Liebe Frau Do,

Amerikas Kriminalgeschichte ist reich an blutigen Vorfällen - was am Sonntagabend (Ortszeit) in Las Vegas passierte, ist indes beispiellos.  Ein 64-Jähriger schießt von seinem Hotelzimmer im 32. Stock des Mandalay Bay Hotels wahllos in das Publikum eines Musikkonzerts. Mindestens 58 Menschen sterben. Die USA erleben nach dem Massaker in einem Nachtclub von Orlando 2016, bei dem 49 Menschen erschossen wurden, erneut einen blutigen Tag. Und wieder kommt ein Thema auf, bei dem wir Deutsche schon immer irritiert über den Atlantik schauten: Fanatiker, die zu Mördern werden, gibt es überall. Aber in den USA können sie weitaus leichter Waffen kaufen. Wir berichten über ein Land im Schockzustand.

Auch in New York, wo ich gerade bin, ist das Massaker von Las Vegas Thema Nummer eins. Ein 43-jähriger US-Amerikaner aus Missouri, der vor drei Jahren nach New York zog, um in der Werbebranche zu arbeiten, sagte mir gestern beim Mittagessen: "Unser Land kommt wohl nie zur Ruhe." Dabei ist New York die Stadt, die das Gute Amerikas symbolisiert. Seit den Terroranschlägen 2001 hat die dicht besiedelte 8-Millionen-Metropole - fast jeder zweite Bewohner ist nicht in den USA geboren - kein größeres Kriminaldrama erlebt. Die Stadt pulsiert, vibriert, erfindet sich immer wieder neu, ohne dass einer durchdreht.

Ich bin auf Bildungsreise im Big Apple. Mit einigen Kollegen besuche ich traditionelle Medienhäuser wie die New York Times oder das Wall Street Journal (die beide mehr Digital-Abos als "normale" Zeitungsabos verkaufen) sowie junge Medien-Start-Ups, die Inhalte noch nie auf Zeitungspapier gedruckt haben, dafür aber wild mit Algorithmen und künstlicher Intelligenz experimentieren. Wir wollen wissen, wie US-Medien den digitalen Wandel gestalten. Und New York ist schließlich immer ein Ort gewesen, der Trends setzt und Traditionen neu begründet. An anderer Stelle berichte ich mehr.

Für viele Sozialdemokraten ist Manuela Schwesig, die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, die sympathische und inhaltlich gemäßigte Alternative zu Ex-Juso-Chefin Andrea Nahles, die nun an der Spitze der Bundestagsfraktion steht. Der heimliche Wunsch einiger SPD-Abgeordneter, zu der auch die NRW-Landesgruppe zählen soll, ist es,  dass Schwesig 2021 Kanzlerkandidatin und vorher auch Parteichefin wird. Jan Drebes hat mit der SPD-Vizechefin über ihre Pläne und über die Unterschiede zwischen Ost und West 27 Jahre nach der Wiedervereinigung gesprochen.

Seit gestern arbeitet Kristina Dunz bei der Rheinischen Post: Die ehemalige dpa-Kollegin, die schon Donald Trump mit kritischen Fragen ins Schwitzen brachte, ist stellvertretende Leiterin unseres Hauptstadtbüros. Ihr journalistisches RP-Debüt gibt Dunz heute mit einem großen CDU-CSU-Stimmungsbild vor Beginn der Sondierungsgespräche in Berlin. Horst Seehofer hat die Gespräche laut „Süddeutscher Zeitung“ als die schwierigsten seit 1976 bezeichnet – dem Jahr, in dem CSU-Schwergewicht Franz Josef Strauß in Wildbad Kreuth aus Wut über die CDU die Trennung von der Schwesterpartei ankündigte. Ein Plan, der nicht lange währte. 

Herzlichst

Ihr