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+ Kontaktnachverfolgung funktioniert nicht: Warum Berlin jetzt handelt + Fünf Fragen an den Reinickendorfer Amtsarzt Patrick Larscheid + Wieso Kai Wegners Flirt mit den Grünen unerwidert bleibt +
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  Tagesspiegel Checkpoint vom Samstag, 24.10.2020 | Überwiegend bewölkt und windig bei bis zu 18°C.  
  + Kontaktnachverfolgung funktioniert nicht: Warum Berlin jetzt handelt + Fünf Fragen an den Reinickendorfer Amtsarzt Patrick Larscheid + Wieso Kai Wegners Flirt mit den Grünen unerwidert bleibt +  
Julius Betschka
von Julius Betschka
  Guten Morgen,

wir sind (mal) wieder wer: Failed State, Desaster, Chaos-Metropole. Nachdem Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci gestern eine Ende der lückenlosen Kontaktnachverfolgung verkündete, richten sich die ausgestreckten Zeigefinger gen Berlin. Immer schön weit weg von sich selbst. In der FAZ wird vom "Infektionsrisiko Berlin" geschrieben, andere twitterten: Berlin ist gescheitert. Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hatte gesagt: „Dass jeder Fall mit viel Aufwand bearbeitet wird, ist nicht mehr möglich." Neuköllns Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) sprach vom "absoluten Krisenmodus". Michael Müller (SPD) sagte zu einem möglichen Lockdown: "Ich muss zugeben, man kann es nicht mehr ausschließen" (Alles News im Live-Blog). Ja, die Lage ist ernst. In Berlin und in vielen anderen deutschen Regionen. 

Für die Gesundheitsämter dürfte sich die neue Regelung anfühlen, wie das Herunterreißen der Maske nach einem Hochhaus-Treppenlauf. Die vereinfachte Kontaktnachverfolgung gibt ihnen Luft, sich auf Alte und Kranke zu fokussieren und Positiv-Fälle schneller zu kontaktieren. Für alle anderen gelten fast die selben Regeln wie vorher – sie werden einem nur nicht mehr am Telefon diktiert (hier steht aber auch alles). Was in der Aufregung über die angebliche Berliner Unfähigkeit unterging: Es wurde auch verkündet, in den kommenden Wochen tausende Schnelltests für Altenheime auszuteilen, für Obdachloseneinrichtungen und später Krankenhäuser. Auch das soll die Gesundheitsämter entlasten – genauso wie die an der Belastungsgrenze ächzenden Kapazitäten der Berliner Labore. Unter ging auch, dass die Zahl der Kontaktpersonen in der vergangenen Woche "spürbar sank", wie mehrere Amtsärzte bestätigten. Ein Indiz dafür, dass sich die Berliner wieder stärker vereinzeln. Kommt das zu spät, um einen Lockdown zu verhindern? Wir wissen es nicht. Hätten sich die Gesundheitsämter im Sommer besser auf den Herbst vorbereiten können? Wahrscheinlich. Steht Berlin damit allein da? Was für ein Unsinn. Berlin hat jetzt gehandelt, statt weiter zu hoffen. Andere Städte werden folgen. Wer mag, kann seinen Zeigefinger wieder einstecken.
 
     
 
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  Halb Deutschland scheint aufgeschreckt von der Berliner Strategieanpassung. Folgender Abschnitt kommt deshalb ohne Pointen aus: Was haben die Amtsärzte und Gesundheitssenatorin Kalayci konkret verkündet? Das geht so: Eine behördliche Quarantäne muss künftig nicht mehr direkt vom Gesundheitsamt angeordnet werden, sondern gilt ab dem positiven Test (oder Kontakt erster Ordnung). Die Information der Kontaktpersonen wird durch die Gesundheitsämter veranlasst, aber nicht mehr unbedingt selbst durchgeführt. Das soll per "Allgemeinverfügung" erlassen werden – in allen Bezirken.

Patrick Larscheid, Amtsarzt von Reinickendorf, hat dem Checkpoint fünf wichtige Fragen beantwortet:

1) Was bedeutet risikobasierte Strategie? Werden alle Covid-19-Fälle weiter betreut?
Erstfälle werden wir weiter betreuen und diese Personen informieren uns – wie bisher – über ihre Kontaktpersonen. Die Kontaktpersonen wollen wir aber tatsächlich nicht mehr in allen Fällen persönlich kontaktieren – die Erstfälle selbst oder zum Beispiel Schulleiter übernehmen die Kommunikation.

2) Kann es nicht gefährlich sein, sich auf die Eigenverantwortung der Menschen zu verlassen?
Wir glauben nicht, dass es einen großen Qualitätsverlust gibt: Was die Leute uns bisher verschwiegen haben, werden wir auch künftig nicht mitkriegen.

3) Kontaktieren die Gesundheitsämter überhaupt keine Kontaktpersonen mehr?
In besonderen Fällen wie bei Infektionen in Arztpraxen oder Heimen werden wir weiter Kontaktpersonenmanagement betreiben. Wir wollen unsere Ressourcen jetzt aber auf die Risikogruppen bündeln.

4) Wie beweise ich meinem Arbeitgeber, dass ich als Kontaktperson in Quarantäne bin?
Bei den Gesundheitsämtern wird es weiterhin die Listen mit den Kontaktpersonen geben. Die Menschen werden auch einen Quarantäne-Bescheid kommen – das kann aber dauern.

5) Sind die Gesundheitsämter das einzige Nadelöhr in der jetzigen Phase?
Auch die Berliner Labore kommen nicht mehr hinterher. Die Zahl der Einsendungen schrammt an der Oberkante ihrer Kapazität. Wenn die Labore 85 Prozent der Kapazität erreicht haben, sind sie eigentlich bereits ausgelastet. Erstens gibt es dort auch Personalausfälle, zweitens werden bei voller Auslastung die Reserven der Reagenzien aufgebraucht.

Was Sie ansonsten ohne Probleme dürfen oder gerade besser lassen sollten, haben wir hier für Sie zusammengefasst.
 
     
 
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  Themenwechsel: Er will das Rote Rathaus gern schwarz streichen, vielleicht eine Jamaika-Flagge im Bürgermeisterzimmer aufhängen. Meinem Kollegen Ulrich Zawatka-Gerlach hat Kai Wegner jetzt ein Interview gegeben. Konkrete Pläne für ein Berlin unter seiner Regentschaft hatte Wegner noch nicht im Gepäck ("grundlegender Politikwechsel"), versprach aber eine weiblichere CDU, weniger Streit und warb offensiv um ein Bündnis mit den Grünen: "Meinen CDU-Parteifreund und Regierungschef in Schleswig-Holstein, Daniel Günther, der eine Koalition aus CDU, Grünen und FDP führt, finde ich in diesem Sinne vorbildhaft. So etwas sollten wir auch in Berlin hinbekommen", sagte Kai Wegner und fand auch für Spitzen-Kandidatin Bettina Jarasch nette Worte. Moment, was hatte Jarasch noch in ihrem ersten großen Interview über die Berliner CDU gesagt? "Es gibt viele Konservative, denen Grundwerte wie Humanität oder die Verantwortung für Arme und für die Bewahrung der Natur wichtig sind, mit denen wir gemeinsame Ziele erreichen können. Aber das sind Werte, die diese Berliner CDU nicht unbedingt bedient." Klingt nach einer bislang recht einseitigen Liebe. Aber in der Stadt der offenen Beziehungen ändern sich Verhältnisse ja rasch.  
     
 
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