Wie bei allen Gütern und Dienstleistungen entscheiden auch bei Aktien Angebot und Nachfrage über die Preisentwicklung. Ein Aktienkurs steigt, wenn eine Aktie sehr stark nachgefragt wird, also mehr Aktionäre kaufen als verkaufen möchten. Ist es umgekehrt, möchten also mehr Aktionäre ihre Aktien verkaufen als kaufen, fällt der Kurs einer Aktie. Angebot und Nachfrage machen eine Aktie quasi attraktiv oder unattraktiv. Selbst wenn eine Aktie unter- oder überbewertet erscheint, entscheidet der Markt über den Preis („der Markt hat immer Recht“). Dabei gibt es sowohl Faktoren auf der Angebotsseite, als auch auf der Nachfrageseite, welche den Kurs einer Aktie beeinflussen können. Angebotsseite Bei den Angebotsfaktoren handelt es sich zum Beispiel um die Ausgabe oder den Rückkauf von Aktien, sowie um die Aktienverkäufer selbst. Wenn ein Unternehmen neue Aktien für die Öffentlichkeit zugänglich macht, handelt es sich um eine Aktienausgabe. Dabei ist die Anzahl an Aktien, die sich in Umlauf befinden, begrenzt. Wenn viele Anleger die neue Aktie kaufen wollen, und nur eine geringe Anzahl vorhanden ist, steigt der Aktienkurs. Kauft ein Unternehmen seine eigenen Aktien von den Anlegern zurück mit der Absicht, den Preis zu erhöhen, spricht man vom Aktienrückkauf. Nach Abschluss dieses Vorgangs kann das Unternehmen die Aktien entweder annullieren oder die Aktien für einen späteren Zeitpunkt aufbewahren. Ziel eines Aktienrückkaufs ist es, die Gesamtanzahl der im Umlauf befindlichen Aktien zu reduzieren, mit der Folge eines Anstiegs des Aktienkurses und des Gewinns pro Aktie. Der Aktienverkäufer gibt seine Aktien für den Markt frei und erhöht dadurch das Angebot. Normalerweise wollen Aktienverkäufer durch den Verkauf Gewinne erzielen. Sie erwarten entweder eine Umkehr der Kursentwicklung oder glauben, die Aktie verliere zu stark an Wert. Kann die Nachfrage das höhere Angebot nicht abdecken, fällt der Aktienkurs. Sind hingegen mehr Aktienkäufer als -verkäufer aktiv, steigt der Aktienkurs. Nachfrageseite Auf der Nachfrageseite gibt es eine Vielzahl von Faktoren, die auf die Aktienkurse Einfluss nehmen können. Dazu gehören Unternehmensleistungen und -nachrichten, Branchentrends, Wirtschaftsfaktoren, Marktstimmung, politische Meldungen oder unerwartete Ereignisse, wie zum Beispiel eine Naturkatastrophe, die Corona-Pandemie oder der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Durch die Nachfrage erhält eine Aktie erst ihren Wert. Denn wenn es keine Nachfrage mehr gibt, dann haben auch die Unternehmensaktien keinen Wert mehr. Im Folgenden habe ich versucht, die Nachfragefaktoren in eher kurz-, mittel- und langfristige Kurstreiber einzuordnen. Zugegeben, die Definition der Zeiträume ist eher schwierig. Wenn es nach Markus Koch, dem Fernsehjournalisten und Berichterstatter von der New Yorker Börse geht, ist womöglich jede Anlagedauer, die über einen Tag hinaus geht, langfristig. Ich tendiere aber dazu, einen Zeitraum von bis zu einem Jahr als kurzfristig einzuordnen, von einem Jahr bis zu drei Jahren als mittelfristig und eine Spanne über drei Jahre als langfristig. Nachfrageseite / Kurzfristige Kurstreiber Alle Unternehmensnachrichten können Kursbewegungen der entsprechenden Unternehmensaktien auslösen. Dabei können die Mitteilungen erwartet oder unerwartet sein. Weist ein Unternehmen im Quartalsergebnis einen hohen Gewinn aus, bringt es ein neues Produkt auf den Markt, verfehlt es die Unternehmensziele oder stirbt die Schlüsselfigur des Unternehmens, können durch diese Mitteilungen Schwankungen bei der Nachfrage entstehen. Diese Nachfrageveränderungen wirken sich auf den Aktienkurs aus, der ebenfalls in Bewegung gerät. Unerwartete Ereignisse, wie die Corona-Pandemie oder der russische Angriffskrieg auf die Ukraine haben weltweit Lieferkettenprobleme ausgelöst. In manchen Unternehmen kam es in der Folge zu derartigen Betriebsstörungen, dass die Verschuldung nach oben getrieben wurde und somit auch die Nachfrage nach dem entsprechenden Titel einbrach. Auch Branchentrends können sich auf den Aktienkurs auswirken. Unternehmen derselben Branche zeigen oft eine ähnliche Performance und unterliegen denselben äußeren Einflüssen. Boomt eine Branche, wächst die Nachfrage nach Aktien von Unternehmen dieser Branche. Der Aktienkurs steigt. Möglich ist auch, dass nur ein Unternehmen einer Branche