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Bankenbrief

Wichtiges vom 23. Januar 2019

Das Thema

Labour will Brexit möglicherweise verschieben 

John McDonnell, finanzpolitischer Sprecher der britischen Labour Partei, hat sich für einen Vorschlag ausgesprochen, die Frist für den Brexit zu verlängern, sollte Regierungschefin Theresa May erneut keine Mehrheit für den Austritts-Vertrag bekommen. Der Vorschlag sei ein "vernünftiger" Weg, die Verwerfungen eines desaströsen No-Deal-Brexit zu vermeiden, sagte McDonnell einem heutigen Medienbericht zufolge. Zudem hat sich Michel Barnier, Brexit-Chefunterhändler der Europäischen Union (EU), gegen einen befristeten Backstop ausgesprochen. Eine zeitlich eingeschränkte Schutzmaßnahme zur Vermeidung einer harten Grenze zwischen dem EU-Mitglied Irland und der britischen Provinz Nordirland sei zwecklos, sagte er in einem heute veröffentlichten Interview. Die Frage der Begrenzung des sogenannten Backstops sei bereits zwei Mal von den europäischen Staats- und Regierungschefs abgelehnt worden. Unterdessen zeichnen sich immer mehr Konsequenzen für den Finanzplatz London ab. Fünf der größten dort vertretenen Banken planen die Verlagerung von Bilanzaktiva in Höhe von insgesamt 750 Milliarden Euro nach Frankfurt. Das wurde unter Berufung auf Insider berichtet. Vor allem Deutsche Bank (400 Milliarden Euro) und JPMorgan (200 Milliarden Euro) sollen für den Großteil des Abzugs verantwortlich sein. Goldman Sachs (60 Milliarden), Citi (50 Milliarden) und Morgan Stanley (40 Milliarden) würden folgen.

Die Meldungen

Bankenverband: Negativzinsen der EZB verzerren Wettbewerb

Der Bankenverband hat die Europäische Zentralbank (EZB) aufgefordert, die Zinsen zu erhöhen. "Die Negativzinsen, die die EZB auf Einlagen der Banken bis heute erhebt, müssen schleunigst zurückgenommen werden", sagte Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, heute auf einer Veranstaltung in Frankfurt. Die europäischen Institute hätten dadurch einen massiven Wettbewerbsnachteil gegenüber den Konkurrenten aus den USA. "Amerikanische Banken erhalten aktuell auf das Jahr gerechnet 43 Milliarden US-Dollar (38 Milliarden Euro) Guthabenzinsen, europäische Banken zahlen dieses Jahr 7,5 Milliarden Euro auf das Geld, das sie bei der EZB halten", betonte Ossig. 


Deutsche Bank: Es gibt keine Fed-Untersuchung 

Die Deutsche Bank hat Berichte zurückgewiesen, die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) würde sie im Zusammenhang mit den Geldwäscheermittlungen gegen die Danske Bank überprüfen. "Es gibt keine Untersuchungen, sondern mehrere Informationsanfragen von Regulierungsbehörden und Strafverfolgungsbehörden auf der ganzen Welt", teilte das Geldhaus heute mit. Man kooperiere in dem Fall mit den Behörden und informiere diese weiterhin. Zuvor war unter Berufung auf Insider berichtet worden, die Fed prüfe, ob die US-Niederlassung der Deutschen Bank die bei ihr durchgeleiteten Vermögen des estländischen Ablegers der Danske Bank richtig kontrolliert habe. 


Musterfeststellungsklage gegen Mercedes-Benz Bank

Am kommenden Freitag beginnt vor dem Oberlandesgericht Stuttgart ein von der Schutzgemeinschaft für Bankkunden (SfB) angestrengter Prozess gegen die Mercedes-Benz Bank. Die SfB will durch das neue Instrument der Musterfeststellungsklage klären lassen, ob Formfehler in den Kreditverträgen den Kunden das Recht zur Darlehenskündigung geben. Bei dieser Art der Klage zieht ein Verbraucherverband stellvertretend für viele Betroffene vor Gericht. Das verklagte Geldhaus blickt gelassen auf den Prozess: "Bisher sind schon 112 erstinstanzliche Urteile in der Widerruf-Sache ergangen, in 108 Fällen haben wir gewonnen", sagte ein Sprecher laut eines Medienberichts von heute. "Daher halten wir unsere Verträge für verbraucherfreundlich und die Vorwürfe für unbegründet."


