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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 01.07.2021 | Es bleibt schwül, verregnet und gewittrig bei Mitte 20°C. | ||
+ Lohndumping am Impfzentrum? + Abrissrekord in Berlin + Hunderte freie Impftermine an der FU + |
von Lorenz Maroldt |
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Guten Morgen, aus Brandenburg grüßt heute CP-Leser Steffen Lehmann: „Die nächsten zwei Wochen lese ich den Checkpoint am Schervenzsee bei Müllrose. Mit Seeblick.“ Wir wünschen einen schönen Aufenthalt! | |||
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Beach, Berge oder Balkonien – nehmen Sie uns mit! An dieser Stelle zeigen wir während der Sommerferien, wo Sie gerade den Checkpoint lesen. Schicken Sie uns ein Foto mit einem Satz zum Urlaubsort an checkpoint@tagesspiegel.de. | |||
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Mehrere tausend schottische Fußballfans sollen sich in London mit dem Coronavirus infiziert haben, aber die UEFA drängt weiter auf volle Stadien. Und so lautet die Meldung des Tages: „Die EM wird zum Superspreader-Event“. Ach ja? Ist wirklich irgendwer überrascht? Der ganze Spielmodus wirkt doch wie ausgedacht von Dr. Delta und Professor Mutante: ein ständiges Herumgereise von Hundertausenden Leuten kreuz und quer durch Europa mitten in der Pandemie, von einem Hochrisikogebiet mit dem Flieger ins nächste und zurück, damit das Virus kurz vor dem Aussterben noch mal eine faire Chance bekommt, sich überall zu verbreiten. Aber die UEFA hat ja nur eine Sorge: Hauptsache, es werden keine Regenbögen gehustet. | |||
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Mit dem Neubau läuft’s ja nicht so doll in Berlin, dafür sind wir beim Gegenteil spitze: Allein im ersten Halbjahr 2021 wurde der Abriss von 801 Wohngebäuden genehmigt (bei 1.275 Anträgen) – das sind mehr als in den drei Jahren davor zusammen. Ganz vorne liegt Steglitz-Zehlendorf: Der Bezirk räumt allein gut die Hälfte ab (408) – offenbar nach dem Motto: Wo eine Villa ist, ist auch Weg. Dazu der Blick in den Regierungsvertrag (S.19): „Die Koalition wird das Gesetz (…) in Bezug auf Abriss (…) überarbeiten.“ | |||
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Eigentlich wollten wir gar kein Behördenpingpong spielen – wir wollten nur wissen, ob es stimmt, was unserem Leser Uwe Klüppel am Impfzentrum Tempelhof gesagt wurde: dass die Sicherheitskräfte der vom Senat beauftragten Firma weniger als den Mindestlohn bekommen (ca. 8 Euro statt 9,60 Euro). Doch es wurde mal wieder ein echter Berliner Rundlauf: Die Arbeitsverwaltung sagt: „Diese Frage richtete sich ausschließlich an die Senatsgesundheitsverwaltung, die Impfzentren in Berlin beauftragt.“ Die Gesundheitsverwaltung sagt: „Wir bitten Sie, sich mit dieser Anfrage an die Pressestelle des DRK Berlin zu wenden.“ Das DRK sagt: „Tut mir leid, aber die Sicherheit in den Impfzentren ist verantwortlich bei der Senatsgesundheitsverwaltung angesiedelt.“ Die Impfhotline sagt: „Dazu kann ich Ihnen nicht weiterhelfen, das muss die Senatsverwaltung für Gesundheit beantworten.“ Die Gesundheitsverwaltung sagt: … (siehe oben) | |||
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Und hier eine wichtige Mitteilung der Schulverwaltung (per Mail an die genervte Gesamtelternvertretung des Hellersdorfer Sartre-Gymnasiums): „Es erfolgt ein Einsatz des Technikers in der Ferienzeit, um unter anderem das Image zu optimieren.“ IT-Kundige wissen, was gemeint ist, alle anderen dürfen einmal kurz lachen. Aber auch die Schulsenatorin arbeitet kurz vor dem Ende ihrer Amtszeit am Image: Sie kündigte für die Ferienzeit Sanierungsarbeiten an 221 Schulen an – 303 Millionen Euro sollen dafür fließen. | |||
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An einer Kreuzberger Schule meldete Stadtrat Andy Hehmke (SPD) unterdessen bereits Vollzug – und zugleich das Ende einer Legende: Die weltberühmte „Andreas-Quelle“ ist versiegt. Am gleichnamigen Gymnasium, einem Klassiker der Checkpoint-Reihe „Berlins marode Schulen“, floss seit Jahrzehnten statt Geld nur Wasser – doch zuletzt war es andersherum. Das Ergebnis: Die Feuchtigkeitssanierung ist abgeschlossen, und die Biolehrer müssen zum Pilze sammeln jetzt in den Wald gehen statt mit ihren Klassen einfach nur in den Keller. | |||
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Kanada meldet mit 49,5 Grad einen neuen Hitzerekord, und in Deutschland reden sich die Leute die Köpfe darüber heiß, dass die Grünen-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock in ihrem Buch „Jetzt: Wie wir unser Land erneuern“ an einigen Stellen Texte aus anderen Veröffentlichungen teils wörtlich übernommen hat. Dabei ist auch ein Fragment aus einer Tagesspiegel-Reportage vom 2. Mai 2018 aufgetaucht. Hier der Vergleich, damit Sie sich selbst ein Bild machen können: „In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 2008 peitschte der Wirbelsturm mit Böen bis zu 240 Stundenkilometern hohe Wellen durch die weitverzweigten Flussarme des Irrawaddy bis zu 40 Kilometer ins Landesinnere. Nargis riss 140.000 Menschen in den Tod, zerstörte Dörfer und flutete die Felder der Reiskammer des Landes mit Salzwasser.“ (Q: Tagesspiegel) „In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 2008 peitschte der Wirbelsturm mit Böen bis zu 240 Stundenkilometern hohe Wellen durch die weitverzweigten Flussarme des Irrawaddy tief ins Landesinnere hinein. Nargis riss 135.000 Menschen in den Tod, zerstörte Dörfer und flutete die Reisfelder mit Salzwasser.“ (Q: Annalena Baerbock). Grundsätzlich freuen wir uns natürlich darüber, wenn unsere Texte gut ankommen – und noch ein bisschen mehr freuen wir uns, wenn sie mit Quellenangabe zitiert werden (so eine Reportage aus Myanmar ist ja auch aufwendig, und ein kleiner Hinweis wäre leicht möglich gewesen). Andererseits wurde der Text ja offenbar fürs Buch aktualisiert (135.000 statt 140.000) und redigiert („Reisfelder“ statt „Felder der Reiskammer“), und das Alphabet hat ja nun mal auch nur 30 Buchstaben inkl. Umlaute. Das ist also eher ein Remix geworden als ein Plagiat, und zwar für ein Buch, das keine Bibel ist, sondern schon bald als Grabbelware am Bahnhofskiosk verendet. Vorläufiges Fazit: Die hitzige Kritik an mäßigen Fehlern ist genauso maßlos wie die hitzige Verteidigung vor maßvoller Kritik. | |||
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