Das Thema Lagarde setzt expansive Geldpolitik der EZB fort – Strategieüberprüfung ab Januar Die Europäsiche Zentralbank (EZB) hat heute auch unter der neuen Präsidentin Christine Lagarde keine Signale für eine Abkehr von ihrer ultralockeren Geldpolitik gegeben. Der EZB-Rat hielt den Leitzins für den Euroraum unverändert auf dem Rekordtief von null Prozent. Der Negativzins, den die Banken zahlen müssen, wenn sie Gelder bei der Zentralbank parken, blieb bei 0,5 Prozent. Die Schlüsselsätze lägen noch so lange auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau, bis sich die Inflationsaussichten wieder klar dem Ziel von knapp 2 Prozent annäherten, erklärten die Notenbanker. Für Lagarde war es die erste Zinssitzung unter ihrer Regie. Die Französin kündigte heute an, dass die seit längerem geplante Überprüfung der geldpolitischen Strategie der Notenbank im Januar starten und bis Ende 2020 abgeschlossen werden soll. "Wir werden jeden Stein umdrehen." Man werde mit zahlreichen gesellschaftlichen Gruppen in Kontakt treten, darunter Politiker, Akademiker, aber auch normale Bürger, erklärte Lagarde. "Wir werden zuhören", versprach sie. Die Überprüfung sei ergebnisoffen, es gebe "keine festgelegte Landezone". Es würden auch Themen wie der Klimawandel oder Aspekte der Ungleichheit berücksichtigt. Die Notenbank hatte ihre geldpolitische Strategie zuletzt 2003 überarbeitet. Damals wurde unter anderem das Inflationsziel angepasst. Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, erklärte in einer Stellungnahme: "Christine Lagarde sollte an der Spitze der EZB Zeit bekommen, eine zukunftszugewandte, tragfähige geldpolitische Strategie für Europa festzulegen." Klar sei, dass die Notenbank die derzeit besonders unübersichtlichen, teilweise kontraproduktiven Ergebnisse ihrer Negativzinspolitik auf den Prüfstand stellen sollte. "Dies wäre auch eine Chance für mehr Verständnis und Rückhalt in der Öffentlichkeit." Alle Kräfte würden gebraucht, um die zahlreichen unerwünschten Nebenwirkungen der derzeitigen Negativzinsphase schrittweise zu überwinden. |
Meldungen Banken können sich auf etwas weichere Kapitalanforderungen einstellen Von den großen Banken im Euro-Währungsraum werden künftig etwas geringere Kapitalanforderungen verlangt. Dies resultiere aus den neuen Regeln zur Qualität des vorgehaltenen Kapitals, sagte der oberste Bankenwächter der Europäischen Zentralbank (EZB), Andrea Enria, heute in einer Anhörung in Brüssel vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments. Aus Berechnungen ergebe sich eine durchschnittliche Verringerung der harten Kernkapitalforderungen (CET 1) um 90 Basispunkte. Gemäß den geänderten Vorschriften sinkt laut Enria die Hürde für zulässige Anleihen, die von den Geldhäusern zur Erfüllung der Anforderungen herangezogen werden dürfen. SNB hält trotz Kritik an lockerer Geldpolitik fest Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihren Leitzins auf dem Rekordtief von minus 0,75 Prozent belassen. Das teilte die Notenbank heute mit. SNB-Präsident Thomas Jordan verteidigte die Negativzinspolitik vehement. Er nehme die "Nebenwirkungen des Negativzinses" ernst. Jedoch würde das Bankensystem nur so stark wie nötig belastet – der Nutzen des Negativzinses für die Schweiz sei höher als seine Kosten. Das Festhalten an der Geldpolitik diene auch dazu, dass der Franken nicht zu stark aufgewertet werde. Denn das hätte eine drastische Abkühlung der Wirtschaft sowie Inflation im negativen Bereich zur Folge, erklärte der SNB-Präsident. EZB verschärft Kapitalvorschriften für die Commerzbank Die Europäische Zentralbank (EZB) hat von der Commerzbank nach Angaben des Geldhauses für 2020 eine harte Kernkapitalquote von 10,63 Prozent gefordert, rund einen halben Prozentpunkt mehr als für 2019. Als in Deutschland systemrelevantes Institut müsse die Bank planmäßig höhere Kapitalpuffer vorhalten. Diese Vorgaben übertrifft das Geldhaus aber klar: Zuletzt lag die harte Kernkapitalquote bei 12,8 Prozent. Sparkassen legen Farbenstreit mit Santander bei Die Sparkassen haben nach zehn Jahren ihren Farbenstreit mit der Santander Consumer Bank