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| Sehr geehrte Damen und Herren, | in dieser Woche saß ich mit meinem Kollegen Claus Christian Malzahn zusammen. Ich hatte ihn gebeten, einen größeren Text über Linksextremismus in Deutschland zu schreiben. Nicht nur, aber auch weil Linke in der vergangenen Woche massive Ausschreitungen in Leipzig-Connewitz begangen hatten.
Die Straßen dort seien klar markiert, erzählte mir Malzahn, nachdem er aus Leipzig zurückgekehrt war: „Wie das Schanzenviertel in Hamburg oder Kreuzberg in den Neunzigern, überall Aufkleber.“ Zum Beispiel: ACAB – „all cops are bastards“ (Alle Polizisten sind Schweine). Auch daran sehe man, dass hinter der Gemütlichkeit, die das Viertel durchaus zu bieten habe, Gefahr lauere. Und man fühle das auch. Vielleicht hätte er eher in der Lederjacke als im Boss-Mantel durch die Straßen ziehen sollen. |
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Gegen Gewalt, auch von links: Jung-Reporter Claus Christian Malzahn (links, mit Telefonhörer) um 1990 in der taz
Malzahn kennt den deutschen Osten sehr gut, er arbeitet dort seit Anfang der Neunziger immer wieder, damals war er „Spiegel“-Korrespondent in Erfurt. Connewitz sei im Osten ein Unikat, sagt er, nirgendwo sonst seien die Linken so organisiert – und so extrem. Der Reporter wurde selbst schon zum Ziel der Szene, und zwar ausgerechnet, als er vor vielen Jahren für die linke „Tageszeitung“ (taz) arbeitete. 1990 veröffentlichte er dort mit seinen Kollegen mehrere Essays, die sich in scharfer Form gegen die linke Gewalt am ersten Mai richteten, nachdem 1987 ein ganzes Kaufhaus abgebrannt war und ständig von Linken Geschäfte angegriffen wurden, oft solche, die Migranten gehörten. Damals wurde die „taz“-Redaktion bedroht, die Zeitung bekam Polizeischutz, Malzahn brachte den Beamten Kaffee raus. Die radikale Linke kam derweil auf den Slogan „taz lügt“, eine ganz frühe Variante des „Lügenpresse“-Slogans von heute.
Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre, damit sich die Reise von CCM, wie Malzahn in der Redaktion genannt wird, gelohnt hat.
Bester Gruß
Johannes Boie
Chefredakteur WELT AM SONNTAG
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