Ich kann nicht behaupten, in den vergangenen Jahren allzuoft in Begeisterungsstürme über Heiko Maas ausgebrochen zu sein. Aber an diesem Wochenende hat er sich meinen Respekt verschafft – und meine inhaltliche Zustimmung. Maas hat sich – mehr als ehemaliger Justizminister denn als Außenminister – mit Schwung in die Nesseln gesetzt und Sympathie dafür bekundet, dass die Geimpften ihre Freiheitsrechte zurückbekommen sollten, wenn sie noch nicht für alle wieder eingeräumt werden können. Das halte er, der Jurist, auch für verfassungsrechtlich gedeckt. Nicht nur das. Die Wegnahme der Freiheitsrechte bedarf einer guten Begründung, wenn diese Begründung bei Geimpften wegfällt, dann müssen die Rechte zurückgegeben werden. Das setzt allerdings voraus, dass die Geimpften nicht ansteckend sind – und dass mindestens die Mehrzahl der Menschen die theoretische Möglichkeit hatte, sich impfen zu lassen. Privatwirtschaftlich wird gegen entsprechende Regelungen ohnehin kein Kraut gewachsen sein. Lokale und Friseure werden von ihre Hausrecht Gebrauch machen und Kunden mit Impfnachweis bedienen. Und auch Fluggesellschaften habe jedes Recht, sich ihre Passagiere nach plausiblen Kriterien auszusuchen. So versagt zum Beispiel seit Jahr und Tag jeder Airliner einer Hochschwangeren die Mitnahme, und das ist auch völlig richtig so. Maas hat von überallher, nicht zuletzt aus seiner eigenen Partei, heftigen Gegenwind bekommen. Möge er standhaft bleiben. Allzuoft hat er das Gefällige und das unmittelbare Mehrheitsfähige gesagt, um sich beliebt zu machen. Jetzt macht er sich mal unbeliebt. Für eine gute und richtige Sache. Ihr Christoph Schwennicke, Chefredakteur |