TAGESSPIEGEL - CHECKPOINT

+Untersuchungsausschuss besucht TXL im kleinen Kreis+Termin für Verhandlung über Müller-Tweet steht+Die unglaublichen Volten im Fall des Verfassungsschutzpräsidenten+
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von Lorenz Maroldt

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Dienstag, 6.11.18 | Weiterhin milde 18 °C, wenig Wolken.

Guten Morgen,

Historiker werden es nicht leicht haben, den Fall Maaßen vernünftig einzuordnen in die Schlussphase der Regierungszeit von Angela Merkel. Zu viel politische Irrationalität war da im Endspiel auch der Koalition von Union und SPD. Ein nachgeordneter Beamter bringt mit einigen wichtigtuerischen Sätzen die Regierung des wichtigsten europäischen Landes an den Rand des Scheiterns? Eigentlich unglaublich. Er wird in der Folge befördert, rückbefördert, soll sein Amt verlieren – und hält es Wochen später noch immer, weil kein Nachfolger parat ist? Verrückt. Aber nicht das Ende: Noch immer als Verfassungsschutzpräsident erklärt er, „linksradikale Kräfte“ in der Regierungspartei SPD hätten ihn zur Strecke gebracht.

Moment mal: „linksradikale Kräfte“? Hätte Hans-Georg Maaßen, den es als Geheimdienstmann ins Scheinwerferlicht drängte, da nicht einen Vorgang anlegen müssen, Beobachtung anordnen, vor einem Putsch warnen?

Doch die Affäre Maaßen, so lächerlich sie wirkt, hat einen ernsten Kern. Darin spielt die zunehmende Bereitschaft zur Erregbarkeit auch im Zentrum der Politik eine wichtige Rolle. Die Fähigkeit, dumme Sprüche von gefährlichen zu unterscheiden, ist weitgehend abhandengekommen. Dafür wächst die Bereitschaft zur sinnentleerten Provokation, die wiederum einen Mangel an Sensibilität offenlegt. Der absurde erste Koalitionskompromiss im Fall Maaßen, den illoyalen, weil geschwätzigen Beamten zur Bestrafung bei höheren Bezügen zum Staatssekretär zu befördern, auf Kosten eines exzellenten Fachmanns, der dafür weichen sollte, ist die Blaupause für eine abgehobene Regierung, die das Vertrauen der Wähler enttäuscht und deswegen verliert.

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Bundeskanzlerin Merkel wirft dem Volk auf ihrem Ritt in die Abendsonne ihrer eigenen Amtszeit zum Fall Maaßen eine pflichtschuldige Entschuldigung zu: Sie habe „zu wenig an das gedacht, was die Menschen zu Recht bewegt, wenn sie von einer Beförderung hören“. So ist sie, so war sie immer: Als Naturwissenschaftlerin stark in der Analyse, warum ein Experiment schiefging. Aber für eine Politikerin ist der Satz zugleich ein Offenbarungseid: Der zögerliche Umgang mit dem Fall Maaßen war auch ganz ohne bewegte Menschen in der Sache verheerend.

Zu den Meldungen aus Berlin:

Sie erinnern sich an die Demonstrationen vom 27. Mai? Eine der AfD unter dem Motto „Zukunft Deutschland“, 13 andere dagegen, u.a. „AfD wegbassen“ und „Stoppt den Hass“. Die Senatskanzlei twitterte am Abend: „Zehntausende in Berlin heute auf der Straße, vor dem Brandenburger Tor und auf dem Wasser. Was für ein eindrucksvolles Signal für Demokratie und Freiheit, gegen Rassismus und menschenfeindliche Hetze.“ Das ging der AfD zu weit: Sie sah ihr „Recht auf Chancengleichheit im politischen Wettbewerb“ verletzt und zog vors Verfassungsgericht (AZ: VerfGH 80/18). Das war im Juni – jetzt gibt es immerhin schon mal einen Termin für die mündliche Verhandlung: Mitte Januar 2019 ist es soweit – ob der Regierende Bürgermeister selbst gehört wird, hat das Gericht zunächst offengelassen (sehr wahrscheinlich ist es nicht).

