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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Freitag, 11.12.2020 | Bewölkt bei max. 3°C. | ||
+ Geplantes Regelwerk für den Lockdown + How to be happy – im Berlin der 20er-Jahre + Die zehn längsten Worte in der Behördensprache der EU + |
von Julius Betschka |
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Guten Morgen, Es geht nicht anders. Mit diesen Worten hat Michael Müller am Donnerstag das harte Runterfahren des öffentlichen Lebens begründet. Der Lockdown soll kommen. Jetzt also doch – nach Wochen, in denen die Hoffnung regierte. Aber doch nicht sofort. Der 21. Dezember, der Montag vor Weihnachten, gilt momentan als wahrscheinlichster Tag, an dem die Geschäfte geschlossen werden. Das Weihnachtsgeschäft soll nicht komplett abgewürgt werden, Schadensersatzforderungen in Milliardenhöhe könnten auf Bund und Länder zukommen. Hilfs- und Betreuungsangebote müssen noch vorbereitet werden, sagte Müller am Abend bei „Lanz“. Es heißt, die Situation sei jetzt eine andere als im Frühjahr, als das Leben im Eilverfahren zum Erliegen kam. Gerichte und Parlamente wollen jetzt mitentscheiden. Das ist einerseits nachvollziehbar. Aber die dramatische Lage ist von den Verantwortlichen mitverschuldet: Nicht nur Angela Merkel hatte seit Wochen vor zu laschen Regeln gewarnt, die Kanzlerin wirkte konsterniert nach den Runden mit den Ministerpräsidenten. Die waren sich uneins, handelten homöopathisch – und irrten. Nur noch ein Drittel der Deutschen hielt ihre Maßnahmen zuletzt für richtig. 50 Prozent forderten härtere Regeln. Nicht aus Lust am Lockdown, sondern aus Sorge. Der Vertrauensverlust der vergangenen Wochen ist deshalb riesig. Auch Müller richtete sich am Donnerstag im Abgeordnetenhaus aber vor allem an jene zehn Prozent, die weiter ohne Bremse ins Stauende fahren wollen: „Wie viele Tote sind uns denn jetzt konkret ein Shopping-Erlebnis wert?“, fragte er in einer emotionalen Rede. Es ging schon wieder um die „Schlendrians“. Die Braven blieben weitgehend unsichtbar. Ihrem Vertrauen in die politische Führung würde wohl eine andere Aussage guttun: „Wir haben uns bitter getäuscht. Danke, dass Sie trotz allem durchhalten.“ | |||||
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Beschlossen ist bislang nichts. Erst am kommenden Dienstag wird der Senat tagen. Der Fahrplan sieht bislang vor, dass Bund und Länder sich bis Sonntag auf ein Vorgehen einigen. Was wir wissen: - Der Senat will gemeinsame Entscheidungen mit den anderen 15 Bundesländern treffen, Flickwerk soll vermieden werden. - Der 21. Dezember gilt momentan bundesweit als der Tag, ab dem der Einzelhandel schließen könnte. Ausgenommen sein sollen Geschäfte zur Lebensmittelversorgung, Apotheken, Tankstellen. - Der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien war bereits auf den 19. Dezember terminiert. Die Ferien werden nun doch nicht verlängert. Vorerst bis zum 10. Januar soll kein Präsenzunterricht stattfinden, digitaler Unterricht schon. - Auch der verkaufsoffene Sonntag am vierten Advent soll abgesagt werden. Der Einzelhandelsverband prüft juristische Schritte dagegen. - Die Kitas sollen offenbleiben, damit Eltern arbeiten gehen können. Eine Notbetreuung wie im ersten Lockdown ist nicht geplant. - Als Zieldatum wird der 10. Januar ausgegeben, weil das neue Infektionsschutzgesetz nur Maßnahmen über vier Wochen erlaubt. Dass die Maßnahmen ausreichen, um die Inzidenz bis dahin unter 50 zu drücken, glaubt im Senat kaum jemand. - Nach Weihnachten könnten die Kontaktregeln bundesweit nochmal verschärft werden. Generelle Ausgangssperren wie in Frankreich sind bislang nicht geplant. Alle Neuigkeiten über die Corona-Lage in Deutschland lesen Sie in unserem Blog. Was der Senat plant und welche Folgen die Ausbrüche in Pflegeheimen haben, lesen Sie in unserem Corona-Blog für Berlin. | |||||
