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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Dienstag, 14.09.2021 | Ab und zu Wolken bei bis zu 23°C. | ||
+ Linke bangt um Direktmandate im Berliner Osten + Berlins CDU schöpft Hoffnung nach Niedersachsen-Wahl + Berlins Bürgerämter weiterhin unerreichbar + |
von Robert Ide |
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Guten Morgen, wer die Qual hat, steht zur Wahl. Auf den letzten Metern vor den entscheidenden Abstimmungen für den Bundestag, das Berliner Parlament und alle Bezirke (Berlin-o-Mat hier) begegnen einem immer mehr müde Gesichter auf der Straße, die mit Kaffeebechern und Flyern in ihren Händen nimmermüde um unsere Stimmen kämpfen. Doch gegen den landesweiten Trend kommen die lokalen Lokalpolitiker oft kaum an. Dabei kommt es womöglich für das große Ganze auf nur ein paar kleine Wahlkreise an. Und zwar gerade in Berlin. Da die SPD mit Bedächtigkeitskönig Olaf Scholz derzeit die Beliebtheit anführt und CDU-Nervositätskaiser Armin Laschet nach dem schlecht moderierten Triell nicht aus der eigenen Patsche herausfindet, könnte womöglich sogar noch Rot-Grün zur überraschenden Regierungsoption im Bund werden. Dies hängt vor allem von der Linken ab, die bundespolitisch nicht recht in Tritt kommt und sich in den Umfragen von oben kommend der Fünf-Prozent-Hürde nähert. Die letzte Rettung könnte dann im direkten Gewinn von drei Wahlkreisen liegen, um im Bundestag vertreten zu bleiben. Bisher gab es diese Rettung immer im Berliner Osten – in dem die linken Hochburgen allerdings schon länger nicht mehr mit links zu gewinnen sind (Reportage hier). Laut Wahlkreisprognose.de gibt es bisher nur in zwei Berliner Wahlkreisen einen knappen, aber noch signifikanten Vorsprung für die Partei: Lichtenberg (mit Kandidatin Gesine Lötzsch) und Treptow-Köpenick (mit Gregor Gysi) gehen laut diesem Analyseportal „eher unsicher für die Linke“ aus. In Marzahn-Hellersdorf (mit Petra Pau) wie auch im südlichen Leipzig sind die Wahlkreise demnach „Too-close-to-call für die Linke“. Alles ist noch drin – oder am Ende auch nichts. Die Bundestagswahl könnte also wieder im Osten entscheiden werden – durch ein kleines, bisher kaum beachtetes Detail, das schon öfter an der Waage züngelte. Vor zwei Jahrzehnten rang der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse im noch nicht durchsanierten Prenzlauer Berg für die SPD mit der Linken immer wieder um wenige Stimmen. „Mal habe ich knapp gewonnen, mal knapp verloren“, erinnert sich Thierse am Checkpoint-Telefon. „Ich kannte in meinem Wahlkreis jede Mülltonne, aber gegen den Bundestrend kam ich manchmal nicht an.“ Thierse jedenfalls fühlt sich an die Wahlkämpfe der Vor-Merkel-Zeit erinnert, als die CDU schon damals die roten Socken auf die Wäscheleine hängte (und damit noch Erfolg hatte). „Die Wählerinnen und Wähler müssen sich überlegen, ob sie durch die Wahl der Linken eine rot-grüne Regierung behindern oder nicht“, findet Thierse. Der 77 Jahre Politrentner macht noch Wahlkampf für die Kiezhausen-Kandidaten von heute. „Auch ein alter Herr kann was für die Demokratie tun.“ Denn die darf niemals müde werden. | |||||
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Wenn Dinge etwas über Menschen erzählen können, dann sind es die Dinge, die Menschen wegwerfen. Laura Schilling sammelt morgens den Müll auf, den andere Leute nachts am Boxhagener Platz fallen, stehen und liegen lassen: ausgetrunkene Flaschen, ausgedrückte Zigaretten, ausgezogene Klamotten. 2500 Beschäftigte der Straßenreinigung sind täglich unterwegs, pro Jahr kehren sie 48.000 Tonnen Kehricht zusammen. Laura Schillings Tag beginnt morgens um halb vier – da schmiert sie Brote für ihre beiden Kinder, bevor um fünf Uhr die Schicht startet. Das frühe Aufstehen findet die gelernte Zootierpflegerin gut, um nachmittags Zeit für ihre Familie zu haben (Porträt hier). Zwischendrin sammelt die 34-Jährige mitten in der Stadt endlos viele Kronkorken ein. „Klar, anderswo ist es sauberer als in Berlin“, sagt Schilling. „Aber auch nicht so bunt.“ So wie es die Menschen eben gerne treiben, wenn sie sich fallen lassen. Und nachts alles zum Wegwerfen finden. Sich selbst am meisten. | |||||
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Vom Unrat der Stadt ist es nicht weit zur Untat der Stadt: Berlins in jeder Hinsicht unerreichbare Bürgerämter. Bisher haben nur zwei von zwölf Bezirken die Öffnungszeiten wie vereinbart erhöht, wurde gestern im Digitalausschuss des Abgeordnetenhauses bekannt. Wer umzieht und seine Wohnung ummelden muss, kann das aktuell berlinweit nicht innerhalb der nächsten acht Wochen tun – gesetzlich vorgesehen sind eigentlich zwei Wochen. Die Abgeordneten zeigten laut unserem Reporter Robert Kiesel „pure Resignation“, die nur der scheidende SPD-Politiker Sven Kohlmeier aufzuheitern vermochte. Sein Bonmot zum Abschied: „Politiker streiten. Dann schließen sie Kompromisse. Und danach streiten sie über die Kompromisse.“ Das zumindest ist unbestreitbar. | |||||
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Der Preis ist Eis – nicht nur in Berlin, wo kurz vor dem Sommerschlussverkauf mehrere Eisdielen ausgeraubt worden sind. Auch in Wuppertal haben sie einen an der Waffel: Hier prügelten am Wochenende vor dem Zoo sechs Eisverkäufer mit Eisenstangen und Ketten aufeinander ein – wahrscheinlich, um sich den besten Stellplatz fürs Die-Kugel-Geben zu sichern (via WDR). Die Polizei griff eiskalt zu und nahm fünf der Täter zur Abkühlung der Gemüter fest. Der sechste Mann ist abgetaucht. Vielleicht ja bei den Eisbären. | |||||
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