Kupfer ist ein zentraler Rohstoff für den Umbau der Wirtschaft... Liebe Leserin, lieber Leser, vor einem Jahr haben die Rohstoffexperten von Goldman Sachs für 2024 einen Jahresdurchschnittspreis von 12.000 US-Dollar je Tonne Kupfer prognostiziert. Danach sieht es bislang nicht aus: Kupfer hat sich zwar in den letzten Wochen etwas erholt, kostet aber aktuell gerade einmal 8.400 US-Dollar je Tonne. Da bräuchte es in nächster Zeit einen Anstieg um 50 Prozent, um diese Prognose zu erreichen. Nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich. Doch solche Prognosen sind Momentaufnahmen, die auf Basis bestimmter Rahmenbedingungen gestellt werden. Ändern sich diese Rahmenbedingungen, dann werden auch die Prognosen angepasst. Anfang 2023 ging Goldman Sachs – wie andere Experten – davon aus, die chinesische Konjunktur werde nach der Aufhebung der harten Covid-Restriktionen wieder dauerhaft an Dynamik gewinnen. Und damit auch die weltweite Industrieproduktion ankurbeln. Das ist nicht passiert. Da die Nachfrage nach Kupfer wie auch nach anderen Rohstoffen stark von der Entwicklung der Industrieproduktion abhängig ist, blieb der Kupferpreis hinter den Erwartungen zurück. Doch das ist nur die kurzfristige Sichtweise, langfristig – da sind sich die meisten Experten einig – steigt die Nachfrage nach Kupfer, da das Industriemetall eine zentrale Bedeutung für die Elektrifizierung, die Digitalisierung und die Transformation des Energiesektors besitzt. Ein Beispiel: Im Durchschnitt enthält ein Elektrofahrzeug fast dreimal so viel Kupfer wie ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor, die Hälfte dieses Kupfers wird für den Akku benötigt. Für die Analysten von Goldman Sachs sind Kupfer und andere "grüne Metalle" das neue Öl, denn die Energieversorgung der Welt wird in Zukunft zunehmend von diesen Rohstoffen abhängen. Enttäuschende Preisentwicklung Vor diesem Hintergrund ist die Entwicklung des Kupferpreises in den letzten Jahren enttäuschend. Im Mai 2021 stieg der Preis für eine Tonne Kupfer auf einen Rekordwert von mehr als 10.500 US-Dollar, aktuell liegt er wie gesagt bei knapp 8.500 US-Dollar:
Die Preisschwäche hat mehrere Gründe: Zum einen hat der Börsen-Hype um „Green Energy“ im Jahr 2020 den Kupferpreis um mehr als 100 Prozent steigen lassen. Das war übertrieben – ähnlich wie der starke Anstieg der Aktien aus dem Sektor der Erneuerbaren Energien im gleichen Zeitraum. In letzter Zeit drückte wie bereits erläutert die enttäuschende Entwicklung der Weltkonjunktur, speziell der Industrieproduktion auf den Preis. Auch die anderen Industriemetalle haben 2023 darunter gelitten, und zwar stärker als Kupfer, wie der Vergleichschart zeigt:
Im Chart sind die ETCs auf die Industriemetalle in Euro dargestellt, und zum Vergleich auch die Aktie des wichtigen Kupferproduzenten Freeport-McMoRan. Deren Kurs hat sich ähnlich wie der Kupferpreis bewegt, allerdings bei stärkeren Schwankungen. ICSG erwartet 2024 Angebotsüberschuss Zudem wird oft vergessen, dass die Preise von Rohstoffen nicht nur von der Nachfrage bestimmt werden, sondern auch vom Angebot. 2023 ist die Kupferproduktion genauso stark gestiegen wie die Nachfrage, Kupfer war also nicht knapp. Und für 2024 rechnet die International Copper Study Group (ICSG) sogar damit, dass die Produktion mit einem Plus von 4 Prozent deutlich stärker wächst als die Nachfrage. Der Markt werde dadurch von einem leichten Angebotsdefizit in einen Überschuss wechseln. Was, wenn das so kommt, den Preis drücken könnte. Doch es gibt Zweifel an dieser Prognose. In der Tat liegen solche Vorhersagen oft genug daneben und lassen auch selten verlässlichen Preisprognosen zu. So verweisen andere Experten auf die anhaltende Schließung der größten Kupfermine Panamas, die bislang allein 1 Prozent der weltweiten Produktion liefert. Zudem basiert die