Einen möglichen, beunruhigenden Zusammenhang zwischen Herzmitteln und sehr hohen Temperaturen legen Gesundheitsforscher vom Helmholtz Zentrum in München und von der Yale-Universität in den USA nahe. Die Arzneien könnten unter Umständen einen Mechanismus in Gang setzen, der die Wahrscheinlichkeit eines Infarkts erhöht, anstatt sie zu senken. Die betrachteten Fälle hatten sich über 14 Jahre hinweg ereignet – in absoluten Zahlen dürften die Unterschiede also recht klein sein.
Die Studienleiter Alexandra Schneider und Kai Chen verglichen knapp 2500 nicht tödliche Herzinfarkte während der Sommermonate aus einem Register im Raum Augsburg. Paradoxerweise stellte sich heraus, dass jene, die Thrombozytenaggregationshemmer einnahmen, ein um 63 Prozent erhöhtes Risiko aufwiesen, davon betroffen zu sein. Bei Betablockern waren es 65 Prozent gegenüber jenen, die keine Arznei schluckten. Patienten, die beide einnahmen, waren um 75 Prozent stärker gefährdet. Bei unter 60-Jährigen war der Effekt deutlicher als bei Älteren. Die einen Medikamente unterbinden Verklumpungen in Blutgefäßen, die anderen senken den Blutdruck.
Schneider und Chen spekulieren, dass die Einnahme der Medikamente die Anpassungsfähigkeit des Körpers an hohe Temperaturen erschwert. Die Erklärungsvariante, dass die zugrunde liegende Herzkrankheit einfach die Empfindlichkeit gegenüber Hitze erhöhe, verwerfen sie eher unter Verweis auf das tendenziell niedrigere Alter der behandelten Herzinfarktpatienten.
Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft rät Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sich vor der Hitze zurückzuziehen, die Wohnungen nachts zu lüften und tagsüber mit Rollläden zu schützen und – vor allem – ausreichend zu trinken. Letzteres bedeute, täglich mindestens 1,5 bis zwei Liter Flüssigkeit zu sich zu nehmen und auf Alkohol zu verzichten. Zudem sei leichte Kost zu empfehlen.
Kurt-Martin Mayer, Wissen & Gesundheit |