Lange Nasen sind offenbar eine Erbschaft unserer steinzeitlichen Verwandten, der Neandertaler. Darauf deuten genetische Analysen eines britisch-chinesischen Forschungsteams hin. Lange Riechorgane sind vielen Menschen ein Ärgernis. Nasenverkleinerungen gehören weltweit zu den häufigsten Schönheitsoperationen. Doch den Neandertalern halfen sie einst, sich dem kalten europäischen Klima anzupassen. Denn eine längere Nasenhöhle bietet mehr Raum, um kalte Atemluft auf Körpertemperatur aufzuwärmen. Unseren Vorfahren, die sich parallel zu den Neandertalern in Afrika entwickelt hatten, fehlte diese nützliche Eigenschaft. Als sie gen Europa zogen, fanden Vertreter beider Spezies Gefallen aneinander. So gelangten die Neandertalergene für lange Nasen wahrscheinlich ins Erbgut des Homo sapiens, wo sie nun entdeckt wurden. Eine Arbeitsgruppe um Kaustubh Adhikari vom University College London markierte dafür bestimmte Gesichtspartien, darunter auch die Nase, auf den Porträts von über 6400 Probanden mit europäischem, afrikanischem und amerikanisch-indigenem Hintergrund. Anschließend verglich das Team die Gendaten der Probanden und stieß dabei auf 42 Genabschnitte, die in Verbindung mit der Gesichtsform stehen – darunter auch der Abschnitt, der für eine lange Nase verantwortlich ist und, so vermuten die Forschenden, vom Neandertaler stammt. In ihrer Stichprobe fanden die Forschenden die Gensequenz vor allem bei Menschen mit indigenen und ostasiatischen Wurzeln. Wie weit verbreitet es in der Weltbevölkerung ist, müssen andere Studien zeigen. Alina Reichardt, Wissen & Gesundheit |