20. November 2022 Leuchtende Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit In Roth wurde dieses Jahr am 9. November nicht nur mit Kerzen, sondern auch mit dem leuchtenden Haus Europa gegen Fremdenfeindlichkeit eingetreten und an die Reichspogromnacht 1938 erinnert. Das Haus Europa im Rother Stadtpark ist ein hell erleuchtetes Kunstwerk aus Schwimmwesten Geflüchteter. Es soll ein Mahnmal gegen die Qualen Verfolgter und die Leiden von Flüchtlingen sein. Auf Initiative des Unterbezirks der SPD und der Rother SPD sprachen für viele Unterstützer: Der Fraktionsvorsitzende der Rother SPD, Sven Ehrhardt. Er erinnerte daran, dass in Roth seit über 20 Jahren der Jahrestag der Reichspogromnacht mit Kerzen gedacht wird: „Heute stehen wir im Licht des Hauses für Europa, einer Kunstinstallation von Markus Heinsdorff.“ Auf dieses Europa sei am 28. Februar 2022 durch den Überfall Russlands auf die souveräne Ukraine ein großer Schatten gefallen. „Der Geist des Friedens, der Jahrzehnte lang in unserem europäischen Haus wohnte, ist keine Selbstverständlichkeit mehr.“ Aber auch die Werte-Architektur Europas sei in Schieflage geraten. „Mit Stacheldrahtzäunen, Auffanglager, Push backs usw. haben wir unser Haus Europa in den Vergangenen Jahren mehr und mehr zu einer Festung gebaut, an dessen Eingängen Grundrechte wie das Recht auf Asyl, auf Schutz und auf Hilfe nicht immer zum Eintritt berechtigen.“ Auch 1938 hätten die jüdischen Mitbürger ein schützendes Dach benötigt. Ehrhardt mahnte deshalb: „Lassen Sie uns aus der deutschen, aus der europäischen Geschichte lernen und unsere Türen für Hilfe- und Schutzbedürftige öffnen.“ Der Bürgermeister von Roth, Andreas Buckreus, beklagte, dass Behauptungen für wahr erklärt würden. Und viele Menschen glaubten dem einfach, weil sie gar nichts Anderes hören wollten. Die Lichterkette gegen Fremdenfeindlichkeit sei deshalb auch ein Zeichen für die Demokratie. „Dafür müssen auch einstehen.“ Der Stadtpfarrer von Roth, Joachim Klenk, erinnerte an die Pogromnacht 1938, als in Deutschland jüdische Menschen geschlagen, beschimpft, gefoltert und vergewaltigt wurden. Seine Oma musste aus ihrem Heimatort fliehen, in dem 1920-1940 die meisten Rabbiner in Europa lebten. Das Thema sei immer Thema in seiner Familie gewesen. „Wir sollten daran denken, dass solche Ereignisse immer wieder auftreten können. Wir müssen unsere Demokratie erhalten." Diese traurigen, berührenden Geschichten müssten weitererzählt werden, dies gehöre zur Demokratie. Der Vertreter des Flüchtlingsrats, Frank Richter, wies angesichts dessen, dass das „Haus Europa“ aus lauter Resten von Schwimmwesten gebaut ist, darauf hin, dass viele Flüchtlinge versucht haben, mit schlechten Booten und Schwimmwesten das Mittelmeer zu überqueren. Die überlebenden Flüchtlinge „haben miterlebt, dass viele, viele Menschen, Frauen, Männer, Kinder in den Fluten ertrunken sind – nur weil sie ihre Heimat verlassen haben, weil dort die politischen Verhältnisse nicht stimmen, weil dort Krieg herrscht, weil dort ein Leben einfach nicht mehr lebenswert ist.“ Mit nun 43 Helfern unterstützt der Rother Flüchtlingsrat Flüchtlinge, die bei uns Schutz und Unterstützung suchen. Die Vertreterin von „Roth-ist-bunt“, Karin Zargaoui, appellierte miteinander im Kleinen wie im Großen miteinander zu sprechen. “Ich wünsche dem großen Haus Europa, dass viele Geflüchtete dort ihre Heimat finden, und Toleranz und Demokratie.“ Die Vertreterinnen des Mütter- und Familienzentrums „MütZe“ schlossen sich diesen Wünschen an. Der Künstler der Kunstinstallation „Haus Europa“, Markus Heinsdorff, erinnerte daran, dass ab einer Spende von 200 Euro auch eines der 122 Fenster der Installation „Haus Europa“ zu bekommen ist. Jedes Fenster wird von ihm signiert und setzt das Thema „Licht an für mehr Menschlichkeit“ als Einzelobjekt und Zeichen fort. Das Haus Europa kann man sich bis 11. Dezember 2022 anschauen. Abends ist es beleuchtet. Näheres zum Haus Europa |