Es war ein bizarrer Moment: Kaum waren die Solothurner Chesslerinnen und Chessler am Donnerstagmorgen nach dem 5-Uhr-Böller losgezogen, startete Russland seine Invasion in die Ukraine. Kann man Fasnacht feiern, wenn in Europa Krieg herrscht? Diese Debatte, die wir auch hier schon aufgegriffen haben, hat sich übers Wochenende noch verschärft.
Sie wurde vielerorts thematisiert und bewegt auch unsere Leserschaft. So formulierte etwa ein Leser aus Bettlach den Wunsch, «der Obernarr hätte die Chesslete abgesagt und der posaunenspielende Regierungsrat hätte sich an die Spitze eines Solidaritätsmarsches für das ukrainische Volk gestellt».
Derweil kommentierte die «Sonntagszeitung» gestern: «Amüsement und Ablenkung sind kein Widerspruch zu Mitgefühl.» Gerade in Krisen sei dies wichtig für das Zusammenleben.
Gassenfasnacht: Die Hauptgasse in Solothurn war am Samstagabend von der St.-Ursentreppe bis zur Brasserie Fédérale gefüllt mit närrischem Volk. «Alles war etwas improvisierter, weniger durchorganisiert, aber deshalb nicht weniger sympathisch», berichtet unser Mitarbeiter Hans Peter Schläfli.