Leitet eine erneute Zinsanhebung wieder eine Abwärtswelle ein?
Leitet eine erneute Zinsanhebung wieder eine Abwärtswelle ein? von Sven WeisenhausEigentlich hätte es kein Puzzleteil mehr gebraucht, um das Bild einer heutigen Zinsanhebung durch die US-Notenbank Fed zu komplettieren. Doch die US-Inflationsdaten, die gestern veröffentlicht wurden, untermauern diesen Zinsschritt noch einmal und zeigen zudem, dass eine restriktivere Geldpolitik in den USA inzwischen sogar nötig ist. Inflation in den USA steigt auf 6-Jahres-Hoch Denn die US-Verbraucherpreise sind im Mai um 0,2 % gegenüber dem Vormonat gestiegen, womit die Jahresrate von 2,5 % auf 2,8% zunahm. Die Inflation in den USA liegt damit inzwischen so hoch wie seit sechs Jahren nicht. Klammert man Energie- und Nahrungsmittelpreise aus (Kernrate), dann stiegen die Preise hiernach ebenfalls um 0,2 % gegenüber dem Vormonat an. Die Jahresteuerung der Kernrate nahm von 2,1 % auf 2,2 % zu. Die (Kernrate der) US-Inflation liegt damit zum dritten Mal in Folge oberhalb des Fed-Ziels. Und dieses Puzzleteil dürfte alle Zweifel an der heutigen Anhebung des Leitzinses durch das FOMC beseitigt haben. Börsen warten auf den Zinsentscheid Da dieser Zinsschritt längst eskomptiert ist, blieben die Marktreaktionen auf die gestrige Veröffentlichung der Inflationsdaten gering. Doch das bedeutet nun nicht, dass die Kurse nicht stärker reagieren können, wenn der Zinsschritt heute Abend tatsächlich beschlossen und verkündet wird. Denn auch die vorangegangene Zinsanhebung vom 21. März war zuvor mit einer Wahrscheinlichkeit von fast 100 % eingepreist. Und dennoch leitete sie eine Abwärtsbewegung ein, wie der folgende Chart aus der Börse-Intern vom 23. März zeigt. Damals stand der Dow Jones bei ca. 24.850 Punkten und brach nach dem Zinsentscheid binnen zwei Handelstagen bis im Tief auf nur noch rund 23.500 Zählern ein (siehe folgender Chart) - ein Verlust von 1.350 Punkten bzw. mehr als 5 %. Leitet eine erneute Zinsanhebung wieder eine Abwärtswelle ein? Bis heute hat sich der Dow Jones auf im Hoch mehr als 25.400 Punkte erholt. Und damit stößt er an wichtige Widerstände. Denn knapp oberhalb von 25.400 Zählern wurden am 16. Februar und 12. März markante Hochs markiert (rote horizontale Linien im Chart). Kommt es nun mit der nächsten Zinsanhebung erneut zu einer Abwärtsbewegung, dann könnte sich damit die von mir erwartete Seitwärtsrange zwischen rund 23.500 und 25.500 Punkten etablieren (gelbes Rechteck). Niedrige Volatilität Allerdings muss man im Vergleich zur Kursentwicklung von Ende März berücksichtigen, dass sich die Märkte nach dem crashartigen Kursrutsch von Anfang Februar inzwischen weiter beruhigt haben. Das Ein- bzw. Auspendeln, über das ich nach dem damaligen Kursrutsch immer wieder geschrieben habe, hat sich fortgesetzt und die Volatilität wie erwartet deutlich abgenommen. Insofern gehe ich davon aus, dass der Dow Jones im Falle einer erneuten Abwärtsbewegung nicht wieder binnen kürzester Zeit um eine vierstellige Zahl nachgibt. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass die US-Indizes binnen eines Monats tiefer stehen als heute. Zumal die US-Notenbank ab dem 1. Juli, wie bereits am vergangenen Donnerstag geschrieben (siehe „Die Woche der Notenbanken“), auch noch den Umfang der Nicht-Reinvestitionen aus auslaufenden Staats- und Hypothekenpapiere von aktuell 30 Mrd. auf dann 40 Mrd. US-Dollar pro Monat erhöhen wird. Dem Aktienmarkt drohen also nicht nur höhere Zinsen, sondern auch noch stärker abnehmende Liquidität. Und das wird die Aktienkurse belasten. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de
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