Laschets Entscheidung | Das große Schweigen | Tierische Rache
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Rheinische Post

Morgenausgabe

Stimme
des Westens

Dorothee Krings

08. Oktober 2021

Liebe Frau Do,

in jedem Leben kommt der Augenblick, in dem die Zeit einen anderen Weg geht als man selbst. Man lässt die Mitwelt ziehen. Der verstorbene Publizist Roger Willemsen hat diese klugen Worte über den Knacks geschrieben, über den zunächst unsichtbaren Riss, der die Dinge irgendwann brechen lässt. Wenn sie der Belastung nicht mehr standhalten. Armin Laschet hat dem Druck jetzt nachgegeben. Er hat, wenn auch verklausuliert, seine Bereitschaft zum Rückzug von der CDU-Spitze erklärt, er lässt die Union weiterziehen, will den Übergang aber in der Hand behalten – und sich darin noch ein letztes Mal beweisen. In der Rolle, die ihm liegt: als Versöhner. Das war fällig. Laschet muss die Konsequenzen ziehen aus einer Wahl, die er an der Spitze der Union verloren hat. Trotzdem war es geboten, dass er versucht hat, die Chancen für Jamaika offenzuhalten und  Regierungsfähigkeit zu beweisen. Auch diese Koalition wäre eine Option gewesen. Gescheitert ist sie auch am CSU-Chef Markus Söder. Jetzt ist die Union auf dem Weg in die Opposition.

Heute wichtig:

Sondierung: Nach dem ersten Sondierungstreffen von SPD, Grünen und FDP lässt sich vor allem eines sagen: Alle drei Parteien sind sich einig darin, sich nicht in die Karten schauen zu lassen. Tim Braune und Holger Möhle schildern ihre Beobachtungen. „Koalition des Schweigens“ heißt der Text. 

Ermittlungen in Österreich: Von den Ermittlungen gegen Österreichs Kanzler Sebastian Kurz haben wir Ihnen gestern schon kurz berichtet – inzwischen sind mehr Hintergründe bekannt. Im Jahr 2016 sollen sein Team und er günstige Umfragen und wohlwollende Berichterstattung bei Boulevardzeitungen gekauft haben. Rudolf Gruber schildert Vorwürfe und Konsequenzen.

Baustelle: Ab heute wird die viel befahrene Bahnstrecke zwischen Köln und Düsseldorf wegen Bauarbeiten komplett gesperrt. Die Strecke soll während der Herbstferien ausgebaut werden, die vielen Tausend Pendler müssen sich auf Umleitungen und eine längere Fahrzeit einstellen. Hier gibt’s die Details.

Noch mehr aktuelle Nachrichten gibt es zum Hören – von Montag bis Samstag jeden Morgen ab 5 Uhr in unserem „Aufwacher“-Podcast.

Meinung am Morgen:

Rückzugsangebot: CDU-Chef Armin Laschet hat im Wahlkampf  viele Fehler gemacht –  auch persönlich. Darum muss man nach seinem Rückzugsangebot von der Parteispitze kein Mitleid mit ihm haben. Wohl aber Respekt vor ihm, schreibt Chefredakteur Moritz Döbler in seinem Kommentar. Nach allem schmeiße er nicht einfach hin, sondern versuche, die Dinge geordnet zu Ende zu bringen.

Ampel: Für die Unternehmen ist die Ampel kein Traumbündnis. Am Ende könnte die FDP aber womöglich bei Klima-, Steuer- und Rentenpolitik mehr wirtschaftsfreundliche Positionen durchsetzen als das bei Jamaika möglich gewesen wäre, schreibt Wirtschaftsressort-Leiterin Antje Höning in ihrem Kommentar. Der Weg zur Ampel sei für die FDP besonders weit, darum müssten SPD und Grüne sie besonders locken.

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So gesehen:

In der trostlosen Phase der Pandemie haben sich viele Menschen einen Hund zugelegt. Einen treuen Freund für Spaziergänge und Sofa. Der britische Musical-Komponist Andrew Lloyd Webber hatte einen anderen Grund: Rache. Die Verfilmung seines Musicals „Cats“ 2019 fand er „so daneben“, dass er sich nach der Premiere einen Hund kaufte. Musikalisch ist ein Gattungswechsel beim größten Ohrwurm-Inkubator der Musikgeschichte nicht mehr zu erwarten, aber wer weiß. Ich wünsche Ihnen einen erwartungsvollen Tag!

Herzlich,

Ihre

Dorothee Krings

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