Lockerungen in NRW | Warten auf Merkel | Helden des Alltags
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Stimme
des Westens

Moritz Döbler

30. April 2020

Liebe Frau Do,

heute kommen die Ministerpräsidenten wieder zur Schalte mit der Bundeskanzlerin zusammen. Die Zeichen stehen auf Lockerung, jedenfalls schrittweise. Natürlich informieren wir Sie fortlaufend über den Stand der Beratungen und zwar in unserem Liveblog. Einige weitere Impulse kommen aus NRW: Nächste Woche soll ein Vorschlag von Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) und seinen Amtskollegen aus Niedersachsen und Baden-Württemberg beraten werden, mit dem in drei Wellen Freizeitparks, Zoos, Gaststätten und Hotels wieder geöffnet werden sollen. Auch die Situation in den Seniorenheimen könnte sich bald ändern, wie mein Kollege Maximilian Plück berichtet. Eine von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in Auftrag gegebene Studie verlangt die Wiederaufnahme von Besuchen für Senioren und Menschen mit Behinderungen. Einsamkeit könne zu „Apathie, Depressionen und Suizidgedanken“ führen, heißt es in dem Papier. Die Besuche müssten geplant und gesteuert erfolgen – aber grundsätzlich möglich sein.

Die SPD ermahnt derweil Armin Laschet. „Nordrhein-Westfalen muss wieder zum Vorbild für Stabilität werden und dem Bund Orientierung geben. Das sprunghafte, widersprüchliche Handeln des Ministerpräsidenten muss ein Ende haben“, wie Sebastian Hartmann, Landeschef der Oppositionspartei, meiner Kollegin Kirsten Bialdiga in einem Interview sagt. „Die Schritte kommen zu früh, zu unüberlegt und nicht abgestimmt nach Hygiene- und Arbeitsschutzmaßnahmen.“

Nach wie vor nehmen manche Menschen Corona nicht ernst und halten die Einschränkungen für übertrieben. Wir haben in den vergangenen Wochen unzählige Interviews geführt, Begriffe erläutert und Zusammenhänge recherchiert, trotzdem dringen wir nicht zu allen Menschen durch. Vielleicht leistet die Geschichte von Mattia Maestri das. Er war Italiens erster Corona-Patient und lag im Koma, als sein Vater an dem Virus starb. Jetzt kam seine Tochter auf die Welt. Unser Korrespondent Julius Müller-Meiningen erzählt. Man kann das kitschig finden, aber wahr ist es trotzdem.

Wahr ist auch, dass viele Menschen gerade Großtaten vollbringen. Deswegen haben wir uns zum morgigen Tag der Arbeit die Aktion „Helden des Alltags“ überlegt. Vielleicht denken Sie wie ich im ersten Moment unwillkürlich an die DDR und ihre „Helden der Arbeit“. Aber keine Sorge, wir bleiben der Freiheit verpflichtet, wir bleiben die „Stimme des Westens“! Uns ging es aber darum, diejenigen ins Zentrum zu rücken, die für unser Zusammenleben gerade so wichtig sind. Vier von ihnen stellen wir Ihnen hier vor: eine Kassiererin, einen Krankenpfleger, einen Busfahrer und einen Müllmann. Und mein Kollege Martin Bewerunge hat ein kleines Essay über Helden und was sie ausmacht geschrieben.

Bei mir stellt sich sofort ein Ohrwurm ein, „Heroes“ von David Bowie, entstanden in den 70ern in West-Berlin. Es ist eine Hymne gegen die Mauer, die er auch zum Teil auf Deutsch gesungen hat. „Doch können wir siegen / Für immer und immer / Und wir sind dann Helden / Für einen Tag.“ Ich erhöhe um 100 Prozent – seien Sie Helden für zwei Tage: Übermorgen melde ich mich wieder.

Herzlich

Ihr

Moritz Döbler

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