Bis klar ist, ob die AfD dem Regierenden Bürgermeister verbieten lassen kann, dass er 1) für Demokratie und Freiheit ist und 2) gegen Rassismus und menschenfeindliche Hetze, vergehen also mindestens weitere acht Wochen – Zeit genug, um den Tweet nochmal zu teilen.

Wer schicken Schnickschnack liebt oder außergewöhnliche Weihnachtsgeschenke für seine Lieben sucht, der wird vom 7.–11. November auf dem Bazaar Berlin fündig. Über 500 Aussteller aus 60 Ländern präsentieren auf dem Messegelände landestypisches Kunsthandwerk, individuelle Mode, Schmuck, Accessoires und vieles mehr.
Infos unter www.bazaar-berlin.de

Tja, jetzt kann der Untersuchungsausschuss „BER II“ am Freitag endlich offiziell TXL besuchen (FBB-Chef Lütke Daldrup hatte das verzögert) – und dann ist die Führung „aus Sicherheitsgründen nichtöffentlich“: Gerade mal fünf Medienplätze werden vergeben, entschieden wird „nach dem zeitlichen Eingang der Anmeldung - nur die Schnellsten sind also dabei am langsamsten Flughafen der Welt. Bleibt die Frage: Was sind diese „Sicherheitsgründe“? Droht Tegel einzustürzen? Geht die Angst um, der Flughafen könnte geklaut werden? Fürchten die Politiker die Wut der Passagiere? Alles Fragen für die anschließende PK „in den Räumlichkeiten Sunset Airborne“ - ein symbolischer Ort: Wenn es um die Berliner Flughäfen geht, hängt eben noch einiges in der Luft.

Und hier eine neue Folge der Serie „Luthes Lunte“ (CP v. gestern), heute: „Der Bote II“. Wir schreiben den 28. Juni 2017, der FDP-Abgeordnete Marcel L. will mit seiner dunklen Limousine vom Hof des Abgeordnetenhauses fahren. Aber er ist nicht allein: Ein weißer Lieferwagen vom Postdienstleister „drs“ kreuzt seinen Weg. Sekunden später steht der leicht erregbare Abgeordnete vor seinem Auto, auch der Bote ist ausgestiegen, es wird laut, es fällt das Wort „Arschloch“, einmal, nochmal, Luthe läuft auf den Lieferwagen zu und nimmt mit seinem Smartphone den Fahrer auf. Dann geht er zurück, steigt ein und fährt davon (Fortsetzung folgt, den Film gibt es hier zu sehen).

BENEFIZKONZERT
Paul Hindemith
Das Marienleben, Op. 27
Gedichte von Rainer Maria Rilke
8. November 2018, 20.00 Uhr
Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche
Breitscheidplatz, Berlin
VVK: www.eventim.de
Abendkasse: 25,- Euro
https://www.gedaechtniskirche-berlin.de/
www.brot-fuer-die-welt.de

Ha, endlich mal wieder eine echte Hauptstadtmeldung aus Steffel County, auch bekannt als Reinickendorf: „80-jähriger Fleischer erschlägt Wildschwein und zerlegt es“, na ja, der Mann hatte eben Hunger, aber kein Geld, und in Mitte hätte er erst Tauben vom Dach holen müssen. Die Polizei hat das Schwein fotografiert, warnte aber vor dem Bilderschmaus: „Wenn Sie nicht wissen möchten, was ein 80-jähriger Fleischer letzte Nacht auf einem Parkplatz in Reinickendorf mit einem Beil angestellt hat, klicken Sie bitte nicht hier.“ Nein, nicht! Nei… - zu spät.

