Liebe/r Leser/in, jetzt ist es geschafft. Christian Lindner und die Journalistin Franca Lehfeldt sind verheiratet, sogar kirchlich getraut. Obwohl bei beiden schon längst nicht mehr das Wort evangelisch auf der Lohnabrechnung steht. Die Pfarrerin in Keitum machte es trotzdem möglich, warum auch nicht. Vielleicht war es den Eltern wichtig. Aber das war nur ein Punkt, der Deutschlands Blut am Wochenende kochen ließ. Neben Hitze- und Corona-Welle, werden wir aktuell wohl mehr denn je von einer Welle der Empörung, des Bashings, des Geiferns überrollt.
Warum ausgerechnet jetzt, in Krisenzeiten, heiraten? Und dann auch noch auf der sogenannten Luxusinsel Sylt!
Nun, hätte Christian Lindner auf politisch ruhigere Zeiten warten wollen, er wäre wohl ewig Junggeselle geblieben. Liebe richtet sich ja schließlich weder nach einem Kalender noch nach der politischen Lage. Und warum nicht auf der Nordseeinsel heiraten? Lindners zunächst geplante Hochzeit in der Toskana hätte jedenfalls für einen deutlich höheren CO2-Fußabdruck gesorgt.
Als „Bonze“, „Anti-Demokrat“ oder „Umweltsau“ musste sich Friedrich Merz auf Twitter beschimpfen lassen. Der hatte offenbar keine Lust auf Bahn- und Airline-Chaos, packte seine Frau ein und flog einfach selbst nach Sylt zur Hochzeit. Das kann man nun übertrieben und dekadent finden, aber man kann auch die Frage stellen: Wofür hat man denn einen Pilotenschein? Wenn nicht für Ausflüge zu besonderen Anlässen? Oft wurde auch gehässig über den „Privat-Jet“ getwittert. Tatsächlich handelte es sich um eine zweimotorige Propellermaschine vom Typ Diamond DA62, die im Übrigen nur ungefähr 60 Liter pro Stunde verbraucht, also auf dieser Strecke kaum mehr als ein SUV. Auch deshalb meine Bitte: Liebe Geiferer und Basher, entspannt euch mal! Es ist Sommer, Hochzeiten sind kein Verbrechen, und wir haben nun wirklich wichtigere Probleme.
Einen fröhlichen Wochenstart! |