Prognose eines steigenden Kupferangebots auch darauf, dass die Produktion im wichtigsten Förderland Chile nach enttäuschenden Jahren 2024 um 6 Prozent anzieht. Die staatliche Kupferagentur Cochilco hat aber vor kurzem bereits ihre Prognose nach unten revidiert, nicht nur für 2024. Grund ist die Verzögerung vieler Minenprojekte aufgrund bürokratischer Hürden, wachsender Umweltauflagen und Widerstands in der Bevölkerung. Dazu kommt der abnehmende Erzgehalt in bestehenden Minen. Wachsende Proteste in der Bevölkerung sind auch der Grund für die Schließung der Mine in Panama. Und in der Tat muss die Branche das Dilemma lösen, Kupfer, das zentral für den klimafreundlichen Umbau der Energieversorgung ist, nicht unter umweltzerstörerischen Bedingungen abzubauen. Bei der Entwicklung der Kupferproduktion überwiegen daher meines Erachtens die Risiken. Das Kupferangebot könnte 2024 weniger stark steigen als von der ICSG angenommen – einerseits. Andererseits könnte die Nachfrage stärker zulegen als von den Experten derzeit erwartet. Das gilt aber nur, wenn die erwarteten Zinssenkungen in den USA und der Eurozone die Konjunktur wieder anschieben und wenn es Peking gelingt, der heimischen Wirtschaft wieder Schwung zu geben. Sicher ist das nicht, aber die Chancen dafür stehen aus meiner Sicht nicht schlecht. Knappheit nur eine Frage der Zeit? Doch auch der Blick über 2024 hinaus ist wichtig: Die ICSG rechnet auf Basis aktueller und geplanter Minenprojekte damit, dass die Kupferproduktion ab 2026 deutlich langsamer wächst. Es droht zunehmende Knappheit. Zumal die gleichzeitig weiter stark steigende Nachfrage auch durch mehr Recycling kaum bedient werden kann. So sind die Recycling-Quoten bereits jetzt vielfach sehr hoch, in der EU z.B. liegt sie bei 60 Prozent. Die IEA rechnet damit, dass 2040 gerade einmal 5 Prozent des Kupferbedarfs durch Recycling gedeckt werden können.
Mein Fazit Wie sich der Kupfermarkt 2024 entwickelt, ist unsicher. Das liegt vor allem an der ungewissen Entwicklung der Weltkonjunktur. Langfristig aber steuert der Markt auf ein chronisches Angebotsdefizit zu. Kupfer hat sich in den letzten Monaten besser behauptet als die anderen Industriemetalle, da der Bedarf in wichtigen Zukunftsbranchen trotz der Konjunkturschwäche wächst. Sollten sich die Konjunkturperspektiven aufhellen, dann könnte das auch wieder verstärkt Anleger in den Kupfermarkt locken. Der Konjunktiv zeigt: Das ist spekulativ. Auch 2023 enttäuschte der Kupferpreis. Wer in seinem aktiven Depot auf einen steigenden Preis setzen möchte, sollte entsprechende charttechnische Signale abwarten. Und wer Kupfer seinem langfristigen Depot beimischen möchte, muss Rückschläge einkalkulieren. Von einem steigenden Kupferpreis kann man entweder mit Exchange Traded Commodities (ETCs), wie z.B. dem WisdomTree Copper ETC (WKN: A0KRKR), profitieren oder mit den Aktien von Kupferproduzenten wie Freeport-McMoRan.
Mein Podcast-Tipp: Steigen jetzt diese 3 Aktien? (Totalverlust-Risiko!) Achtung, die heutige Ausgabe ist nicht für jeden etwas. Ich werde gleich drei Aktien besprechen, die aus bestimmten Gründen in den nächsten Wochen deutlich steigen könnten – oder eben nicht. Was die Basis für diese Annahme ist, das werde ich selbstverständlich gleich etwas näher erläutern. Aber nochmal der Hinweis: Die heutige Folge ist nur für diejenigen geeignet, die sich des Risikos kurzfristiger Spekulationen am Aktien-Markt bewusst sind! Höre Dir jetzt meinen Podcast dazu an: → Hier findest Du meinen Podcast auf Google (für Android) → Hier findest Du meinen Podcast auf Apple (für iOS) → Hier findest Du meinen Podcast auf Spotify Und bitte nicht vergessen eine positive Bewertung/konstruktive Rezension abzugeben, vielen Dank ;-)
Herzliche Grüße und bis kommende Woche
Dein Lars Erichsen Chefredakteur Rendite-Report www.rendite-report.de |