Immer mehr Firmen kaufen eigene Aktien am Markt auf. Warum sie das tun, erkläre ich in besagtem Video. In dieser Ausgabe verrate ich euch, welche Firmen im vergangenen Jahr den Umfang ihrer Aktienrückkäufe am stärksten ausgeweitet haben. Dazu gibt es aktuelle Einschätzungen zu Apple und Cisco. Hier mal vorneweg die Top 10: 1. Apple | +40 Mrd. USD | Gesamt: 74 Mrd. USD | 2. Oracle | +25 Mrd. USD | Gesamt: 29 Mrd. USD | 3. Qualcomm | +22 Mrd. USD | Gesamt: 24 Mrd. USD | 4. Cisco | +15 Mrd. USD | Gesamt: 23 Mrd. USD | 5. Amgen | +15 Mrd. USD | Gesamt: 18 Mrd. USD | 6. Wells Fargo | +13 Mrd. USD | Gesamt: 23 Mrd. USD | 7. Bank of America | +12 Mrd. USD | Gesamt: 25 Mrd. USD | 8. Facebook | +11 Mrd. USD | Gesamt: 16 Mrd. USD | 9. Broadcom | +11 Mrd. USD | Gesamt: 11 Mrd. USD | 10. AbbVie | +11 Mrd. USD | Gesamt: 12 Mrd. USD |
Bevor ich auf die Apple und Cisco eingehe müssen wir uns eines verdeutlichen: Alleine auf diese 10 Firmen sind 64 Prozent des gesamten Aktienrückkauf-Wachstums im Jahr 2018 entfallen. Das ist auch eine sehr wichtige Information, um die Kritik richtig einordnen zu können, die viele ja an den angeblich exzessiven Rückkäufen üben. Wenn wir uns mal die Top 5 anschauen, dann handelt es sich dabei bei allen Aktien um sehr große Technologie-Aktien. Und zwar um solche Technologie-Aktien, die man als "reif" bezeichnen könnte. Das bedeutet, dass die dahinter stehenden Unternehmen die Phase des stürmischen Wachstums längst hinter sich gelassen haben, aber gleichzeitig mit ihren Produkten hohe freie Cashflows erzielen. Für diese Firmen stellt sich dann die Frage, was sie mit diesem ständigen Cashüberschuss machen und ich halte es für absolut richtig, zumindest einen Teil dieses Überschusses für Aktienrückkäufe zu verwenden. Wenn sie die Aktien im Anschluss einziehen, sprich "vernichten", sinkt die Zahl der insgesamt ausstehenden Aktien, was einen entsprechend positiven Einfluss auf den Kurs hat. Das ist aktionärsfreundliches Agieren gegen das überhaupt nichts einzuwenden ist. Erst recht nicht, wenn man weiß, dass die Firmen im S&P 500 in den vergangenen 30 Jahren auch die Wachstumsinvestitionen massiv nach oben gefahren haben: von 280 Milliarden US-Dollar im Jahr 1990 bis auf aktuell über 600 Milliarden US-Dollar. Man kann also nicht davon sprechen, dass zu wenig Geld in Forschung und Entwicklung für neue Produkte fließe. Umfangreiche Statistiken und Erklärungen dazu findet ihr hier. Nun zu den einzelnen Firmen: 1. Apple: Apple Inc. (ISIN: US0378331005) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 18/19e/20e | Kurs | 865985 / AAPL | 912 Mrd. USD | 17 / 17 / 16 | 205,70 USD |
Auf Apple bin ich ja in vergangenen Videos und Artikeln schon intensiv eingegangen: Trotz aller Bemühungen den hochmargigen Service-Bereich weiter auszubauen (und den durchaus achtbaren Erfolgen, die man dabei hat), bleibt ein Thema absolut dominant: Die Verkaufszahlen für die iPhone-Modelle und die Preise, die am Markt durchsetzbar sind. Bis vor wenigen Quartalen konnte Apple die Verkaufspreise für die iPhones scheinbar beliebig steigern, ohne dass dies einen negativen Einfluss auf die Verkaufszahlen bzw. die Umsätze gehabt hätte. So konnte Apple Umsätze und Gewinne immer weiter steigern - trotz einer bereits längeren Stagnation bei den verkauften Stückzahlen. Die Aktienrückkäufe dienten als zusätzlicher Gewinntreiber beim Gewinn pro Aktie. Mit den Ergebnissen fürs 3. Quartal 2018 schien auf einmal alles anders zu sein. Apple enttäuschte. Die Kunden waren nicht mehr bereit, die höheren Verkaufspreise für die iPhone zu zahlen. Die iPhone-Umsätze gingen zurück. Probleme gab es insbesondere in China. Unter den Anlegern setzte regelrechte Verkaufspanik ein, die noch durch den allgemein im 4. Quartal äußerst schwachen Gesamtmarkt beschleunigt wurde. Befürchtet wurde eine grundsätzliche Trendwende und mittelfristig rückläufige Umsätze mit dem iPhone. Entsprechend gab es Kontraktion bei den Bewertungskennzahlen. Im Tief bei 142 US-Dollar wurde Apple nur noch ein 2019er-KGV von knapp über 10 zugebilligt. Acht Monate später sieht das Bild schon wieder ganz anders aus. Die Aktie hat vom Tief fast 45 Prozent zugelegt und notiert wieder über 200 US-Dollar. Das Faszinierende daran ist, dass sich in den letzten drei Monaten an den Gewinnschätzungen für 2019 kaum etwas geändert hat. Die sind für das kommende Quartal gerade mal von 2,72 auf 2,83 US-Dollar beim Gewinn je Aktie gestiegen und für das Gesamtjahr von 11,49 US-Dollar auf 11.67 US-Dollar. Auch seit Jahresbeginn gibt es so gut wie keine Veränderungen. Im