermehrten gegenüber den gekauften Pflanzen: Die selber vermehrten Pflanzen kommen halt später in Ertrag.
- Bei Stabtomaten macht es Sinn, regelmässig – zum Beispiel einmal pro Woche – auszugeizen, vor allem zu Beginn der Wuchssaison, damit sich die Spaliertriebe gut entwickeln. Später im Sommer kann auch mal der eine oder andere Geiztrieb belassen werden, um so die Assimilationsfläche zu vergrössern. Wenn es noch genügend Blüten und Jungfrüchte am Haupttrieb hat, können die sich allenfalls entwickelnden Blüten an den stehengelassenen Geiztrieben einfach ausknipst werden.
- Zum Ende der Saison hin, z.B. gegen Ende August, werden nicht nur die Geiztriebe entfernt und die Spitzen von Seitentrieben, die man wachsen gelassen hat, sondern auch die Haupttriebe werden oben gekappt, so dass sich die Tomatenpflanze in den letzten Wochen auf die Ausreife der noch vorhandenen grünen Tomaten konzentrieren kann.
Geiz ist geil! Auch ein Kalauer kann bei der Gartenarbeit helfen :-)
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