Lieben heißt auch loslassen können. Informieren Sie sich über die Planungen für die Nachnutzung des Flughafens Tegel. Kommen Sie zur 9. Standortkonferenz am 6. November 2018 und diskutieren Sie mit Politik, Industrie und Wissenschaft sowie zukünftigen Nutzern über Wohnen, Wirtschaft und Smart City.
Hier geht's zur Anmeldung.
Hier geht's zum Smart Magazine Berlin TXL.

Berliner Schnuppen

von Naomi Fearn

Kurzstrecke

Der Schaukasten vor der Nordkoreanischen Botschaft in der Glinkastraße ist ein guter Seismograph der weltpolitischen Stimmung – vor kurzem waren dort noch Raketenbilder zu sehen, jetzt hat es Donald Trump hinters Glas geschafft. Eine zweifelhafte Ehre, aber immerhin: besser als hinter Gittern.

Gute Nachrichten vom Bürgeramt: Es gibt zurzeit massenweise freie Termine, um z.B. eine neue Wohnung anzumelden (allerdings gibt’s ja auch keine freien Wohnungen mehr).

Apropos Wohnungen – die „Berliner Zeitung“ meldet: „Karl-Marx-Allee wird verkauft“. Na gut, nicht die ganze Karl-Marx-Allee, aber die „Deutsche Wohnen“, bekannt für kreativen Heizungsausfall im Winter, will 700 der 3000 „Zuckerbäcker“-Buden übernehmen.

Ohne Umwege! Die ideale Lage der EAST SIDE Mall, dem neuen Shoppingcenter in Friedrichshain bietet viele Vorteile. Unmittelbar am S- und U-Bahnhof Warschauer Straße nah am Ostbahnhof gelegen, versetzt es viele in die angenehme Lage, ihre Wünsche von 10 bis 21h bequem zu Fuß zu erfüllen. Oder mit dem Auto - die erste Stunde parken ist kostenlos!

Die AfD-Fraktion berät heute, ob sie ihre Abgeordnete Jessica Bießmannausschließt – ihr Vergehen: Sie hatte mit „Hitler-Weinflaschen“ für Fotos posiert (aber ihren Parteifreunden nichts abgegeben).

40 Millionen Euro hat Hertha mit einer Anleihe am Kapitalmarkt eingesammelt – wofür der Verein die Kohle verheizt, blieb gestern aber offen. Vielleicht will Manager Preetz ja in Tröten investieren (für bessere Stimmung und so).

Jetzt reicht’s aber mit den Revivals – „C&A“ teilt mit: „Die Produkte des Modehauses können ab sofort in DM bezahlt werden.“ Puh, was kommt da noch? Hat vielleicht jemand Reichsmark-Reserven?

Ein Jahr nach der Wiedereröffnung ist die Staatsoper fast fertig – nur noch wenige Buchtstaben fehlen z.B. der güldenen Aufschrift „I. – III. RANG RECH APOLLOSAA“ zur Vollendung. Aber sehen Sie selbst … (Foto: Vladimir Balzer).

Immunonkologie, Gentherapie, Smart Data: Steht die Medizin vor einer neuen Ära? Wenn ja, kommt dieser Fortschritt auch bei Ihnen an? Diskutieren Sie mit über Fortschritt für die Gesundheit auf www.landdergesundheit.de

Und wenn Sie Lust auf mehr haben, abonnieren Sie dort auch unseren Newsletter für regelmäßige Neuigkeiten aus dem „Land der Gesundheit“.

Die „B.Z.“ hat sich den Bebauungsplan für die TXL-Nachnutzung mal ganz genau angesehen, und siehe da – auch hier kommt‘s aufs Kleingedruckte an: „Bordelle verboten!“, enthüllt die Kollegin Hildburg Bruns. Und auch andere Etablissements sind unter Rot-Rot-Grün nicht wohlgelitten: „Tankstellen, Speditionen, Lagerhallen“ – alles unerwünscht, aber: „Im Gewerbegebiet kommen auf vier Stellplätze ein Baum.“ Uff ...