Gegenteil: Anfang Januar lagen die Schätzungen sogar noch bei über 13 US-Dollar je Aktie. Auch die für 2020 sind weiter zurückgekommen seit Jahresbeginn. Obwohl sich also die Gewinnschätzungen sogar leicht verschlechtert haben, wird der Aktie nun wieder ein KGV jenseits der 16 zugebilligt. Das ist schon verblüffend. Wie ist das möglich? Was sich verändert hat ist die Wahrnehmung der Anleger und das Sentiment hinsichtlich der Aktie. Seit den Tiefstständen gab es zwei Quartale in Folge, in denen Apple die Erwartungen des Marktes leicht übertreffen konnte. Im letzten Quartal war das vor allem deshalb der Fall, weil der Bereich Wearables, Home und Accessoires mit 5,5 Milliarden US-Dollar Umsätzen deutlich besser gelaufen ist als erwartet. Die kabellosen Kopfhörer, die Airpods, z.B. laufen weiter sehr gut. Auch die Mac-Verkäufe kamen deutlich über den Erwartungen ins Ziel. Der Wermutstropfen: Beim iPhone lagen die Umsätze von 26 Milliarden US-Dollar leicht unter den Erwartungen von 26,3 Milliarden US-Dollar. Auch in Festland-China gingen die Umsätze von 9,5 auf 9,2 Milliarden US-Dollar zurück. Die oben beschriebene iPhone-Problematik ist also nicht wirklich gelöst. Viele hoffen, dass die Zeit hier für Apple spielt und dass der neue 5G-Standard einen Verkaufsschub für Smartphones bringen sollte. Apple kommt hier ja in 2020 mit 5G-fähigen Smartphones auf den Markt. Aber bisher läuft der Ausbau langsamer als erwartet und es gibt kaum wirkliche Anwendungen für 5G. Hier könnte also noch einiges an Geduld gefragt sein. MEIN FAZIT: Es ist faszinierend wie die Marktteilnehmer bei Apple zwischen Euphorie und Angst hin und her schwanken - eine Tendenz, die zuletzt natürlich auch durch den volatilen Gesamtmarkt verschärft worden ist. Apple ist ohne Zweifel nach wie vor ein exzellentes Unternehmen und eine solide Aktie. Allerdings denke ich, dass das Papier bewertungstechnisch nun wieder eher an der oberen Grenze einer realistischen Spanne, z.B. beim KGV, angekommen ist. Ich sehe die Aktie daher nur als Halteposition. Auch Teilgewinnmitnahmen können durchaus getätigt werden. 2. Cisco: Cisco Systems (ISIN: US17275R1023) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 18/19e/20e | Kurs | 878841 / CSCO | 198 Mrd. USD | 21 / 14 / 13 | 47,03 USD |
Negativ reagiert der Markt auf die Zahlen von Cisco Systems. Der Netzwerk-Riese hat zwar die Erwartungen für das laufende Quartal erfüllt, aber einen schwächeren Ausblick für das kommende Quartal gegeben. Interessant ist, dass die schwache Performance des Unternehmens in China als wichtiger Grund für das schwieriger werdende Geschäft genannt wird. Das ist deswegen so bemerkenswert, weil die Umsätze in China inzwischen nur noch rund drei Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen. Dass diese dennoch so einen Einfluss aufs Gesamtergebnis haben werden, muss bedeuten dass das Geschäft von Cisco hier quasi zum Erliegen kommt. Und in der Tat: In der Analystenkonferenz sagte CEO Charles H. Robbins, man dürfe momentan in China gar nicht mehr an Ausschreibungen für Aufträge teilnehmen. Cisco wird dort quasi vom Markt verbannt. Der Grund liegt auf der Hand: Der Netzwerkausrüster konkurriert mit der chinesischen Huawei, die ja wiederum von Trump auf die Schwarze Liste derjenigen chinesischen Firmen gesetzt worden ist, mit denen US-Firmen keine Geschäfte mehr machen dürfen. Mit einer derart rigiden Vergeltungsmaßnahme hatten die Analysten nicht gerechnet. Aber Robbins erläuterte in der Analystenkonferenz auch, dass es im Juli, also nach Ablauf des letzten Quartals auch einige allgemeine Anzeichen gegeben habe, dass sich das konjunkturelle Umfeld verschlechtere, besonders in der Region Asien-Pazifik. MEIN FAZIT: Im Gegensatz zur Lage bei Apple sehe ich bei Cisco im Moment eine relativ gute Einstiegschance. Ich denke, der Markt übertreibt hier kurzfristig nach unten. Cisco hat aus meiner Sicht wesentlich bessere Chancen als Apple auch in den beiden kommenden Jahren die Gewinne pro Aktie deutlich zu steigern - und zwar auch rein operativ und nicht nur durch die Aktienrückkäufe. Die Marktstellung von Cisco im Netzwerkausrüster-Bereich bleibt stark, die Bilanz blitzsauber. Trotzdem weist die Aktie für die kommenden beiden Jahre niedrigere KGVs als Apple auf. Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in keinem der genannten Wertpapiere/ Basiswerte zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels investiert. Es können daher keine Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
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