| Lieber Leserin, lieber Leser, |
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vor vier Wochen war an dieser Stelle von Lesekreisen die Rede , und ich hatte Sie gefragt, ob Sie selbst Lesegruppen besuchen und wie Sie die Bücher auswählen, die Sie dort gemeinsam lesen. Über die vielen Antworten haben wir uns sehr gefreut, ich war von der Vielfalt der Lesekreise sehr beeindruckt, man hatte gleich Lust, einige von ihnen zu besuchen. Zum Beispiel erzählte eine Leserin aus Seattle von einer Gruppe, die im Ausland deutschsprachige Literatur liest: Geleitet wird sie von einer Bibliothekarin, Elke Boettcher, die regelmäßig nach Frankfurt zur Buchmesse fährt, die deutsche Gegenwartsliteratur und die Long- und Shortlists des Deutschen Buchpreises im Blick hat und immer neue Lektürevorschläge mitbringt. Was einmal mit Imre Kertész‘ „Roman eines Schicksalslosen“ angefangen hat, ist nun ein Freundeskreis geworden, den sehr viel mehr als die Lektüre von inzwischen gut 50 Büchern verbindet. Die Mitglieder helfen sich auch in Alltagsdingen und bleiben über die Bücher mit den Entwicklungen in Deutschland „wenigstens literarisch noch etwas vertraut“, wie die Leserin schreibt: „Viele von uns reisen oft nach Deutschland, aber dann sind wir die ,Amerikaner‘ und müssen für die USA geradestehen.“ Susan Neimans Buch „Von den Deutschen lernen“ sei für sie ein Meilenstein gewesen. | Julia Encke | Verantwortliche Redakteurin für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin. | |
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| Besonders interessant war eine Email von den „Leseladies“, sechs Frauen, die sich vier bis fünf Mal im Jahr verabreden. Sie kommen aus Frankfurt, Bad Homburg, Kronberg, Eppstein, Maikammer und Berlin, treffen sich reihum, die Gastgeberin sorgt für Verpflegung. Das Besondere aber ist, dass sie nicht ein Buch besprechen, sondern sechs Bücher zu einem Thema. Die Einladende gibt ein Thema vor, die anderen suchen ein Buch dazu aus – und vor jedem Treffen sei die Spannung groß, was die anderen mitgebracht haben und wie sie auf ihr Buch gekommen seien. Zweimal, schreibt die „Leselady“, sei es schon passiert, dass bei einem Thema ein Buch doppelt dabei war: beim Thema Rache (Dürrenmatt, „Der Besuch der alten Dame“) und beim Thema Schuld, (Ian McEwan, „Abbitte“). Die Treffen seien ein besonderer Höhepunkt im Jahr, zumal offenbar auch die verschiedenen Familienmitglieder, Partner und Freunde mit Vorschlägen regen Anteil nehmen. In Zürich wiederum, schrieb uns eine Leserin, bietet die James Joyce Foundation Lesegruppen an, die sich wöchentlich oder vierzehntägig treffen und etwa den „Ulysses“ lesen. Einige der Mitglieder seien mit dem Buch schon sehr vertraut, richtige Experten, andere, wie sie selbst, ohne besondere Vorkenntnisse: „Ich hätte mir das Buch allein nicht zugetraut und vermutlich auch das meiste nicht verstanden“, schreibt sie. „Inzwischen bin ich aber so begeistert, dass ich mir im Juni in Paris das Stück 'Pénélope' (das letzte Kapitel des Buches, der Monolog von Molly Bloom) ansehen werde (mein Französisch ist zwar noch schlechter als mein Englisch aber ich lese es im Voraus, und dann werde ich vermutlich zumindest immer wissen, um was es gerade geht, mache ich bei Shakespeare auch so).“ *** Unsere Leseempfehlungen der Woche: Frau von heute: Lauren Elkin erzählt von zwei Pariserinnen zwischen 1972 und 2019 – und wie sie die eigene Freiheit erobern Das Glück vor der Krise: Sebastian Haffners Roman „Abschied“ ist eine wunderbare Entdeckung aus dem Nachlass Der Mann, der nicht lieben durfte: Die neue Thomas Mann-Biographie von Tilmann Lahme *** Aus München erreicht uns ein Brief mit der Frage, ob wir dort einen Lesekreis kennen, in dem französische Literatur in der Originalsprache gelesen wird. Haben Sie da einen Hinweis? Wir vermitteln gern ( Literatur-NL@faz.de ). Eine Literaturwissenschaftlerin aus Berlin erzählte von dem Buchclub „Literatur und Politik“, den sie mit organisiert. Und aus Mittelfranken meldete sich ein Leser, der zusammen mit Kommilitonen, die sich wieder getroffen haben, eine vor allem kulinarisch orientierte Lesegruppe gegründet hat. Anlässlich des 100. Geburtstags des „Zauberbergs“ von Thomas Mann wollte sie die Lektüre wagen: „Da einer von uns schon als Student zweimal an der Lektüre gescheitert war und frustriert aufgegeben hatte, vereinbarten wir einen Termin, bis zu dem jeder den Zauberberg 'probeweise' anlesen sollte. Wenn dann jemand sein Veto einlegen sollte (was dann auch geschah), so sollte der Zauberberg verbannt sein.“ Dass mein Kollege Tobias Rüther an einer Thomas-Mann-Lesegruppe eines Freundes teilgenommen hat, hatte ich vor vier Wochen schon angedeutet. Am 6. Juni wird in Lübeck der 150. Geburtstag von Thomas Mann gefeiert, der Bundespräsident wird sprechen. Wer dort auch sein wird, ist die Germanistin Veronika Fuechtner, die in der morgen erscheinenden Ausgabe der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ erklärt, was wir noch nicht über den Autor wissen, über den wir alles zu wissen meinen. Und warum sie ihn als „Schriftsteller mit Migrationshintergrund“ bezeichnet . Veronika Fuechtner wird ihre Thesen in Lübeck gemeinsam mit meiner Kollegin Sandra Kegel und mit Kai Sina, Germanist und Autor des Buchs „Was gut ist und was böse: Thomas Mann als politischer Aktivist“, diskutieren. Ganz bestimmt auch ein gutes Buch für einen Lesekreis! Viele Grüße, Ihre Julia Encke
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