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| 29. November 2024 | | SZ Ãsterreich |
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| Cathrin Kahlweit | | | SZ-Korrespondentin in Wien | |
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Liebe Leserin, lieber Leser, | |
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nach zwei Jahren ist nun eingetreten, worauf so viele Menschen in Ãsterreich gewartet haben: nein, nicht Frieden in der SPà und auch nicht Frieden auf Erden. Sondern die Bewilligung des Kronzeugenstatus für Thomas Schmid. Für Nicht-Ãsterreicher, die sich irgendwann mit dem ratlosen Gefühl von ihrem Ferien- oder Studienland abgewandt haben, dass sie den Korruptionsskandalen und dazugehörigen Untersuchungsausschüssen längst nicht mehr folgen konnten, hier eine kurze Zusammenfassung: Denn nach Ibiza begannen diverse Ermittlungen gegen Menschen aus der FPà und der ÃVP sowie gegen die ÃVP selbst. Eine davon mündete in der Inseraten-Affäre â also Steuergeld für positive Berichterstattung. Zwei Männer waren hier und anderswo mittelbar oder unmittelbar fast immer dabei: der damalige Kanzler Sebastian Kurz (ÃVP), mittlerweile wegen Falschaussage erstinstanzlich verurteilt und in der Inseraten-Affäre als NutznieÃer beschuldigt. Und Thomas Schmid, der Mann im Schatten, von dem es kaum Fotos gibt (auÃer sehr viele auf seinem von den Ermittlern ausgewerteten Handy, aber die wollen Sie nicht sehen). Er war Generalsekretär im Finanzministerium, später Vorstandschef der Staatsholding Ãbag. Und Buddy in einer Chatgruppe von Regierungsmitarbeitern und Ministern, die Kurz letztlich, aber wirklich nur letztlich, das Amt kostete, auch wenn er bis heute überzeugt ist, ihm sei der nächste Wahlsieg schon damals gestohlen worden. Schmid glaubte lange, in der österreichischen Form von âHouse of Cardsâ (House of Chats wäre auch nett) als Freund von Kurz gecastet und besetzt worden zu sein. Er half â laut seiner vor den Ermittlern ausführlichen Aussage, die, weil offenbar für glaubwürdig befunden, nun mit dem Kronzeugenstatus geadelt wurde â der Truppe um seinen Kanzler bei diversen Malversationen und Manipulationen. Er fühlte sich sicher â als Kumpel, aber auch als Handlanger und Komplize seines Herren. Aber Freundschaft währt bekanntlich nicht ewig, zumal wenn die Justiz einem im Nacken sitzt und eine Haftstrafe droht. Schmid ging zur Staatsanwaltschaft, legte sein gesammeltes Wissen über die Ãra Kurz auf den Tisch, beantragte für sich selbst den Kronzeugenstatus â und ist nun nach Zahlung einer hohen Geldstrafe nur noch das, was das Wort ja auch besagt: Zeuge. Und eben nicht mehr Mittäter und Mitbeschuldigter. Der Rechtsanwalt von Schmid, Roland Kier, schreibt in einem zuversichtlichen und besonders woken Anschreiben an den âSehr geehrter Herr Redakteurinâ (also in diesem Fall an mich), dass es der Rechtsstaat offenbar jetzt ernst meine âmit der Korruptionsbekämpfung. Auch Regierungskriminalität wird in Ãsterreich effektiv verfolgt und die Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden gewürdigtâ. Und der verehrte Kollege Florian Klenk vom Falter schreibt, die Justizministerin Alma ZadiÄ setze â als politisch verantwortliche Ministerin â mit der Entscheidung, Schmid den Kronzeugenstatus zuzuerkennen, ein âletztes, wichtigesâ Signal. Sie gebe damit grünes Licht für einen Prozess gegen Spitzenleute der ÃVP. ZadiÄ bekommt in den nächsten Tagen ihr zweites Kind, wäre aber auch sonst raus aus dem Job, weil die Grünen kaum in der nächsten Bundesregierung sitzen dürften, über die gerade verhandelt wird. Eben deshalb schreibt Klenk von einem âletzten, wichtigen Signalâ. Wann der Prozess in der Inseraten-Affäre losgeht, steht dennoch in den Sternen. Wenngleich die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft nach dieser Entscheidung sicher zuversichtlicher in die nächste Runde der