beendet, der sie bis vor den Bundesgerichtshof führte. Beide verwenden in Logos und Erscheinungsbild einen nahezu identischen Rot-Ton. Der nun vereinbarte Vergleich sieht vor, dass Santander das Rot in Deutschland nicht mehr so ausgiebig verwendet wie zuvor. "Wenn’s um Geld geht, verbinden die Menschen in Deutschland die Farbe Rot mit den Sparkassen", teilte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) mit. 19 Prozent weniger Börsengänge in diesem Jahr Nur 1.115 Unternehmen gingen in diesem Jahr an die Börse – 19 Prozent weniger als 2018. Das teilte die Unternehmensberatung EY heute mit. Das Emissionsvolumen sank um 4 Prozent auf 198 Milliarden US-Dollar (172 Milliarden Euro). Als wesentliche Gründe nannte EY-Experte Martin Steinbach die Handelskonflikte und den geplanten Brexit. An der mauen Bilanz änderte auch der Mega-Börsengang des Ölkonzerns Saudi Aramco von gestern nichts, es war die bislang größte Emission. Zum heutigen Börsenstart überschritt der Wert zeitweise die 2 Billionen-Dollar-Marke (1,8 Billionen Euro). Damit hat Aramco Apple als teuerstes börsennotiertes Unternehmen überholt. Der iPhone-Hersteller wird mit einem Börsenwert von rund 1,2 Billionen US-Dollar (1,07 Billionen Euro) veranschlagt. Klarna stärkt Standort in Berlin Der schwedische Finanzdienstleister Klarna plant, ein Tech-Hub in Berlin zu eröffnen. Das bestätigte Robert Bueninck, Geschäftsführer von Klarna, heute der "FAZ". In Deutschland würde der Paypal-Konkurrent mittlerweile einen höheren Umsatz als in Schweden machen. Daher solle in Berlin ein Kompetenzzentrum für Innovation entstehen und rund 250 Mitarbeiter beschäftigen. Klarna hat dem Bericht zufolge das wohl erfolgreichste Jahr seiner 14-jährigen Geschichte hinter sich und ist mit einem Unternehmenswert von 5,5 Milliarden Dollar (4,9 Milliarden Euro) das wertvollste Fintech-Unternehmen Europas. Bundesregierung plant neuen Milliardenfonds für Start-up-Unternehmen Das Bundesfinanz- und das -Wirtschaftsministerium arbeiten an einem Konzept für einen Zukunftsfonds, der deutsche Start-up-Unternehmen finanziell anschieben soll. Zum Start ist Medienberichten zufolge ein Volumen von rund einer Milliarde Euro im Gespräch. Der Dachfonds soll sich aus öffentlichen und privaten Mitteln speisen. Ziel ist es, zu verhindern, dass hiesige Gründer auf der Suche nach Kapital ins Ausland abwandern. Der Fonds könnte von der Tochter der KfW-Bankengruppe, KfW Capitals, gemanagt werden, die schon heute in Start-ups investiert. Konjunkturprognosen: Deutsche Wirtschaft kriecht ins neue Jahr Die deutsche Wirtschaft wird nach Ansicht führender Wirtschaftsforschungsinstitute im kommenden Jahr nur langsam Fahrt aufnehmen. Während die Binnenkonjunktur getragen von der Bauwirtschaft vergleichsweise stark bleibe, leide die Industrie weiter unter Exportproblemen, heißt es in den Prognosen. Das Münchner Ifo Institut und das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnen übereinstimmend für 2020 mit einem Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent und für 2022 von 1,5 Prozent. Im laufenden Jahr dürfte ein schmales Plus von 0,5 Prozent erreicht werden. Die schwierige Lage in der Industrie belaste auch die unternehmensnahen Dienstleistungen und bremse die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland, erklärte IfW-Konjunkturforscher Stefan Kooths. Das Institut rechnet erst für 2021 mit einem Aufschwung der Gesamtwirtschaft. Die deutsche Konjunktur sei weiterhin gespalten, sagte Ifo-Experte Timo Wollmershäuser. Konsumnahe Dienstleistungsanbieter, Bauunternehmen sowie der private Konsum legten weiter zu, die Industrie stecke dagegen in einer Rezession. Es sei aber Licht am Ende des Tunnels zu sehen. |