So, noch ein kurzer Blick ins neue BER-Magazin „Nachbarn“, das Wort hat Flughafenpfarrer Wolfgang Felber: „Ich möchte Sie einladen, mit Hindernissen kreativ umzugehen. Vielleicht ist es gut, öfter der Entschleunigung zu frönen, zurückzukehren zu einer gesunden Langsamkeit, nicht nur, wenn widrige äußere Umstände uns dazu zwingen.“ Ok, der Mann weiß offenbar, wovon er spricht. Und damit zum ...

BER count up Tage seit Nichteröffnung: 2348

Zitat

„Das mit dem Koch und Kellner kann man nicht auf die heutige Zeit übertragen. Zumal das Gasthaus etwas leerer ist.“

Gerhard Schröder gestern Abend bei der Veranstaltung „Das rot-grüne Projekt“ in der Friedrich-Ebert-Stiftung zum 20. Jahrestag der ersten Koalition beider Parteien im Bund. Vor der Wahl 1998 hatte der spätere Bundeskanzler in einem Streitgespräch mit Joschka Fischer gesagt: „In einer rot-grünen Konstellation muss klar sein: Der Größere ist Koch, der Kleinere ist Kellner.“

Tweet des Tages

@pauli_faust

„Ich bedanke mich bei meiner Mutter, meinem Vater, dem Tagesspiegel-Team und meinen Mitbewohnern, die dieses Wochenende allein geputzt haben.“

Meine Kollegin Pauline Faust nach ihrer Premiere als „Leute“-Newsletter-Autorin von Lichtenberg.

Berlin heute

Verkehr Der Tunnel Ortsteil Britz (A100, Stadtring) ist zwischen 21 und 5 Uhr in Fahrtrichtung Schönefeld gesperrt. Die Großbeerenbrücke (Kreuzberg) ist ab 6 Uhr in beiden Richtungen zwischen Hallesches Ufer und Tempelhofer Ufer für Kraftfahrzeuge gesperrt. Ab 6 Uhr steht auf der Wilhelmstraße (Kreuzberg) Richtung Mehringdamm nur ein Fahrstreifen an der Kreuzung Stresemannstraße zur Verfügung, ebenso auf der Straße Am Friedrichshain (Prenzlauer Berg) in Richtung Prenzlauer Berg in Höhe Greifswalder Straße ab 22 Uhr. Es ist lediglich das Linksabbiegen in die Otto-Braun-Straße möglich. Ab 7 Uhr werden am Lützowplatz (Tiergarten) in Richtung An der Urania zwischen Lützowufer und Wichmannstraße zwei Spuren gesperrt. Die Hermann-Hesse-Straße (Niederschönhausen) ist in Richtung Dietzgenstraße zwischen Tschaikowskistraße und Pastor-Niemöller-Platz gesperrt, wie auch die Schulzendorfer Straße (Heiligensee) in Richtung Alt-Heiligensee vor der Hennigsdorfer Straße/ Heiligenseestraße. In Höhe Marzahner Promenade ist die Märkische Allee (Marzahn) in beiden Richtungen auf zwei Fahrstreifen reduziert. Die Rudower Chaussee (Adlershof) ist in Richtung Adlergestell zwischen Am Studio und Franz-Ehrlich-Straße auf eine Spur verengt.

Demonstration Zu einer Kundgebung unter dem Motto „Wir sind mit den Lernumständen nicht zufrieden“ werden in der Pankower Arkonastraße zwischen 8.15 und 10.15 Uhr ca. 200 Teilnehmer erwartet. Vor der Botschaft der Republik Kamerun, Ulmenallee 32, werden von 11 bis 16 Uhr 100 Teilnehmer zur Kundgebung „Gegen Diktatur, Wahlmanipulation und Menschenrechtsverletzungen in Kamerun“ erwartet.

Gericht Ein Physiotherapeut kommt auf die Anklagebank, weil er zwei Mädchen, die bei ihm in Behandlung waren, missbraucht haben soll. Die Schülerinnen sollen 13 und 14 Jahre alt gewesen sein (9 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal B 219).

