Der SZ-Newsletter fürs Fußballwochenende.
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6. Dezember 2024
Morgen im Stadion
Der SZ-Newsletter fürs Fußballwochenende
Philipp Selldorf
Sportredakteur
SZ Mail
Guten Tag,
es ist überall bekannt, was geschieht, nachdem Verbrecher gemeinsam erfolgreich ein Ding gedreht haben: Hand in Hand haben sie gearbeitet, um die Bewacher auszuschalten und die Flucht zu arrangieren. Doch dann beginnen die wahren Probleme – wenn es daran geht, die Beute zu teilen. Beispielhaft wird dieses Naturgesetz der Gesetzlosen in dem Film „Die Geier warten schon“ (USA 1973) dokumentiert. Die Banditen haben den Eisenbahn-Raub raffiniert durchdacht, kein Schuss muss fallen. Doch statt den Zaster einfach in vier Portionen zu teilen und zu verduften, streiten die Halunken darüber, wer wie viel bekommen soll. Und am Ende wird keiner reich und glücklich, sondern alle liegen erschossen im Staub.

Den Managern der 36 Klubs in der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga mag die filmische Allegorie als mahnendes Beispiel dienen, wenn sie sich in den nächsten Wochen an den „Verteilungskampf“ respektive den „Kampf um die Kohle“ begeben. Mit solchen auf rohe Gewalt deutenden Begriffen bezeichnen Medien hierzulande den Prozess, der dem Profifußball nach dem just beendeten Verkauf der Medienrechte bevorsteht. Die DFL-Geschäftsleitung hat es überraschenderweise geschafft, die Höhe der jährlichen TV-Einnahmen zu steigern, auf insgesamt 4,484 Milliarden Euro bis 2029, aber die Unruhe in der Gruppe der Empfänger wird dadurch nicht geringer, im Gegenteil. Die Geier warten schon.

Dass beispielsweise der FC Bayern, also der Klub, dessen Torwart gerade die Aufmerksamkeit auf sich zieht, pünktlich zur Debatte über die Beute seinen Vertreter im maßgebenden DFL-Präsidium ausgetauscht hat und künftig nicht mehr vom Vorstandschef Jan-Christian Dreesen, sondern vom Finanzchef Michael Diederich repräsentiert wird – das weckt Argwohn bei den übrigen Clan-Mitgliedern. Dreesen, seit 2016 Präsidiumsmitglied, stand für konstruktive, faire Zusammenarbeit und genoss gutes Ansehen in den anderen Klubs. Beim FC Bayern geriet er eben deswegen unter Verdacht: Wie kann es sein, dass ein Bayern-Funktionär für seine Fairness geschätzt wird? So ein Verdacht kam bei Karl-Heinz Rummenigge niemals auf, als er früher in der DFL-Führung arbeitete.
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 Immer noch mehr als der kleinste gemeinsame Neuer
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Diederich geht der Ruf voraus, er sei entsandt worden, um noch mehr Geld für die Bayern einzutreiben. Bei der Ausschüttung der gemeinsamen nationalen TV-Einnahmen liegen die Bayern aber ohnehin weit vorn. Mehr als 100 Millionen Euro gehen in diesem Jahr als Geschäftsanteil nach München, die Aufsteiger Kiel und St. Pauli bekommen 31,5 und 33,6 Millionen. Die zahlreichen in der zweiten Liga verloren gegangenen Traditionsmarken müssen mit deutlich weniger auskommen, die Altmeister 1. FC Nürnberg und Schalke 04 etwa liegen bei zehn und 17 Millionen. Auch dieser Kreis will künftig mehr Geld bekommen. Argument: Man ist zwar zweitklassig und sportlich nicht erfolgreich, besitzt aber mehr Anziehungskraft als die Mittelständler, Werks- und Selfmadeklubs, die das Tabellen-Niemandsland der ersten Liga besiedeln. Erste verbale Schusswechsel unter Vertretern der beiden Fraktionen haben schon stattgefunden.

Sollten die Bayern tatsächlich noch höhere Anteile fordern, obwohl sie aus der neuen Champions League schon reicher als im Vorjahr beschert werden und ihnen demnächst, wie auch Borussia Dortmund, der Geldsegen der Klub-WM ins Haus steht (siehe Text unten), wäre das selbstsüchtig und womöglich auch nicht schlau. Jede zusätzliche Million für die Bayern fehlt anderen Klubs, um den Wettbewerb wenigstens halbwegs aufrechtzuerhalten und die Klassen-Gegensätze nicht noch größer werden zu lassen. Denn der Bund der Erst- und Zweitligaklubs stellt wie die erwähnte Eisenbahnräuberbande eine Solidargemeinschaft dar. Man braucht einander.
Philipp Selldorf
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