steigende Aktienkurse zu verzeichnen hat, oft bedingt durch die schlechte Leistung der Mitbewerber. In den letzten Wochen war hier der Halbleitersektor ein Musterbeispiel. So haben die hervorragenden Quartalsergebnisse von Nvidia nicht nur die Nachfrage nach Nvidia nach oben getrieben, sondern am selben Tag auch die Nachfrage nach AMD, TSCMC, Infineon, Microchip Technology und anderen Chip-Unternehmen. Die Stimmung auf dem Markt spiegelt die Gesamteinschätzung der Aktionäre in Bezug auf einen Vermögenswert wider. Die Marktstimmung ist oft psychologisch bedingt. Viele Trader reagieren auf die Stimmung der Märkte anstatt auf konkrete Zahlen und Nachrichten der Unternehmen. Sie beruht häufig nur auf Vermutungen und ist eine subjektive Wahrnehmung. Viele Trader ziehen sie zur technischen oder Fundamentalanalyse heran, wenn sie eine Schätzung der Veränderungen beim Aktienpreis vornehmen wollen. Nachfrageseite / Mittelfristige Kurstreiber Es gibt Nachweise, dass sich eine höhere Geldmenge positiv auf die Börse auswirkt, während eine Einschränkung oder auch nur eine Verringerung des Geldmengenwachstums die Nachfrage und damit die Kurse negativ belastet. Je mehr Geld im Umlauf ist, umso mehr davon findet auch den Weg an die Börse. Im vergangenen Jahr hat zuerst die US-Notenbank und dann die Europäische Zentralbank die Geldmenge durch Erhöhungen des Leitzinses und die Reduktion von Anleihekäufen reduziert, während die japanische Notenbank mittels unveränderter Niedrigzinspolitik die Geldmenge weiter ausgeweitet hat. Die Folgen sind bis in dieses Jahr hinein offensichtlich. Die Börse in Tokio hat in den letzten Monaten die Börsen in USA und Europa deutlich outperformt. Aktien als Sachwert stehen sowohl zu anderen Sachwerten, wie Immobilien und Gold, als auch zu alternativen Anlageformen, wie Kryptowährungen oder auch festverzinslichen Anlagen in einer Art Investitions-Konkurrenz. Das Kapital fließt dorthin, wo die besten Chance-Risiko-Verhältnisse erwartet werden. Von daher verwundert es auch nicht, dass in der aktuellen Hochzinsphase für manche Anleger in USA und Europa wieder risikolose Anleihen attraktiv werden, was die Nachfrage nach Aktien belastet. Nachfrageseite / Langfristige Kurstreiber Auf lange Sicht gibt es einen eindeutigen „Ur-Treiber“ der Nachfrage, und das sind die Gewinne der Unternehmen. Der ungarische Börsenguru Andre Kostolany prägte hierzu das treffende Bild von dem Mann und seinem Hund beim Spaziergang. Der Mann läuft langsam und gleichmäßig. Der Hund läuft vor und zurück - aber beide bewegen sich in die gleiche Richtung. Dabei steht der Mann für die Wirtschaft (die Unternehmensgewinne) und der Hund für die Börse (die Aktienkurse). Leider ist diese Beziehung nicht ganz so einfach zu verstehen. Denn wenn sich die Unternehmensgewinne verdoppeln, heißt das noch lange nicht, dass sich auch die Aktienkurse verdoppeln. Das hängt damit zusammen, dass zukünftig erwartete Gewinne schon längst im Kurs eingepreist sein können und die Aktie damit von vornherein bereits höher bewertet war. Dann kann eine Verdopplung des Gewinns nicht gleichzeitig auch zu einer Verdopplung des Kurses führen. Natürlich geben auch andere Unternehmenskennzahlen, wie Umsatz, Eigenkapitalquote, Cash-Flow, etc. wichtige Aufschlüsse über den Zustand des Unternehmens und darüber, ob es sich „auf Kurs“ befindet. Das beeinflusst kurz- bis mittelfristig auch die Nachfrage nach den Aktien des Unternehmens. Doch auf lange Sicht geben einzig und alleine die Unternehmensgewinne die Richtung vor. Ich hoffe, meine kleine Recherche hat Euch gefallen. Mir hat sie viel Freude bereitet, denn ich selbst habe beim Stöbern und Lesen im Netz einige neue Aspekte dazulernen können! Herzlich, Eure Nicole Nicole Straub, aktienlust P.S.: Auf der DTM am Norisring in Nürnberg hat IG Broker am Wochenende zahlreiche Börsen-Experten eingeladen, um Racing und Trading miteinander in Verbindung zu bringen. Wir haben die Gelegenheit genutzt, um in einem Börsen-Talk mit Mick Knauff, Jürgen Schmitt, Manuel Koch, Salah Bouhmidi und „Rene will Rendite“ über die Aussichten für das zweite Börsenhalbjahr zu sprechen. Wo geht die Reise hin? Welche Branchen und Aktien sind aussichtsreich und vieles mehr. Seht Euch am besten direkt unser heutiges Video auf aktienlust.tv an.
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