Investmentbanking: Goldman Sachs zwei Mal vorne

Die US-Großbank Goldman Sachs hat im vergangenen Jahr bei Anleiheemissionen und im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions) Platz 1 in den jeweiligen League Tables für Deutschland, Österreich und die Schweiz erreicht. Das wurde heute unter Berufung auf die Daten von Dealogic berichtet. Im Bereich Debt Capital Markets verdrängte sie die Deutsche Bank, die diesmal auf dem zweiten Platz rangiert. Bei den Börsengängen war die Schweizer Großbank UBS vor JPMorgan und Deutscher Bank am erfolgreichsten. 


Santander will 140 Filialen in Großbritannien schließen

Die spanische Großbank Santander plant, im Vereinigten Königreich fast jede fünfte Filiale zu schließen, wie das Geldhaus heute bestätigte. Insgesamt könnten bis zu 1.270 Arbeitsplätze in 140 Filialen wegfallen. Als Grund wurde der starke Rückgang von Transaktionen (minus 23 Prozent) in den Niederlassungen genannt. 


Brexit: 47 Finanzdienstleister wollen nach Luxemburg

Insgesamt 47 Banken, Versicherungen und Vermögensverwalter wollen wegen des Brexit Teile ihres Geschäfts von Großbritannien nach Luxemburg verlagern. Das gab die Agentur Luxembourg for Finance heute bekannt. Im vergangenen Jahr seien bereits 80 neue Banklizenzen vergeben worden, hieß es.


Studie: Amazon und Co. werden zu Bank-Konkurrenten

Fast jede dritte europäische Bank rechnet damit, dass Technologie-Unternehmen wie Google, Amazon oder Facebook in den kommenden drei Jahren zu ihren wichtigsten Wettbewerbern werden. Das ergab eine heute veröffentlichte Studie des IT-Dienstleisters Cognizant, für die mehr als 300 Führungskräfte europäischer Geldhäuser befragt wurden. 


BOJ bleibt auf Kurs

Die japanische Zentralbank hält angesichts der weiter niedrigen Inflation an ihrer extrem lockeren Geldpolitik fest. Das gab die Bank of Japan (BOJ) heute bekannt. Zugleich senkte sie die Inflationsprognose bis März 2021. Damit bleibt das Ziel der Notenbanker für die Teuerungsrate von 2 Prozent in weiter Ferne. Geldhäuser bekommen daher weiterhin nahezu kostenlos Geld von der Notenbank.

Die Köpfe

Merkel: Finanzkrise "steckt uns heute noch in den Knochen"

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Politik und Wirtschaft aufgefordert, alles zu tun, um eine Wiederholung der Bankenkrise von vor mehr als zehn Jahren zu verhindern. "Wenn man ehrlich ist, steckt uns diese Krise heute noch in den Knochen", sagte sie heute in Davos. "Sie hat unglaublich viel Vertrauen gekostet in der Politik, aber auch im Bereich der Wirtschaft, insbesondere im Finanzsektor." Durch die Bankenkrise habe man sich auch Raum für mögliche kommende Aufgaben genommen. Man müsse deshalb möglichst schnell wieder zur Normalisierung zurückkommen.


Tria: EZB-Tür für Weidmann weiter offen

Der italienische Finanzminister Giovanni Tria hat sich trotz früherer Kritik von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann am Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) offen für dessen mögliche Kandidatur für den EZB-Chefposten gezeigt. "Es macht keinen Sinn, sich auf Sichtweisen aus der Vergangenheit zu fokussieren, denn die Welt wandelt sich und damit einhergehend wandeln sich die Ansichten der Akteure", sagte Tria in einem heute veröffentlichten Interview.