Universität Der Historiker Prof. Dr. Christopher Kopper von der Uni Bielefeld hält um 16 Uhr an der FU einen Gastvortrag über "Ein multinationales Unternehmen in der brasilianischen Militärdiktatur (1964-1985): VW do Brasil". U-Bhf Breitenbachplatz, Rüdesheimer Straße 54/56, Raum K02

Prominent verraten

Vielen Dank für die Blum-en! Seit 1991 erfreuen sich die in dieser Woche gesuchten Kabarett- und RevuekünstlerInnen einer treuen Fangemeinde.

Bekannte Berliner fotografieren für uns eine Woche lang täglich Ausschnitte aus ihrem Leben. Erraten Sie, wer sich diesmal hinter den Bildern versteckt? Senden Sie uns bis Donnerstag eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de mit dem richtigen Namen und gewinnen Sie zwei "Checkpott"-Kaffeetassen. Die Auflösung kommt immer freitags - mit einem Selfie.

Stadtleben

Essen Gemeinhin beäugt man hierzulande sich noch auf dem Teller selbständig bewegende Speisen mit Skepsis. Keine Sorge, der folgende Vorschlag wird daran nichts ändern. Sprichwörtliche Beine werden dem hier Aufgetischten nämlich nur virtuell gemacht, per Projektion auf Tisch und Teller. Allerdings soll sich hier niemand mit virtuellem Essen abspeisen lassen, sondern mit einem durchaus bissfesten Sechs-Gänge-Menü, das die Stationen Marco Polos von Marseille (Galette und Tartelette) nach Arabien (etwa Babaganoush und Falafel) und Indien (Kochbananen-Curry und Samosa) über den Himalaya (Litschi-Sorbet und Zitronengras) bis nach China (Entenbrust & Pak Choi) erzählt, untermalt von raumfüllenden Klängen und umherwandernden Bildern zwischen den Gängen. Italo Calvino hätte seine Freude gehabt. Ab 20 Uhr in der Gourmanderie im Centre Francais, Müllerstraße 74, U-Bhf Rehberge. Tickets ab 89 Euro

Trinken Bleiben wir noch kurz in Frankreich. Die Wein & Glas Compagnie veranstaltet eine Verkostung mit Fokus auf südlich der Rhône gelegene Weinbaugebiete, die für eine eher kräftige, vollmundige, runde und weiche Linie bekannt sind. Der Eintritt beträgt 40 Euro, für die es zwar keine Projektionsshow wie oben gibt, dafür aber die Rebsorten Grenache, Syrah und Mourvèdre im Direktvergleich. Prinzregentenstraße 2, 19.30 Uhr für 40 Euro

Berlinbesuch Bekanntermaßen gehen der Tagesspiegel und das Recherchezentrum Correctiv im Projekt "Wem gehört Berlin?" den Eigentumsverhältnissen in der Hauptstadt auf den Grund. Eine Größe, die im Verhältnis zu anderen Zahlen nur selten an die Eigentümer herangetragen wird, ist die ästhetische, sprich: der Beitrag, den die Gebäude zum Stadtbild und damit zur Lebensqualität nicht nur der Mieter, sondern aller Bewohner der Stadt leisten. Ganz in diesem Sinne - einer Politik der Sinne - kann man auch die sich seit der Moderne ziehende Debatte um Kunst und Alltag denken, in der Jonathan Meese eine radikale Stellung einnimmt: Er fordert nicht weniger als eine „Diktatur der Kunst“. Vielleicht eine Gelegenheit, das eine im Rahmen des anderen und vice versa zu denken. Zum Einstieg findet ab 18.30 Uhr in der Denkerei, Oranienplatz 2, U-Bhf Moritzplatz, eine Diskussion über die „Diktatur der Kunst“ statt, während ab 20 Uhr Checkpoint-Autorin Laura Hofmann mit Baustadtrat Ephraim Gothe bei "Wem Gehört Mitte?" spricht; Singerstraße 109 in den Räumen von Correctiv

