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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Freitag, 04.06.2021 | Etwas bewölkt bei 25 °C. | ||
+ Testfrei Testsitzen: locker in den Sommer + Essen testen: Wie Gastronomen das Pilotprojekt finden + Impf und weg: Auch in Pankow flüchten die Wahlhelfer + |
von Anke Myrrhe |
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Guten Morgen, Vorwarnung: Dieser Checkpoint wurde mit freundlicher Unterstützung von eisgekühltem Rosé auf dem Balkon verfasst, Spuren von Sommerfreude lassen sich womöglich nicht verbergen. | |||
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Passend zum Summer in the City dürfen Sie ab heute auch im Restaurant testfrei Testsitzen, draußen jedenfalls (zu drinnen gleich mehr), und sich dafür vorher sogar eine neue Sonnenbrille kaufen. Welche Auflagen sonst noch fallen, steht hier. | |||
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Zur Hoch(sommer)stimmung passt auch folgende Meldung: „Berlin kommt gut durch die Corona-Krise“ titelt heute die Morgenpost (Stichwort: Wirtschaft), der Tagesspiegel gießt allerdings ein wenig Wasser ins Weinglas mit einem Bericht aus Großbritannien: „Ist die Party bald schon wieder vorbei?“ Die Inzidenzen auf der Insel steigen wieder, schuld ist die neue Virusvariante Delta, formerly known as B.1.617.2, die zuerst in Indien auftrat. Während englische Experten schon die nächsten Schulschließungen am Horizont sehen, reiten wir erstmal die wohlverdiente Sommerwelle der niedrigen Inzidenzen (gestern 31,4), unsere Party fängt schließlich gerade erst an. (Vielleicht kann trotzdem schon mal jemand das Rettungsboot entstauben.) | |||
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Wobei die Party im eigentlichen Sinne ja noch immer nicht steigt, was die Clubcommision zunehmend erzürnt. Sprecher Lutz Leichsenring fordert: Tanzen unter freiem Himmel jetzt ermöglichen! „Ob auf den Außenflächen eines Clubs oder im Park, es bleibt Menschen verboten, im Freien zu tanzen“, sagt Leichsenring. „Daran können bisher weder ein negatives Testergebnis noch ein ausgefeiltes Hygienekonzept etwas ändern. Das Tanzverbot ist für uns absolut nicht nachvollziehbar und sollte deshalb so schnell wie möglich abgeschafft werden.” Die Clubcommission ärgert, dass die Öffnungsschritte für Kultur vor allem mit Blick „auf die sogenannte Hochkultur“ entwickelt worden seien. „Für viele Menschen kann das Tanzen auf einem Open Air jedoch genauso bereichernd und identitätsstiftend sein wie ein Museumsbesuch.“ Und was meinen Sie? Sollte das Tanzen im Freien wieder erlaubt werden? | |||
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Essen hingegen darf der nicht tanzende (aber getestete) Berliner ab heute auch in Innenräumen wieder, seit einer Woche läuft bereits ein Pilotprojekt in Mitte mit acht Restaurants. Und wie schmeckt’s? Stefan Schneck, Geschäftsführer der Schnitzelei Mitte: „Der erste Abend in der Schnitzelei war für uns ein voller Erfolg. Die Öffnung des Innenraums war zwar sehr ungewohnt, lief aber von Anfang an reibungslos. Es herrschte sowohl unter den Angestellten als auch unter den Gästen eine wirklich tolle Stimmung, alle hatten ein permanentes Lächeln im Gesicht. Ich würde sagen, es fühlte sich etwa an, wie bei einem ersten Date: Schmetterlinge im Bauch aber grenzenlose Freude, dass es endlich los geht.“ Zeèv Rosenberg, Projektleiter der Amano Group / MANI Restaurant: „Unsere Gäste sind super glücklich, wieder in eine gewisse Normalität zu kommen, und genießen es sehr, wieder drinnen sitzen zu können. Einige waren überrascht, dass wir Innengastronomie auch anbieten und haben den Test direkt vor Ort gemacht. Für die Mitarbeiter ist es auch ein gutes Signal in die richtige Richtung des Zurückkommens ins normale Leben. Endlich fühlt es sich fast wieder normal an.“ Jörg Nolte, Geschäftsführer Wirtschaft und Politik bei der IHK Berlin (die das Projekt begleitet): „Der videobasierte Selbsttest wird von Kunden als eine gute Alternative zum Besuch im Testzentrum wahrgenommen, da man unnötige Kontakte vermeidet und zu Hause fälschungssicher einen Corona-Test durchführen kann. Sobald diese erste Testphase abgeschlossen ist, setzen wir uns dafür ein, dass dieses Verfahren möglichst bald auch allen anderen Gastronomen als zusätzliche Option angeboten werden kann.“ Und wie lief‘s in unserem Lieblingsrestaurant Borchardt? „Wir sind dankbar, dass wir die Möglichkeit haben, bei dem Piloten zu partizipieren“, sagt Chef Roland Mary. „Alles, was der Gastronomie und unseren Gästen ein Stück Normalität zurückbringt, ist positiv.“ Moment, war positiv dieser Tage nicht negativ? Egal, nehmen wir noch einen großen Schluck und fragen mal beim Bezirksamt nach: Wie wurde die Einhaltung der Auflagen eigentlich kontrolliert? „Corona-Kontrollen werden in der Statistik nur in ihrer Gesamtheit erfasst“, teilte das Bezirksamt Mitte mit. „Eine detaillierte Auskunft ist daher nicht möglich.“ Also weiter zur Polizei, Antwort: „An oder in den von Ihnen genannten gastronomischen Einrichtungen kam es seit dem 29. Mai 2021 zu keinen Einsatzanlässen der Polizei Berlin im Zusammenhang mit der Infektionsschutzmaßnahmenverordnung Berlin. Ein durch das Pilotprojekt erhöhtes Einsatzaufkommen konnte nicht festgestellt werden.“ Frei nach Adam „Schnitzel“ Riese: Wer nicht kontrolliert, der findet auch nichts. | |||
