Manchmal kann Börse auch recht einfach sein
Manchmal kann Börse auch recht einfach sein von Sven WeisenhausAbgesehen von einem Ölpreisanstieg, der mit den zunehmenden Risiken im Syrienkonflikt begründet werden kann, ist an den Börsen derzeit nicht viel los. Sowohl die Aktien- als auch die Rentenmärkte und die Major-Währungen tendieren lediglich seitwärts. Und das unter deutlich abnehmender Volatilität. Diese Kursentwicklungen mögen wohl daran liegen, dass die aktuellen Nachrichten kaum noch überraschen können. So hat zum Beispiel das Hin und Her im Handelskonflikt längst zu einem Gewöhnungseffekt geführt. Und in Sachen Geldpolitik haben die Märkte inzwischen verstanden, dass der Plan der Notenbanken nahezu in Stein gemeißelt ist. An ihm wird nur gerüttelt, wenn es deutliche Abweichungen von den Projektionen gibt. Das ist aber aktuell nicht der Fall. Wirtschaftsdaten liegen in den Erwartungen So wurden gestern zum Beispiel die US-Inflationsdaten für den Monat März gemeldet. Und sie trafen exakt die Erwartungen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lag die Teuerung bei 2,4 %, nach +2,2 % im Vormonat. Experten hatten mit genau diesem Anstieg gerechnet. Die Währungshüter achten allerdings primär auf Preisveränderungen bei persönlichen Verbraucherausgaben (PCE) ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Nahrungsmittelkosten. Und hier lag die Steigerungsrate zuletzt mit 1,6 % noch unter dem Ziel der Fed von 2,0 %. Insgesamt hat die US-Notenbank damit kein Grund, von ihrem eingeschlagenen Pfad abzuweichen. Nach den jüngsten Zahlen vom US-Arbeitsmarkt, wurden diese Zahlen mit Spannung erwartet. Denn wie schon bei den Zahlen aus der Eurozone (siehe Börse-Intern vom 5. April), stellte sich auch bei den US-Daten die Frage, wann sich diese auch positiv auf die Löhne niederschlagen und wann die verbesserten Perspektiven für die Verbraucher und damit den Konsum eine höhere Inflation zur Folge haben. Doch weil die aktuellen Inflationsdaten nur die Erwartungen und den bisherigen Trend bestätigen, blieben die Reaktionen an den Börsen moderat und im Kursverlauf fast unsichtbar. Arbeitsmarktbericht war nicht der Auslöser Im Februar hatte dagegen ein ebenso kräftiger Lohnanstieg, wie wir ihn am vergangenen Freitag mit den Arbeitsmarktdaten gesehen haben (siehe Börse-Intern vom vergangenen Montag), angeblich für größere Turbulenzen an den Aktienmärkten gesorgt. Doch an dieser Theorie gab es gute Gründe für Zweifel (siehe „Darum war der Arbeitsmarktbericht nicht der Auslöser“). Und weil es dieses Mal nicht zu dramatischen Verkäufen kam, bestätigt sich mein Eindruck. Denn ich sah stattdessen in den Kursverlusten normale Gewinnmitnahmen, die nach den (zu) steilen Kursanstiegen in den Tagen und Wochen zuvor nötig waren, um den überkauften Zustand abzubauen. Und da ein kurzer Kurseinbruch nicht ausreichend war, um eine Marktbereinigung herbeizuführen, ging ich davon aus, dass sich die Kurse noch eine Weile ein- bzw. auspendeln werden. Dabei sollte es letztlich zu einer abnehmenden Volatilität kommen. Und genau das sehen wir gerade an den Aktienmärkten. US-Indizes etablieren Konsolidierungen auf hohem Niveau Dabei halten sich die Indizes sehr schön an die erwarteten Kursmuster. Der Dow Jones zum Beispiel hält sich nach dem Ausbruch aus dem Dreieck (gelbe Linien im folgenden Chart) an den Abwärtstrendkanal (rot). Dabei beschränkt er sich aufgrund der abnehmenden Volatilität inzwischen auf die obere Hälfte des Trendkanals (grüne Pfeile). Und der S&P 500 hat mit Hilfe der 200-Tage-Linie (blau im folgenden Chart) und der 50-Tage-Linie (rot) seinen Aufwärtstrendkanal (grün) verteidigt und sich an dessen unterem Ende eingependelt. Beim Nasdaq100 kann man sich noch streiten, ob wir weiterhin einen Aufwärtstrend (grün im folgenden Chart) oder eine Seitwärtsbewegung (gelb) sehen. Aber unzweifelhaft ist, dass sich auch hier die Kurse jüngst unter abnehmender Volatilität aus- bzw. einpendeln. Und ich gehe sehr stark davon aus, dass sich diese Tendenz noch einige Wochen fortsetzen wird. Die aktuellen Nachrichten - ob Handelsstreit, Syrien oder Geldpolitik - gehen in diesen Bewegungen, wie bereits geschrieben, fast völlig unter. Sie können daher ein gutes Stück weit vernachlässigt werden. Lassen Sie sich von diesen Meldungen nicht verunsichern. Versuchen Sie stattdessen, schlicht die übergeordneten Chartmuster zu traden - also an Unterstützungen Käufe und an Widerstandslinien Verkäufe zu tätigen. Denn manchmal kann Börse auch recht einfach sein. Ich wünsche Ihnen schöne Osterfeiertage Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de
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