 

Lipton: Viele Länder nicht für Konjunkturschwäche gerüstet

David Lipton, Vize-Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), hat vor einem beschleunigten Abschwung der Weltwirtschaft gewarnt. Er befürchte, dass sich das Wachstum schneller als erwartet verlangsamen werde, sagte er heute am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. Als Gründe nannte er erschwerte Finanzbedingungen und die weltweiten Handelskonflikte. Zudem wies er darauf hin, dass die meisten Länder heute gegen eine Konjunkturschwäche weniger gewappnet seien als vor zehn Jahren.

 

Carls übernimmt neue Position bei Commerzbank

Andre Carls hat die neugeschaffene Position des Bereichsvorstands Wealth-Management- und Unternehmerkunden bei der Commerzbank übernommen. Das teilte das Unternehmen heute mit. Zuvor hatte Carls als Bereichsvorstand das Firmenkundengeschäft in der Vertriebsregion West geleitet. 


Bingmann: Deutsche Exporte werden zunehmen

Holger Bingmann, Präsident des Außenhandelsverbands BGA, rechnet in diesem Jahr trotz Brexit und drohenden Handelskriegen mit einem Anstieg deutscher Exporte um 3 Prozent. "Überall auf der Welt wird nach wie vor gebaut, investiert und vor allem konsumiert", sagte er in einem heute veröffentlichten Interview. 

Der Tweet des Tages

Europäische Bankenunion ist wichtige Errungenschaft, sollte aber auch Wachstum unterstützen, sonst bleiben Chancen ungenutzt, so Christian Ossig beim #Jahresauftakt in Frankfurt #Banken


Im digitalen Wettbewerb sind klare Spielregeln wichtig! Die Vorbereitungen für #psd2 Schnittstellen laufen auf Hochtouren. #Banken brauchen jetzt feste Rahmenbedingungen, auf die sie sich verlassen können, so Andreas Krautscheid #Regulierung

Am Vortag meistgeklickt

Deutsche Bank: Neue Klage "substanzlos"

Ein Stuttgarter Geschäftsmann hat die Deutsche Bank und die Privatbank Hauck & Aufhäuser auf Schadenersatz in Höhe von 11 Milliarden Euro verklagt. Laut eines Medienberichts von heute wurde eine Klage wegen Prozessbetrugs gegen die Geldhäuser beim Landgericht Frankfurt eingereicht. "Die Vorwürfe sind völlig substanzlos und die ins Spiel gebrachte Schadenersatzsumme absurd", teilte ein Sprecher der Deutschen Bank mit. "Der Kläger ist vor Gericht in allen Instanzen – einschließlich beim Bundesgerichtshof – gescheitert. Diese Entscheidung ist seit 2015 rechtskräftig." Hintergrund der Auseinandersetzung ist die Verwertung von Grundstücken, die die Institute nach Insolvenzen von Firmen des Klägers veräußert hatten.

Was morgen wichtig wird

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) entscheidet über die künftige Geldpolitik. Am frühen Nachmittag wird EZB-Präsident Mario Draghi das Ergebnis vorstellen. – In Davos beginnt der vorletzte Tag des Weltwirtschaftsforums. Zum Thema "Global Trade at a Tipping Point" diskutieren unter anderen EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström und Christian Sewing, Chef der Deutschen Bank. 

Der Nachschlag

Wenn Chefs anfangen zu zwitschern

Was haben die Manager Bill McDermott (SAP), Joe Kaeser, (Siemens), Markus Braun (Wirecard) und Markus Steilmann (Covestro) gemeinsam? Sie sind die einzigen Vorstandschef von Dax-Unternehmen, die einen eigenen Twitter-Account haben. Dabei macht der gekonnte Umgang mit Social Media durch Führungskräfte ihre Unternehmen für rar gesähte Fachkräfte interessant. "Gerade bei jüngeren Leuten kann der Twitter-Account des Chefs das Zünglein an der Waage sein", sagt Felix Beilharz, Social-Media-Berater aus Köln. Was Führungskräfte jedoch in sozialen Netzwerken beachten sollten, und warum Tesla-Chef Elon Musk kein gutes Vorbild ist, lesen Sie hier:

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