Die Köpfe WTO-Streit: Handelskommissar Hogan will EU-Position in Handelskonflikten stärken Die EU will trotz der Blockade der Welthandelsorganisation (WTO) durch die USA in Handelskonflikten reaktionsfähig bleiben. Zu diesem Zweck soll das EU-Recht so angepasst werden, dass die Verhängung von europäischen Strafzöllen nicht mehr vom grünen Licht der WTO-Streitschlichter abhängig ist, wie der neue EU-Handelskommissar Phil Hogan heute mitteilte. Seit gestern können Handelsstreitigkeiten nicht mehr geordnet durch die WTO beigelegt werden, weil das Veto der USA gegen die Ernennung neuer Berufungsrichter für die Streitschlichtung dazu geführt hat, dass die zweite Instanz nicht mehr entscheidungsfähig ist. Keine Einwände gegen Schnabel als EZB-Direktorin Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat keine Bedenken, dass Isabel Schnabel Mitglied des EZB-Direktoriums wird. In einer heute veröffentlichten Mitteilung heißt es, die Ökonomin sei eine in Währungs- oder Bankfragen anerkannte und erfahrene Persönlichkeit. Sie ist derzeit Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und Professorin für Finanzmarktökonomie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Mit der Ernennung für eine nicht verlängerbare Amtszeit von acht Jahren werde Schnabel die Nachfolge von Sabine Lautenschläger antreten, die ihr Amt mit Wirkung vom 31. Oktober niedergelegt hat. Haspa-Vorstandssprecher Vogelsang kritisiert Politik Die deutsche Politik würde weder dazu beitragen, den Filialabbau im Kreditgewerbe zu verhindern, noch eine Diskussion über eine andere Zinspolitik zu führen, kritisiert Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Hamburger Sparkasse (Haspa), heute im Interview mit der Börsen-Zeitung. "Es ist einfach, sich gegen Filialschließungen auszusprechen und zugleich nichts zu tun, wenn das Leben der Retailbanken immer schwieriger wird", sagte der Chef der größten deutschen Sparkasse. Vogelsang fordert mehr Sparförderung in der Altersvorsorge und "ausreichend dimensionierte Freibeiträge für einlagenstarke Institute". Letzteres wäre ein Ausgleich, um Negativzinsen, die die EZB für geparkte Liquidität berechnet, nicht weiterreichen zu müssen. |
Die Tweets des Tages "Es macht Hoffnung, dass Christine Lagarde angekündigt hat, die europäische Geldpolitik zu überprüfen." – "Alle Kräfte werden gebraucht, um die unerwünschten Nebenwirkungen der derzeitigen #Negativzins-Phase schrittweise zu überwinden": Bankenverbands-Chef Christian Ossig kommentierte die erste Ratsitzung der neuen #EZB-Präsidentin Christine @Lagarde #ECB / go.bdb.de/IyRbj Der Wissenswert: Zwei Drittel der Finanzinstitute in Deutschland arbeiten mit Fintechs zusammen. Jedes dritte Finanzinstitut plant, in den kommenden drei Jahren ein #fintech zu kaufen. Fast ebenso viele wollen ein eigenes gründen. Das ergab der "Branchenkompass Banking 2019" von Sopra Steria Consulting und dem F.A.Z.-Institut: go.bdb.de/IOlmU #crypto #startup |
Am Vortag meistgeklickt Tipps gegen "Bore-out" am Arbeitsplatz Nicht nur "Burn-out" durch anhaltend zu hohe Arbeitsbelastung ist ein viel diskutiertes Thema. Auch Unterforderung und Langeweile am Arbeitsplatz kann zu Problemen, in einigen Fällen sogar zum "Bore-out" führen. Laut einer Umfrage beklagt sich etwa jeder zehnte Mitarbeiter über zu langweilige Aufgaben – und sieht das als Grund für einen Jobwechsel. Häufig übersehen Chefs jedoch diesen Produktivitätskiller. Fünf Tipps, wie Sie "Bore-out"-Symptome bei Ihren Mitarbeitern entdecken und was Sie dagegen tun sollten, bekommen Sie hier: |
Was morgen wichtig wird In Großbritannien werden die Ergebnisse der Parlamentswahlen bekanntgegeben. – Der Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel wird fortgesetzt. Gesprächsthema dürfte auch das britische Wahlergebnis sein. Der bisherige britische Premierminister Boris Johnson will London am 31. Januar aus der EU führen. – Die Deutsche Bundesbank veröffentlicht ihre halbjährliche Konjunkturprognose. |
Der Nachschlag 10 Beförderungskiller, die Sie vermeiden sollten Der Weg auf der Karriereleiter kann lang sein. Ob er beschwerlich wird, hängt auch davon ab, was Sie tun – oder eben nicht. Es gibt einige No-Gos, mit denen Sie sich die Beförderung trotz guter Arbeit selbst verbauen. Stellen Sie sich zum Beispiel die Frage: Bin ich noch Perfektionist oder schon ein pingeliger Nörgler? Ein schmaler Grat, der entscheidend für Ihre berufliche Zukunft sein kann. Weitere Tipps, was Sie nicht machen sollten, wenn Sie Ihre Karriere vorantreiben wollen, lesen Sie hier: | | | |