Geschenk Während nebenan im großen Saal Kassenschlager (ergo: längst ausverkauft) Anne-Sophie Mutter und Lang Lang mit Beethoven, Mozart und Filmmusikgigant John Williams die Sinne gewohnt virtuos betören, erklingen im wesentlich intimeren Kammermusiksaal mit Carter, Di Castri, Feldman, Lim und Xenakis moderne bis zeitgenössische Streichquartette, die nicht nur dem Klischee des ungewohnten Klanges in der Neuen Musik entsprechen, sondern für die meisten Hörer auch wirklich neu, also bislang noch nicht gehört sein dürften. Für Hörmutige und Entdeckernaturelle spielt das JACK Quartett nach einer Einführung um 19 Uhr. Karten gibt’s ab 13 Euro. Herbert-von-Karajan-Straße 1, S+U-Bhf Potsdamer Platz

Aktionswoche „Berlin spart Energie“
Von Vorbildern lernen!
Vom 12. bis zum 16. November öffnen zahlreiche Vorbildprojekte ihre Türen. Im Rahmen der Aktionswoche „Berlin spart Energie“ bieten über 60 Institutionen einen umfassenden und kostenfreien Blick hinter die Kulissen der Berliner Energiewende.
Jetzt anmelden!

Last-Minute-Tickets Es kann mitunter schwierig werden, angesichts des anhaltenden 80er Wave, Dark Wave, New Wave bis hin zu No Wave-Revivals den Überblick über die unzähligen Nachahmer zu behalten. Wie gut, wenn man hin und wieder noch einem Original begegnen kann. Die damals allen möglichen Indie-Künstlern alle möglichen Wege weisende Lydia Lunch und ihr Big Sexy Noise spielen um 20 Uhr im Musik & Frieden – online sind keine Tickets mehr verfügbar, ganz im Gegenteil zur Abendkasse. Einlass ab 19 Uhr gegen 23,80 Euro, Falckensteinstraße 48, U-Bhf Schlesisches Tor

Briefe aus dem Ersten Weltkrieg. Mit In Memoriam ist Jürgen Flimm im Pierre Boulez Saal zu Gast. Der Erste Weltkrieg - „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ - war für Millionen von Soldaten eine unüberblickbare, todbringende Gegenwart. Flimm liest aus den Feldbriefen seines Onkels, der als 18-Jähriger gefallen war. Lieder von Mahler, Berg und Schumann umrahmen diesen sehr persönlichen Abend. Dienstag, 6.11., 19.30 H. Tickets

Das Stadtleben heute hat Thomas Wochnik für Sie zusammengestellt

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Wem gehört Berlin?

Mietergeschichten - Leser fragen, wir suchen nach Antworten

"Wegen Mieterhöhung habe ich die Wohnung von einem Gutachter des Mietervereins vermessen lassen. Dieser hat festgestellt, dass die Wohnung 13,6 % kleiner ist als im Mietvertrag verzeichnet. Ich habe also seit Bezug der Wohnung rund 12.000 € zu viel Miete gezahlt."

Einschätzung des Berliner Mietervereins:
Ist die Wohnung mehr als 10 Prozent kleiner als im Vertrag angegeben ist sie wegen der geringeren Fläche mangelhaft. Das gilt auch dann, wenn der Vertrag eine „ca.“-Angabe enthält, oder wenn sich die Wohnungsgröße nicht direkt aus dem Vertrag, sondern zum Beispiel aus dem Umlageschlüssel für die Betriebskosten ergibt. Beträgt die Flächenabweichung mehr als 10 Prozent hat der Mieter das Recht zur Mietminderung. Die Höhe der Minderung richtet sich nach der Flächenabweichung; ist die Wohnung also 13,6 % kleiner als vereinbart, darf die Miete auch um 13,6 Prozent gekürzt werden. In der Vergangenheit geleistete Zuvielzahlungen kann der Mieter zurückfordern, wenn noch keine Verjährung eingetreten ist. Die Verjährungsfrist beträgt drei Jahre und beginnt mit dem Schluss des Jahres, in dem der Mieter Kenntnis vom Mangel erlangt, also der Vermessung der Wohnung.

