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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Dienstag, 10.08.2021 | Bis zu 21°C und Regenschirm nicht vergessen. | ||
+ 1,2 Millionen Euro für nichts? Gesundheitsämter in Berlin können Luca-App kaum nutzen + Sonderregel für Union: 11.000 Zuschauer trotz hoher Inzidenz + Klimabericht: Erderhitzung schreitet schneller voran + |
von Julius Betschka |
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Guten Morgen, anderswo geht’s um die Wurst, in Berlin dröhnt der Bass: Getanzt haben bei der ersten Berliner Impfnacht in der Arena in Treptow aber nur die Mitarbeiter. Gut, war auch Montag (da stolpern die letzten sonst noch aus dem Wochenende), es hatte geregnet und die Drinks waren alkoholfrei. Impfen ließen sich trotzdem viele, standen Schlage: in den ersten zwei Stunden allein 350 Menschen. „Ganz, ganz happy“, war der Leiter des Impfzentrums darüber. Und DJs und Barleute hatten sich schick gemacht wie für einen klassischen Berliner Weekender: „Es macht so Spaß, hier zu arbeiten und man rettet nebenbei noch die Welt“, sagte Barfrau Vivien Wolter. „Wir arbeiten die Pandemie weg.“ Frei nach dem Motto: Schaffe, schaffe – Spritze baue. | |||
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Der Fall erinnert an Hatun Sürücü: Die Berlinerin Maryam H. wurde 34 Jahre alt, ermordet wohl von ihren eigenen Brüdern. Weil die aus Afghanistan stammende Frau nicht so leben wollte, wie es zu sein hatte. Weil sie das Kopftuch nur dann trug, wenn ihre Brüder sie in der Berliner Flüchtlingsunterkunft aufsuchten. Zwölf solcher sogenannten Ehrenmorde, schätzt das Bundeskriminalamt, gibt es pro Jahr. Ein Drittel, das ergab eine ältere Studie, sind Männer – weil sie schwul sind oder selbst eine Tötung verweigern. Jetzt streitet die Berliner Politik darüber, ob das Ganze als Femizid zu bezeichnen ist – die Tötung von Frauen wegen des Geschlechts – wie er täglich in Deutschland versucht wird und allein durch (Ex-)Partner jeden dritten Tag gelingt. Oder ob sogenannte Ehrenmorde gesondert eingeordnet werden müssen, um sie zu verhindern. Integrationssenatorin Elke Breitenbach (Linke) lehnt den Begriff ab: „In der Öffentlichkeit wird vom sogenannten Ehrenmord gesprochen. Dieser Begriff ist unpassend, darin steckt die Rechtfertigung der Täter. Bei Mord gibt es keine Ehre“, sagte sie am Montag. SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey antwortete: „Ihr wurde aus verletztem Ehrgefühl das Leben genommen, weil sie so lebte, wie sie es wollte. Es muss klar benannt werden, dass das nichts anderes ist als ein schrecklicher Ehrenmord“, erklärte Giffey. Wie auch immer man eine solche Tat benennt: Ändern muss sich vor allem, dass Gerichte bei der Tötung von Frauen – ob als Ehrenmord, „Familiendrama“ oder Femizid bezeichnet – noch immer strafmildernd den „kulturellen Hintergrund“ oder „Verbrechen aus Leidenschaft“ anführen. Männer besitzen Frauen nicht. Zumindest in diesem Gedanken gleichen sich aber alle Täter, egal, wo sie herkommen. Ihr kultureller Hintergrund heißt vor allem: Patriarchat. Das muss immer benannt werden, nicht erst (aber auch dann), wenn „Ausländer“ Frauen töten. Das Problem auszulagern, macht es nicht besser. | |||
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Themenwechsel: Berlin sucht den heiligen Wohnungsgral. Wer hat das richtige Rezept? Wer schützt Mieterinnen rechtssicher und macht Eigentum nicht unmöglich? Ein Bündnis von 27 Initiativen hat jetzt neue Ideen entwickelt. Die Vorschläge reichen von einer „landeseigenen Ankaufgesellschaft“ von Wohnungen über „quotierte Besetzung aller Vorstände von städtischen Wohnungsunternehmen“ bis zu einer Schiedsstelle zum Schutz von Mietern sozial oder kulturell genutzter Gewerbeflächen. Was die Initiatoren noch alles wollen, hat Ralf Schönball aufgeschrieben. | |||
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Corona I: Vier Meldungen vom ersten Schultag mit Präsenzpflicht: + „Die Kinder sind jetzt seit drei Stunden ihren ersten Tag nach den Ferien in der Schule. Erste Mail: ‚Läusebefall in der Schule‘“. + „Spandauer Grundschule sagt Feier zur Einschulung ab“ – aus Sorge vor der Infektionslage. Ein Sprecher der Bildungsverwaltung sagt, die Virusmutationen seien kein „Grund zur Panik“. + Vor einer Schule in Wannsee kontrollierte gestern früh die Berliner Polizei Autofahrer, das Ergebnis: 15x zu schnell, 1x fehlender Kindersitz, 1x Mobiltelefon beim Fahren, 1x Ladung nicht gesichert, 1x nicht angeschnallt. Aber hoffentlich getestet. + Bund und Länder planen fast volle Freiheit für Geimpfte – und das Ende kostenloser Tests. Das soll auf der heutigen Ministerpräsidentenkonferenz beschlossen werden. | |||
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Corona II: 1,2 Millionen Euro hat der Berliner Senat für die Luca-App ausgegeben. Rathauschef Michael Müller sagte vor dem Kauf: „Ich habe die jetzt bestellt. Ich habe die Verträge dafür unterschrieben, ohne dass ich Smudo kennengelernt habe oder mich mit technischen Details auskenne.“ Seitdem rottet die App, zumindest bei mir, auf dem Handy vor sich hin – und die Corona-Warn-App des Bundes kann quasi genau das Gleiche (und noch mehr) leisten. Nur in Sachsen wurde sich für die datenarme Bundeslösung entschieden, die meisten anderen Länder waren zu verzaubert von Smudos Charme. Jetzt zeigt eine Recherche meines Kollegen Daniel Böldt: Die Berliner Gesundheitsämter können mit der App kaum etwas anfangen. Ein Überblick: „Die Luca-App ist eine ungenutzte Anwendung in unserem Applikationsfundus ohne Anbindung zum bestehenden Softwareprogramm“ (Neukölln), „Luca ist als ergänzende Maßnahme zu sehen“ (Pankow) „Die App hilft gar nicht“ (Reinickendorf), ist „nur begrenzt nutzbar“ (Friedrichshain-Kreuzberg). Technische Details, jaja. Manchmal wichtiger als Smudo. Was genau schiefgeht, lesen Abonnenten hier. | |||
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