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Apropos nichts finden: Bis aufs Open-Air-Gefühl (endlich mal nicht frieren!) ist bei der Berlinale alles beim Alten. Tickets weg, Server down: „Der überwältigende Andrang auf das Online-Ticketing hat an einigen Spielstätten zu einer Serverüberlastung geführt.“ Das „Glück“ war schnell ausverkauft. Auch ne gute Story. | |||
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Neuigkeiten in Sachen flüchtige Wahlhelfende (CP von gestern): Nicht nur in Tempelhof-Schöneberg haben sich nach dem Versenden von Impfcodes Freiwillige wieder abgemeldet (Stand gestern: 60), auch in Pankow wollten 130 vom Ehrenamt nichts mehr wissen. Ob das mit erfolgten Impfungen zusammenhänge, wollte man dort nicht spekulieren. In Tempelhof-Schöneberg ist man da deutlicher: „Offenbar hat der Vorrang bei den Impfterminen für Wahlhelfende Trittbrettfahrer angelockt, die weder die bevorstehende Mega-Wahl noch die gemeinsame Bewältigung der Pandemie hinreichend ernst nehmen“, sagt Stadträtin Christiane Heiß (Grüne). „Allein die Bearbeitung dieser Absagen kostet das Wahlamt Zeit und Kraft, die für andere Aufgaben fehlen. Schlimmer wiegt aber das Risiko unzuverlässiger Wahlhelfer, da am Wahltag wirklich jede und jeder Ehrenamtliche zählt.“ | |||
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Nicht abgesagt werden auch reihenweise Termine im Bürgeramt. Allein in Marzahn-Hellersdorf verfallen Tausende Termine (etwa 20 Prozent), wie mein Kollege Ingo Salmen in dieser Woche in seinem Newsletter berichtete (Abo hier). Für die vielen anderen, die dringend einen Termin suchen, hier die gute Nachricht: In der Klosterstraße in Mitte entsteht gerade ein neues Bürgeramt. Eröffnungstermin: Irgendwann im August. Vielleicht klappt‘s ja bis zu den nächsten Sommerferien mit dem Reisepass. | |||
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Yannick Brugger, Jurastudent an der FU und Kandidat der Grünen für die BVV in Friedrichshain-Kreuzberg, hat gestern bei Twitter von ungewöhnlichem Unterrichtsstoff berichtet: „Ich weiß ja nicht was ihr so in eurem Studium macht, aber wir prüfen gerade eine Verfassungsbeschwerde, weil das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg einen Wellensittich eingezogen hat.“ Halb Kreuzberg schreckte auf, Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann antwortete: „Wir haben einen Wellensittich eingezogen? (erschrockener Smiley)“ und Sara Lühmann, Sprecherin des Bezirksamts, schrieb: „Na toll. Jetzt habe ich eine Presseanfrage dazu.“ Und während die Grünen-Abgeordnete Marianne Burkert-Eulitz sich noch an ihre Studienzeit erinnerte („Wir mussten die Strafbarkeit von Märchenfiguren prüfen“), stellte Brugger klar, dass es sich um einen fiktiven Sachverhalt handelte, und Lühmann bzgl. der Presseanfrage: „Ich habe nun mitgeteilt, dass das Bezirksamt die Aufgabenstellung der juristischen Fakultät der FU nicht kommentiert.“ Wenn Sie uns jetzt im Verdacht haben: Wir waren es diesmal nicht! (sondern die BZ, wie Reporterin Isabel Pfannkuche heldenhaft gestand). Wie es dem Sittich geht, ist nicht überliefert. | |||
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Kleiner Trost für alle Behörden, die hier täglich unfreiwillig mit uns Ping-Pong spielen müssen. Wochenendplanung in der (virtuellen) Tagesspiegel-Redaktion. Szene 1: Anruf bei Kollege 1, ob er von der Demo X berichten könne. Könne er, aber man habe ihm gesagt, dass Kollege 2 das mache. Szene 2: Kollege 1 ruft wieder an. Die Demo-Veranstalter hätten ihn gerade angerufen, um ihn mit weiteren Informationen zu versorgen. Er sei nicht zuständig, habe er gesagt und auf Kollege 2 verwiesen. Witzig, hätten die Demoveranstalter gesagt, Kollege 2 habe gerade auf Kollege 1 verwiesen. Szene 3: Blick ins Planungstool, da steht: Kollege 3 kümmert sich. Szene 4: Nachfrage beim Tagesplaner, ob man nun damit rechnen könne, dass Kollege 3 sich kümmere? Antwort: Davon ist auszugehen. CP-Prognose: Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie etwas über diese Demo erfahren, liegt bei circa 53 Prozent. Aber immerhin haben wir hier mal demonstriert: Im Redaktions-Ping-Pong sind wir Weltmeister. | |||
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