Ermittlungen geht. Da sich der US-amerikanische Rechtsstaat als unfähig erwiesen hat, einen Ex-Präsidenten vor seiner Wiederwahl tatsächlich konsequent strafrechtlich zu verfolgen â und nun erstmals ein verurteilter Straftäter im WeiÃen Haus sitzt â, wäre es aber schön, wenn die Mühlen der Justiz in Ãsterreich effektiver mahlen könnten. Vielleicht kann bis zum Beginn des nächsten Verfahrens in Wien ja auch irgendjemand Sebastian Kurz erklären, dass es nicht hilfreich ist, wenn man zur Untermauerung der eigenen, ohnehin wackeligen Position zwei dubiose russische Zeugen anschleppt, die keine Befragung überleben, sich in Widersprüche verwickeln und wie zwei Lachnummern auf Beinen wirken. Das hatte Kurz beim Prozess wegen Falschaussage getan. Comedy pur. Sollte in der Inseraten-Affäre tatsächlich Anklage erhoben werden, wird das ein riesiges Verfahren sein, mit Medienmanagern, Meinungsforschern, Regierungs- und ÃVP-Mitarbeitern. Die Marktforscherin Sabine Beinschab etwa, die längst zugegeben hat, Umfragen manipuliert und damit part of the deal gewesen zu sein, besitzt den Kronzeugenstatus nämlich auch â und das schon seit Längerem. Die nächste Justizministerin wird hoffentlich nicht von der ÃVP gestellt. Das wäre jetzt ein, siehe oben, schlechtes, erstes Signal für eine neue Regierung, die, so die Ankündigung, endlich mal was anders machen will. Es wird Zeit. | |
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PS: Von den Verhandlungen zwischen ÃVP, SPà und Neos dringt aktuell wenig nach auÃen. Das schafft Freiraum für die wichtigen Fragen zur Bildung einer neuen Koalition. Unsere Glosse âDas Streiflichtâ zu den möglichen Namen lesen Sie hier.
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Ãsterreich in der Kulturwelt | | | |
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Fiaker (zweispännige) Pferdedroschke bzw. Kutscher eines Fiakers Birgit Jambor, Kerpen (Nordrhein-Westfalen)
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Es gibt vieles, was Ãsterreich einzigartig macht, zum Beispiel die Sprache. An dieser Stelle veröffentlichen wir Lieblingsbegriffe von Leserinnen und Lesern. Welches österreichische Wort mögen Sie besonders gerne? Verraten Sie es uns bitte per E-Mail an oesterreich@sz.de
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| | Eines wissen fast alle: In Deutschland leben etwa zehnmal mehr Menschen als in Ãsterreich. Wie sieht es bei anderen Vergleichen aus? Folge 36: Regierungsbildung
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Es ist nun zwei Monate her, seit in Ãsterreich Nationalratswahlen waren, doch eine Regierung gibt es immer noch nicht. Die FPà wurde zwar stärkste Partei (genauso wie bei den Landtagswahlen in der Steiermark am vorigen Sonntag), doch in Wien will keiner mit ihr koalieren. Stattdessen bemüht sich Kanzler Karl Nehammer (ÃVP), seine Amtszeit zu verlängern, indem er mit SPà und Neos über eine Koalition verhandelt. Das zieht sich hin â ist aber noch weit entfernt von der längsten Regierungsbildung in Ãsterreich: 1962/63 dauerte sie etwas mehr als vier Monate, ehe ÃVP und SPà zusammenfanden. In Deutschland waren es sogar gut fünfeinhalb Monate. Nach der Wahl 2017 versuchten es erst CDU, FDP und Grüne vergeblich, dann einigten sich schlieÃlich CDU und SPD. | |
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Ãsterreich vs. Deutschland: Wo steht welches Land besser da? Testen Sie jetzt Ihr Wissen im interaktiven Quiz. |
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| | | | âEin guter Lebkuchen braucht Honig. Und Zeitâ | | Wie schon ihre Vorfahren ist Katharina Pirker aus Mariazell Lebzelterin. Hier erklärt die Steirerin, worauf es beim Backen ankommt und wie hart gewordene Lebkuchen-Häuser ein zweites Leben bekommen. AuÃerdem verrät sie das Rezept für den Honiglebkuchen. | | | |
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