Diese Geschichte wurde uns im Rahmen der Großrecherche „Wem gehört Berlin?“, einem Gemeinschaftsprojekt von Tagesspiegel und dem gemeinnützigen Recherchezentrum Correctiv, zugeschickt. Zusammen mit allen Berlinerinnen und Berlinern wollen wir mehr Transparenz in den Berliner Immobilienmarkt bringen. Machen Sie mit unter wem-gehoert-berlin.de

Berliner Gesellschaft

Personalien - Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble wird am 26. November mit dem Heinz-Galinski-Preis der Berliner Jüdischen Gemeinde und der Heinz-Galinski-Stiftung geehrt.

Geburtstag - Richard Clemens (77), "ehem. Beamter, trotzdem sehr aktiv und Goethe-Oldie" / Detlef Untermann (66), Blogger und Initiator von "Kinder-Kochen" & "Deutschlands derzeit einziger bloggender Großvater, dem seine Frau, seine Kinder und Enkelkinder sowie seine Blog-Fans ganz herzlich gratulieren." / Volker Weidermann (49), Journalist, Autor und Literaturkritiker / Thomas Wochnik, Stadtleben-Texter, das Checkpoint-Team gratuliert herzlich!

Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.

Gestorben - Ilona Buschkamp-Mohr, * 1. Januar 1956 / Walter Hagen-Groll, * 15. April 1927, ehem. Chordirektor der Deutschen Oper / Thomas Klockgether, Psychologe beim Prowo e.V. / Iris Lehmpfuhl, * 18. Juli 1938 / Manfred Petersen, * 9. Juli 1933, Schauspieler

Stolperstein - Heute vor 74 Jahren wurde Wilhelm Scheer (Jhg. 1906) im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet, nachdem er ab Juli 1944 dort inhaftiert und im September desselben Jahres zum Tode verurteilt worden war. Der Widerständler lebte in der Muskauer Straße 51 in Kreuzberg.

Beide verdienen ihr Geld mit Flüchtlingen. Der eine schmuggelt Migranten in die USA. Der andere will sie aufhalten - gerade jetzt, da Tausende kommen. Die Grenze zu Mexiko könnte heute die Wahl in den USA entscheiden. Lesen Sie die Reportage von Hannes Heine und Kathrin Zeiske heute auf Seite 3 im Tagesspiegel und im E-Paper.

Encore

Woche für Woche im Amtsblatt das gleiche Bild: Die Polizeipräsidentin, die dort noch immer als „Der Polizeipräsident“ firmiert, sucht und sucht und sucht per Stellenausschreibungen dutzende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, offenbar vergeblich, darunter vor allem: „Polizeihauptkommissarin / Polizeihauptkommissar, Kriminalhauptkommissarin / Kriminalhauptkommissar, Gewerbehauptkommissarin / Gewerbehauptkommissar, Erste Polizeihauptkommissarin / Erster Polizeihauptkommissar, Erste Kriminalhauptkommissarin / Erster Kriminalhauptkommissar, Erste Gewerbehauptkommissarin / Erster Gewerbehauptkommissar ...“ – und so weiter, und so fort, es nimmt überhaupt kein Ende, alles unbesetzte Stellen. Vielleicht sollte es die Frau Präsidentin mal mit Quereinsteigern versuchen, so wie Schulsenatorin Scheeres bei den Lehrern, ich hätte zum Beispiel als Qualifikation rund 40 Jahre als „Tatort“-Zuschauerassistent anzubieten, und: Meine Aufklärungsquote ist gar nicht mal so schlecht.

Ich wünsche Ihnen einen erkenntnisreichen Tag, morgen früh begrüßt Sie hier Björn Seeling – bis dahin,

Ihr
Unterschrift Maroldt

Lorenz Maroldt

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