Kein seriöser Arzt stellt eine Ferndiagnose. Dennoch spekulieren Mediziner über die Krebsart, an der der britische König Charles III. leidet. Der Hof hält sie geheim, sagt aber, dass es kein Prostatakrebs sei. Die Vorsteherdrüse ließ Charles im Januar behandeln, offenbar wegen einer gutartigen Prostatavergrößerung. Ein Karzinom, das Ärzte bei der entsprechenden Therapie manchmal finden, ist eines an der benachbarten Blase.
Wie schlimm diese Diagnose wäre, hängt davon ab, ob die Geschwulst bereits in umliegendes Gewebe eingedrungen („invasiv“) ist oder nicht. Im erstgenannten Fall beträgt die Fünf-Jahre-Überlebensrate 58 Prozent (in Deutschland, wo sich die Zahlen aber nicht stark von jenen in England unterscheiden). Nach zehn Jahren fällt sie auf 50 Prozent. Von Charles heißt es, er müsse sich vorerst nur ambulant behandeln lassen. Das klingt etwas beruhigend.
Harnblasenkrebs wird früher entdeckt als viele andere Karzinome. Im Jahr 2020 erhielten 23.270 Männer die Diagnose, 12.500 davon in der invasiven Form. Etwa dreimal mehr Männer als Frauen erkranken, durchschnittlich mit 75 Jahren – so alt ist Charles III. Typische Risikofaktoren, Rauchen und Belastung durch chemische Werkstoffe, treffen eher nicht auf den König zu.
Nahezu alle gängigen Krebsbehandlungsarten kommen infrage. Blasenkrebs gilt als strahlenempfindlich. Auch neue Immuntherapien sind möglich (dazu mehr in der neuen, am Freitag erscheinenden Ausgabe des FOCUS).
Kurt-Martin Mayer, Wissen & Gesundheit |