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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Deutschland fährt sich also zum zweiten Mal in diesem Jahr herunter. Und vieles ist diesmal anders als im Frühjahr. Deutlich mehr Infizierte und dramatisch gestiegene Todeszahlen machen den Schritt unausweichlich, da Appelle an die Vernunft der Bürgerinnen und Bürger wenig gefruchtet haben. Geblieben ist das föderale Gewurschtel bei der Umsetzung. Im Rahmen der Zusammenkünfte demonstrieren die Landesoberhäupter zwar Einigkeit und Einsicht. Umgesetzt werden Maßnahmen dann aber wieder nach dem Landesfürstenmodell. Jeder macht irgendwie seins. Hier dürfen Buchhandlungen geöffnet bleiben, anderswo nicht, dafür ist dann dort die Warenabholung erlaubt, was anderswo untersagt wird. Und das öffnet erneut jede Menge Flanken für juristische Auseinandersetzungen (Stichwort Ungleichbehandlung). Das verwirrt Handel und Kund:innen gleichermaßen.
Herzlichst Ihr Stephan Lamprecht
Unsere News des Tages:
Ladenschließungen und sinkende Frequenz gehen auch an Kosmetikkonzernen wir L’Oréal nicht spurlos vorüber. Zudem ist für den Markenhersteller auch fraglich, wie stark sich das Vertriebsnetz aufgrund der wirtschaftlichen Schäden ausdünnen wird. Da ist es nur konsequent, wenn der Konzern sich das Ziel steckt, 50 Prozent der Umsätze über den E-Commerce zu erzielen. Allerdings gibt es für die Umsetzung dieses Ziels laut Wioletta Rosolowska, Deutschlandchefin von L’Oréal, keinen konkreten Zeitplan. „Wir wissen nicht, ob es in sieben, fünf oder drei Jahren so weit ist, aber wir wissen, dass das schon bald passiert, und wir arbeiten mit Hochdruck daran, dieses Ziel zu erreichen.“ In Deutschland soll der E-Commerce-Anteil zwischen 30 und 40 Prozent liegen. Das wäre eine Verdopplung gegenüber dem heutigen Wert von 19 Prozent. Das Ziel ist also durchaus ambitioniert.
Das mit dem E-Commerce will Ceconomy (bekanntlich Mutter von MediaSaturn) auch irgendwie. Zunächst hat das Unternehmen eine durchaus positive Botschaft. Denn trotz der Ladenschließungen im Frühjahr lag der Umsatz im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/20 mit 20,8 Mrd. Euro nur um 1,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Gerettet hat das Geschäftsjahr der Online-Handel. Dieser wuchs um mehr als 44 Prozent auf 4,2 Mrd. Euro und erreichte damit einen Anteil von gut 20 Prozent am Gesamtumsatz. Und dann gab es natürlich noch die gestiegene Nachfrage nach Geräten für das HomeOffice und Home-Schooling. Ändert aber nichts daran, dass es unter dem Strich einen Verlust von 237 Mio. Euro gab. Wie die Presseerklärung mitteilt, habe man eine klare Strategie für das kommende Geschäftsjahr. So sollen sich die eigenen Online-Shops verstärkt auch für andere Händler öffnen und zum größten Omnichannel-Marktplatz für Consumer-Elektronik in Europas werden. Vielleicht nicht gerade der originellste Gedanke. Aber so ganz den Fokus auf E-Commerce will man nun auch wieder nicht legen. Eine starke Rolle sollen weiterhin die Märkte spielen. Schwerpunkt dabei bilden die größeren Flächen. Versuchen will man es jetzt aber auch mit “Smart-Märkten”, die deutlich kleiner sind. Diese legen den Fokus auf Dienstleistungen und Mitnahmeprodukte.
Der grenzüberschreitende Handel im E-Commerce boomt nach wie vor. Allerdings begeben sich die Unternehmen hier auch in ein Dickicht unterschiedlicher Regelungen, was die Steuern und anderer Rechtsvorschriften betrifft. Das junge Unternehmen Taxdoo stellt Onlinehändlern eine automatisierte, cloudbasierte Plattform zur Verfügung, auf der alle wesentlichen Compliance-Prozesse effizient abgewickelt werden sollen: angefangen bei dem Prozess der Datenbeziehung, der steuerlichen Aufbereitung von Umsatzsteuer-Meldungen in der EU bis hin zur finanzbuchhalterischen Verarbeitung von Transaktionsdaten. Unter der Führung von Accel hat das Startup jetzt eine Serie-A-Finanzierungsrunde über 17 Mio. Euro abgeschlossen. An der Finanzierung beteiligten sich außerdem Visionaries Club, 20VC sowie der bisherige Investor HTGF (High-Tech Gründerfonds).
Amazon hat seine Seller darüber informiert, dass deren Kommentarfunktion bei Rezensionen eingestellt wird. Im Klartext: Äußern sich Kund:innen negativ über die Unternehmen, haben diese keine Möglichkeit mehr, in Form eines Kommentars darauf zu reagieren. Amazon betont, dass Rezensionen und Bewertungen für die Kund:innen weiterhin sehr wichtig seien. Allerdings sei die Kommentarfunktion kaum genutzt worden.
Optiker Mister Spex hat in seiner gesamten Unternehmensgruppe in Europa das Geschäftsjahr 2019 mit einem Netto-Umsatz von 139 Mio. Euro abgeschlossen. Das ist ein deutliches zweistelliges Wachstum gegenüber dem Vorjahr. Seinerzeit betrug der Umsatz 123 Mio. Euro. Vermutlich wäre auch noch mehr möglich gewesen, die Kette war aber wie alle stationären Händlern von den Ladenschließungen im Frühjahr betroffen.
Ab dem 1. Januar 2021 muss für Kreditkartenzahlungen und andere Online-Bezahlverfahren eine starke Kundenauthentifizierung (SCA) integriert werden, um Betrug vorzubeugen. Die Kund:innen müssen ihre Zahlungen somit mit zwei voneinander unabhängigen Faktoren bestätigen. Paydirekt verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass sich für die Nutzer:innen dieses Bezahlverfahrens nichts ändert. Shop-Betreiber müssen keine weiteren Vorbereitungen zur Umsetzung bei Paydirekt treffen. Die SCA können die Nutzer:innen von Paydirekt individuell aktivieren, aber auch weiter mit nur einem Faktor die Transaktion autorisieren.
JD Sports vergrößert seine Präsenz in den USA. Über die Tochtergesellschaft Genesis Holdings übernimmt JD sämtliche Anteile an der Handelskette Shoe Palace. Dazu gehört auch die Online-Plattform Nice Kicks. Der Kaufpreis beträgt rund 267 Mio. Euro. Etwa ein Drittel davon werde erst im Laufe der kommenden 12 Monate fällig. JD Sports sieht in Shoe Palace eine gute Ergänzung zu seinem bestehenden Filialnetz mit den Marken JD und The Finish Line.
Zara-Mutterkonzern Inditex vermeldet für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2020/21 erneut einen Umsatz- und Gewinnrückgang. Wegen des starken Onlinegeschäfts hielten sich die Einbußen allerdings in Grenzen. In den Monaten August bis Oktober belief sich der Konzernumsatz von Inditex auf 6,05 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Rückgang um 13,5 Prozent. Dafür wuchs das Online-Geschäft um 76 Prozent deutlich, was aber nicht ausreichte, um die geringeren Umsätze im stationären Handel vollständig zu kompensieren.
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