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Traut sich jemand? „Wer sich in der Pandemie nie geirrt hat, der hebe bitte den Arm“, sagt Kultursenator Klaus Lederer (Linke) meiner Kollegin Sabine Beikler und mir im Interview. Lederer sorgt sich um die Konsequenzen des geplanten harten Lockdowns: „Wohlhabende Eltern können den Umgang mit ihren Kindern bei geschlossenen Schulen weitaus einfacher organisieren als eine mehrköpfige Familie oder Alleinerziehende. In einer Villa mit Garten lässt sich ein harter Lockdown besser aushalten als in einem dicht besiedelten Stadtquartier.“ Am Regierungsstil eines Markus Söder und an „Holzhammer“-Maßnahmen möchte sich der Spitzenkandidat der Linken kein Beispiel nehmen: „Ich will den Bürgern das Glühweintrinken nicht verbieten, ich will sie nicht als Untertanen behandeln.“ Was Lederer zu den Berliner Lockdown-Plänen sagt, warum er sauer auf Olaf Scholz ist und, welche Öffnungsperspektiven er für Kulturbetriebe sieht, lesen Sie hier. | |||||
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Wir reisen in der Zeit. Das Jahr 1929. Der Brite John Chancellor schreibt das Buch: „How to be happy in Berlin“ („Wie man in Berlin glücklich wird“). Wir haben das weitgehend vergessene Werk jetzt in den Weiten des Internets wiederentdeckt. Damals sollen die Berliner ihre Stadt selbst „Die Weltstadt“ genannt haben, heißt es etwa auf Seite 102. „Sie ist Europas kommende Metropole. Nichts steht diesem Schicksal im Wege, es sei denn, ein Unglück bricht über sie herein“, schreibt Chancellor damals fast prophetisch. Es sind Liebesbekundungen an eine große Stadt. Lesen Sie mal: „Berlin ist keine schöne Stadt. Es gibt nicht so viele hübsche Ecken wie in London und Paris. Man nimmt nicht die Erinnerung an einen bestimmten Ort mit sich, sondern die Atmosphäre der Stadt als Ganzes. Berlin hat nicht die düstere Erhabenheit Londons, und nicht die märchenhafte Romantik von Paris; aber wenn es jemals eine Stadt der Jugend gäbe, dann ist es Berlin.“ (S. 14) „Das System des Händeschüttelns, welches das Leben in Paris so anstrengend macht, gibt es auch in Berlin. Bevor die Arbeit in einem deutschen Büro morgens beginnt, geht jeder herum und schüttelt jedem die Hand. Männer heben sich die Hüte (man erhebt seinen Hut auch gegenüber einem Polizeibeamten, der daraufhin salutiert), und man nennt den Polizisten „Wachtmeister“, nur um ihm zu schmeicheln.“ (S. 18) „Wenn der Engländer in die Ferne zieht, um den Union Jack zu setzen, folgt der Deutsche um ein Hotel zu bauen. Die Berliner Hotels sind die besten in ganz Europa. Sie sind so gut, dass es nichts darüber zu berichten gibt.“ (S. 34) „Einer der Nachteile der Stadt ist, dass es unmöglich ist, kleine möblierte Wohnungen zu bekommen. Wenn man zwei oder drei Zimmer für sich will, muss man in eine Pension, und in den meisten Fällen bedeutet das, dass sich andere Personen ebenfalls in der Wohnung aufhalten.“ (S. 39). „Die deutsche Hausfrau ist für gutes, deftiges Kochen berühmt. Wenn man jeden Tag zwei Mal ein halbes Pfund Fleisch mit Unmengen an Kartoffeln, Kohl oder ähnlichem essen kann, wird einem eine Berliner Pension zusagen.“ (S. 40) | |||||
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